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Moody's rückt Berlin ins rechte Licht Im Westen nichts Neues

Deutschland muss um seine Kreditwürdigkeit bangen. Was wie eine Ohrfeige klingt, sollte in Wahrheit längst Konsens sein: Immer neue Hilfskredite zur Rettung der Eurozone vor dem Kollaps können auch Deutschland überfordern. Wer sollte davor warnen, wenn nicht eine Ratingagentur?

Der Blick auf die Finanzmärkte trügt dieser Tage: Deutschland kann sich so billig verschulden wie nie zuvor, teils bezahlen Investoren sogar noch eine Prämie, um ihr Kapital im scheinbar letzten sicheren Hort der Eurozone zu wähnen. Ausgerechnet dieses Land soll nun sein Gütesiegel der Ratingagenturen für unangefochtene Finanzstabilität verlieren?

Aber sicher! Denn die niedrigen Zinsen sind kein Indiz für die Stärke Deutschlands, sondern für die Schwäche der übrigen Staaten. Während die europäischen Randstaaten finanziell zunehmend aufs Trockendock gelegt werden, fließt das Kapital in die Länder Europas, die noch am ehesten in der Lage sein werden, Zins und Tilgung zu leisten. Das sind Deutschland, die Niederlande und das kleine Luxemburg. Genau diesen Staaten zeigt Moody's nun die gelbe Karte - ganz zu Recht.

Deutschland, die Niederlande und Luxemburg sind nicht nur die Euro-Staaten mit den niedrigsten Anleiherenditen, sondern zugleich auch die mit den stärksten Schultern zur Stützung der Eurozone. Wenn es also in Zukunft darum gehen sollte, Riesen unter den Euro-Staaten wie Spanien oder Italien vor dem Zusammenbruch zu bewahren, wird die Rechnung dafür am Ende all jenen Staaten präsentiert, die noch substanziell in der Lage sind zu helfen. Die Summen, die dann jedoch zu leisten sind, lassen sich auch von einem wirtschaftlich starken Staat wie Deutschland nicht ohne weiteres aufbringen. Am Ende schränkt das die Zahlungsfähigkeit eines Staates ein - und darauf weist Moody's hin.

Und noch eine andere Rechnung machen die Bonitätswächter auf: Droht Griechenland nun die Staatspleite, dann hat auch das Auswirkungen auf Deutschland. Nicht nur wegen der bereits gewährten Milliardenkredite für Athen, die Berlin im schlimmsten Falle in den Wind schreiben müsste, sondern auch wegen eines dann befürchteten Euro-Staaten-Dominos. Neu ist auch das wahrlich nicht. Wenn jedoch selbst unter Regierungskoalitionären die Rufe nach einem Ende mit Schrecken für Griechenland lauter werden, ist es nur legitim, die Politik beim Wort zu nehmen und ihr die Konsequenzen vor Augen zu führen.

Keine Frage: Ihrem Selbstbild als stille Mahner mit der weißen Weste werden Ratingagenturen nicht gerecht. Für ein Aufstöhnen in der Republik, weil es nun auch an die eigenen drei Buchstaben zu gehen droht, gibt es aber keinen Anlass. Zweifel am Prädikatsrating Deutschlands sind angebracht, nicht erst seit der Analystenstudie. Moody's hat nun schlicht seine Arbeit gemacht. Gut so!

Quelle: ntv.de

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