Wirtschaft

Warum Budgetdefizite kein Teufelszeug sind Gute Schulden, schlechte Schulden

Kredite über rund 48 Milliarden Euro will der Bund 2011 aufnehmen. Das ist gut, weil die Neuverschuldung damit dank guter Konjunkturentwicklung um viele Milliarden geringer ausfällt als gedacht. Doch echte Freude kommt nicht auf. Sind so viel frische Miese nun gut oder schlecht?

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(Foto: Paul Golla / pixelio.de)

Mit Vergleichen ist das so eine Sache. Steigen die Schulden, beschwört der eine die schwäbische Hausfrau, die schon immer wusste, dass man nicht dauerhaft über seine Verhältnisse leben kann. Der andere hält den tüchtigen Unternehmer dagegen, der mit seinem Unternehmen niemals auf einen grünen Zweig gekommen wäre, wenn er sich nur auf sein eigenes Erspartes verlassen hätte. Sympathische Rollenmodelle in allen Ehren, aber die Vergleiche hinken.

Anders als eine Hausfrau oder ein Kaufmann muss der Staat in guten wie in schlechten Zeiten gleichermaßen die Leistungen erbringen, die seine Bürger von ihm erwarten dürfen. Dafür braucht er Geld, das er entweder sofort oder in der Zukunft einsammeln kann. Im Klartext: Er kann Steuern erheben oder sich verschulden. 48 Mrd. Euro finanziert Deutschland im kommenden Jahr nun über neue Schulden - fraglos viel Geld. So entspricht die Summe mehr als der Hälfte der Finanzhilfen für das wankende Irland. Doch für eine Volkswirtschaft wie Deutschland mit einer jährlichen Wirtschaftsleistung von zuletzt 2400 Mrd. Euro ist dies keine existenzielle Bedrohung.

Der Zweck heiligt die Finanzmittel

Ganz unabhängig von ihrer Höhe, sind Schulden als solche nie grundsätzlich gut oder schlecht. Entscheidend ist, wofür sie aufgenommen werden. Geliehenes für einen schlechten Zweck wird nicht besser durch niedrige Zinsen oder ein volles Bankkonto. Anders herum können Schulden auch dann sinnvoll und richtig sein, wenn die eigenen Außenstände bereits hoch sind. Die Frage nach Töpfchen oder Kröpfchen entscheidet sich für einen Staat nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen. Dass man just über diesen Nutzen sehr unterschiedlicher Meinung sein kann, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Die wichtigste Frage ist dabei, welche langfristigen Folgen mit dem geliehenen Geld erreicht werden können. Sind etwa Konsumausgaben erst einmal verfrühstückt, verpufft ihr Effekt. Investiert der Staat hingegen in eine gute Infrastruktur oder Bildung, verbessert sich dadurch auf lange Zeit auch die Situation von Bürgern. Zudem entstehen für Unternehmen wichtige Voraussetzungen, um mit eigenen Investitionen Geld zu verdienen und Arbeitsplätze zu schaffen. Unter dem Strich kann dadurch mit den richtigen Instrumenten mehr Wachstum entstehen, als der Fiskus dafür ausgegeben hat. In diesem Fall wären Staatsschulden also gute Schulden - aber nicht, weil es Schulden sind, sondern weil sie wichtige und richtige Ausgaben der öffentlichen Hand ermöglichen.

Ein kleiner Trost bleibt auch jenen, die ein unbeherrschbares Ausufern der Verschuldung fürchten: Deutschland ist nicht nur Schuldner, sondern seine Bürger und Unternehmen sind gleichzeitig auch Gläubiger. Mehr als die Hälfte des Geldes, das sich der deutsche Staat leiht, stammt aus dem eigenen Land und bleibt damit quasi "in der Familie". Der Staat muss zwar Zinsen zahlen, diese mehren jedoch zumindest zu einem großen Teil das Vermögen seiner eigenen Bürger. Weltweit gesehen ist Deutschland übrigens Netto-Gläubiger, verleiht also mehr Geld als es sich selbst leiht. Das ist eine gute Nachricht für die Vermögensbildung - sofern das Geld auch zurückgezahlt wird.

Quelle: ntv.de

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