Wirtschaft

Anleger haben keine Angst mehr Griechen-Pleite? Na und!

Prost!

Prost!

(Foto: picture alliance / dpa)

Griechenlands Schuldenproblematik und die sich immer weiter hinziehenden Rettungsbemühungen locken offenbar keinen Anleger mehr hinter dem Ofen vor. Das Gespenst einer Griechenland-Pleite hat seinen Schrecken weitgehend verloren. An den Märkten ist man des Themas "einfach leid".

Die Pessimisten sind müde. Immer neue Hiobsbotschaften über den Schuldenstand Griechenlands und die sich schier endlos hinziehenden Sanierungsbemühungen gehen an vielen Investoren mittlerweile vorbei. "Das Thema hat inzwischen nicht nur deutlich an Schrecken verloren, man ist es auch einfach leid geworden", sagt Helaba-Analyst Christian Schmidt. "Man weiß mittlerweile, dass Griechenland ein Wackelkandidat ist und bleibt. Dafür gibt es aber in Spanien und Italien erste Anzeichen, dass Dinge angepackt und geändert werden. Das macht den Anlegern Mut."

Sein Kollege Heino Ruland von Ruland Research sieht es ähnlich. "Das negativste Szenario wie eine geordnete Insolvenz Griechenlands ist bereits eingepreist. Auch ein Austritt aus der Euro-Zone würde die Lage nicht mehr verschlimmern."

EZB-Tender gibt Aktien Auftrieb

Der vorsichtige Optimismus der Investoren speist sich vor allem aus der Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Geldspritzen den Sturz der Eurozone in den Abgrund verhindert. Immer weniger Investoren spekulierten auf das Horror-Szenario, dass bei einer Pleite Griechenlands die Eurozone auseinander bricht, betont Marktanalyst Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz.

Ende Dezember stellte die EZB den europäischen Finanzinstituten für drei Jahre eine knappe halbe Billion Euro zu einem Minizins von einem Prozent zur Verfügung. Für Ende Februar ist ein weiterer sogenannter Langfrist-Tender geplant. Dessen Volumen konnte nach Einschätzung von Börsianern sogar noch größer ausfallen.

Seit dem ersten Tender geht es an den europäischen Aktienmärkten fast ausschließlich bergauf. Der Dax steht vor seinem achten Wochengewinn in Folge. In diesem Zeitraum legte er rund 16 Prozent zu. Eine so lange und kräftige Rally gab es zuletzt 1998. Aber auch die Leitindizes schuldengeplagter Euro-Staaten wie Italien, Spanien, Irland oder Portugal legten zwischen fünf und zwölf Prozent zu.

"Teufelsspirale" durchbrochen

Trotz der kräftigen Kursgewinne könne man noch nicht von einer Spekulationsblase sprechen, betont Helaba-Experte Christian Schmidt. "Einerseits ist das Fundament wegen der niedrigen Aktien-Umsätze vielleicht etwas wackelig. Andererseits muss man aber sagen, dass die Kursgewinne nicht auf einzelne Branchen  beschränkt sind, sondern quer Beet durch fast alle Sektoren und Indizes gehen." Andere Börsianer verweisen zudem auf die Serie positiver Konjunkturdaten aus China, Europa und den USA. Sie dämpften die Furcht von einer weltweiten Rezession.

Für positive Stimmung bei den Aktionären sorgt auch die Entspannung am Anleihe-Markt. Die Renditen der zehnjährigen italienischen und spanischen Papiere gingen in den vergangenen Wochen zurück. Damit sank die Gefahr, dass diese Staaten unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen müssen und damit die finanziellen Möglichkeiten des EFSF sprengen.

Durch die langfristige Bereitstellung von billigem Geld habe die EZB eine Teufelsspirale durchbrochen, erklärt Michael Krautzberger, Leiter des europäischen Rentenfondsteams beim Vermögensverwalter BlackRock. Davon profitierte auch der Euro, der sich seit Ende Dezember um gut zwei US-Cent verteuert hat.

Quelle: ntv.de, rts

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