Wirtschaft

"Stressfaktoren in der Eurozone" Das S&P-Urteil im Wortlaut

"Deutschlands Wachstumsaussichten (könnten) in Mitleidenschaft gezogen werden."

"Deutschlands Wachstumsaussichten (könnten) in Mitleidenschaft gezogen werden."

(Foto: dpa)

Die Zweifel der finanziellen Widerstandskraft einiger der stärksten Wirtschaftsmächte Europa durch die Ratingagentur Standard & Poor's wirft viele Fragen auf. Die Analysten bemühen sich, ihre Einschätzung zu erklären.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat damit gedroht, die Kreditwürdigkeit von 15 der insgesamt 17 Euro-Staaten herabzustufen. Nicht betroffen von der Ankündigung waren die bereits mehrfach herabgestuften Euro-Mitglieder Griechenland und Zypern. Veröffentlicht wurde die Entscheidung am späten Montagabend (MEZ) und damit nur wenige Stunden nach dem deutsch-französischen Spitzentreffen mit konkreten Vorschlägen zur Stabilisierung der Eurozone.

Fünf Faktoren sorgen laut S&P für Stress: Einer davon geht direkt auf die Rating-Praxis zurück.

Fünf Faktoren sorgen laut S&P für Stress: Einer davon geht direkt auf die Rating-Praxis zurück.

(Foto: AP)

In einer umfangreichen Erklärung begründeten die Europa-Analysten des US-Unternehmens anschließend ihre Entscheidung. n-tv.de dokumentiert die politisch brisante Einschätzung in Auszügen:

"Die Ratingagentur Standard & Poor's hat heute seine langfristigen Ratings für 15 Mitglieder der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWU oder Eurozone) zur Beobachtung ("CreditWatch") mit negativen Auswirkungen angesetzt."

(...)

"Die heutigen Platzierungen zur Beobachtung sind angespornt von unserem Glauben, dass systemische Stressfaktoren in der Eurozone in den vergangenen Wochen zugenommen haben in dem Ausmaß, dass nun Druck auf die Bonität im gesamten Euroraum ausgeübt wird."

(...)

"Wir glauben, dass sich dieser systemische Stress von fünf zusammenhängenden Faktoren ableitet:

  1. Straffere Kreditkonditionen quer durch die Eurozone;
  2. Deutlich höhere Risikoprämien für eine wachsende Zahl von Euroländern, darunter einige, die bislang mit "AAA" bewertet sind;
  3. Anhaltender Streit unter europäischen Entscheidungsträgern, wie die unmittelbare Vertrauenskrise an den Märkten bekämpft werden kann und wie langfristig mehr wirtschaftliche, finanzielle und steuerliche Annäherung in den Euro-Staaten gewährleistet werden kann;
  4. Hoher Grad der Staats- und Haushaltsverschuldung quer durch weite Teile der Eurozone; und (...)
  5. Das steigende Risiko einer Wirtschaftsrezession im gesamten Euroraum 2012. Momentan erwarten wir, dass die Wirtschaftsleistung kommendes Jahr in Ländern wie Spanien, Portugal und Griechenland zurückgeht, aber wir weisen nun einem Rückgang in der gesamten Eurozone eine 40-Prozent-Wahrscheinlichkeit zu."

(...)

"Wir rechnen damit, unsere Überprüfung der Ratings der Euroländer sobald wie möglich im Anschluss an den EU-Gipfel am 8. und 9. Dezember 2011 abzuschließen. (...) Wir glauben, dass die Ratings für Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland, Niederlande und Luxemburg um eine Stufe herabgesetzt werden könnten und für die übrigen Staaten um zwei Stufen."

Speziell zu Deutschland teilte S&P mit: "(...) In dem Maß, wie diese Eurozonen-weiten Probleme dauerhaft die Verfügbarkeit von Krediten an die Wirtschaft einschränken, könnten Deutschlands Wachstumsaussichten - und damit die Perspektiven für eine anhaltende Verringerung des öffentlichen Schuldenstands - in Mitleidenschaft gezogen werden."

Quelle: ntv.de, dpa

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