Wirtschaft

Wirtschaft zittert mit Japan Das Beben und seine Folgen für die Welt

Die seismologischen Schockwellen waren bereits weltweit messbar, die ökonomischen dürften mit Verzögerung folgen.

Die seismologischen Schockwellen waren bereits weltweit messbar, die ökonomischen dürften mit Verzögerung folgen.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Beben in Japan fürchten Experten Konsequenzen für die Weltwirtschaft. Noch lässt sich das Ausmaß der Schäden kaum überblicken. Doch angesichts der Stärke der Erdstöße und der Konjunkturlage rechnen Analysten mit dem Schlimmsten. Ein Blick auf die Fakten.

Das Beben traf die Menschen kurz vor Feierabend: Erst in den kommenden Tagen und Wochen wird das ganze Ausmaß der Verwüstungen zu erkennen sein.

Das Beben traf die Menschen kurz vor Feierabend: Erst in den kommenden Tagen und Wochen wird das ganze Ausmaß der Verwüstungen zu erkennen sein.

(Foto: REUTERS)

Das Erdbeben in Japan ist nicht nur für die betroffenen Menschen des Landes eine Katastrophe, Experten zufolge könnte es auch Schockwellen für die gesamte Weltwirtschaft auslösen. Die Befürchtungen erscheinen zunächst weit her geholt, doch angesichts des wirtschaftlichen Gewichts der japanischen Volkswirtschaft, der zähen Konjunkturerholung in dem Land und der bislang absehbaren Schäden halten die Beobachter schon jetzt längerfristige Auswirkungen für wahrscheinlich.

Die Naturkatastrophe könnte dabei durchaus auch Konsequenzen für Deutschland haben: Japan gilt neben China als wichtigster Wirtschaftsmotor Asiens. In zahlreichen Branchen wie zum Beispiel dem Automobilbau oder der Elektrotechnik zählen japanische Unternehmen zu Weltspitze. Auf unzähligen Ebenen ist Japan mit der Weltwirtschaft und anderen Handelszentren verflochten. Auch für Deutschland besitzt das Land erhebliche ökonomische Bedeutung.

Wirtschaftsmotor Japan

Mit einer Bevölkerung von knapp 128 Millionen Menschen war Japan in den vergangenen Jahrzehnten die dominierende Wirtschaft Asiens. Bis 2009 rangierte das Land 42 Jahre lang hinter den USA weltweit auf Rang zwei im internationalen Vergleich der Wirtschaftskraft. Im Krisenjahr 2009 erwirtschaftete das Land immer noch gut 8 Prozent des Welteinkommens.

Erst 2010 verdrängte das rasch wachsende China den regionalen Konkurrenten in der Weltrangliste der größten Wirtschaftsmächte auf Rang drei, wobei beide Länder inzwischen extrem wichtige Handelspartner füreinander sind. Doch noch immer liegt Japan vor Deutschland.

Japan und die Krise

Traditionell gehört Japans Wirtschaft zu den ganz großen internationalen Konkurrenten Deutschlands auf den Weltmärkten. Die große japanische Exportlastigkeit bringt es mit sich, dass das Land von der weltweiten Wirtschaftskrise im Gefolge der tiefsten Finanzkrise seit Jahrzehnten sogar noch stärker als Deutschland getroffen wurde.

Japans Wirtschaft brach 2009 um mehr als 5 Prozent ein - der größte Rückgang unter den sieben größten Industriestaaten (G7). Die Exporte sackten um rund ein Viertel ab. Japans Bankenwesen war von der Finanzkrise allerdings weniger betroffen das in den Partnerländern der G7.

Deflation und extreme Verschuldung

Abgesehen von einer moderaten Wachstumsphase in den Jahren 2002 bis 2007 hat Japans Wirtschaft seit den 90er Jahren mit Stagnationstendenzen zu kämpfen, begleitet von einer wachstumshemmenden Deflationsentwicklung. Mehr noch als in Deutschland ist eine Überalterung der Gesellschaft und deren Folgen für den Sozialstaat ein Problem.

Der Wirtschaft des Landes wird ein hoher Anpassungsdruck bescheinigt. Japan ist wie Deutschland eher rohstoffarm und damit von externen Bezugsquellen abhängig. Mit Staatschulden von bald 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gehört Japan zu den am höchsten verschuldeten Industriestaaten.

Wo liegen die japanischen Stärken?

Japans Wirtschaft genießt, wenn auch zuletzt mit Kratzern, den Ruf technologisch hoher Standards sowie einer großen Forschungsintensität. Vor allem bescheinigen Experten der Wirtschaft aber hohe Fähigkeiten bei der Umsetzung neuer Technologien in marktfähige Produkte.

Japan - ein asiatisches Deutschland?

Ähnlich wie in Deutschland hat die Automobilindustrie in Japan mit ihrer herausragenden Position auf den Weltmärkten eine zentrale Bedeutung. Daneben halten japanische Unternehmen starke Weltmarktpositionen im Maschinenbau, in der Elektronik und im Chemiebereich.

Japans Rolle in der Weltwirtschaft

Japan ist aufgrund seines großen Außenhandels in hohem Maße in die Weltwirtschaft eingebunden. Das Land ist damit stark von ihr abhängig, beeinflusst seinerseits aber auch die Weltwirtschaft.

54 Prozent der japanischen Ausfuhren fließen inzwischen in den asiatischen Raum. Von dort kommen 45 Prozent der Importe. Allein nach China gehen 19 Prozent der Aus-, von dort kommen 22 Prozent der Einfuhren.

Japan und Europa

Auch wenn in den letzten Jahren für Japan die asiatischen Nachbarmärkte immer mehr an Gewicht gewannen, so bleibt Europa für das Land ein zentraler Partner. Das Handelsvolumen zwischen beiden Regionen am gesamten Außenhandel Japans lag zuletzt bei 11,6 Prozent, während der Anteil Japans am EU-Handel gerade vier Prozent ausmacht - was das Land nicht zufriedenstellt.

Dass Japan auch für die Zukunft auf Europa setzt, machte das Land gerade in der europäischen Schuldenkrise deutlich: Japan erwarb Anleihen aus dem Euro-Rettungsfonds für Hilfen an Irland im Umfang von 1,25 Mrd. Euro.

Japan und Deutschland

Die deutsch-japanische Wirtschaftsbeziehungen sind traditionell eng, haben aber an Gewicht füreinander verloren. Dennoch ist Deutschland weiter Japans größter Handelspartner in Europa, während das asiatische Land bis 2002 Deutschlands wichtigster Partner in Asien war.

Allerdings rangiert Japan nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht mehr unter den Top 10 weder bei den deutschen Ein- wie Ausfuhren, sondern nur noch unter den Top 20. Insgesamt hat der bilaterale Handel einen Umfang von rund 30 Mrd. Euro.

Unter den Hauptabnehmerländern japanischer Produkte rangiert Deutschland mit einem Anteil von knapp drei Prozent immerhin noch unter den wichtigsten Ländern - zum Vergleich, die USA kamen hier 2009 auf einen Anteil von über 16 Prozent.

Quelle: ntv.de, rts

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