Wirtschaft

Träume sind Schäume Ackermann zieht Bilanz

Josef Ackermann

Josef Ackermann

(Foto: REUTERS)

Deutsche-Bank-Chef Ackermann muss sich bescheiden: Statt von einem Trommelwirbel begleitet präsentiert er mit sehr viel leiseren Tönen letztmalig eine Bilanz des Branchenführers. Die von Ackermann angepeilten zweistelligen Milliardengewinne sind Lichtjahre entfernt – und das Investmentbanking schwächelt weiter.

Auch Josef Ackermann kann sich irren. "2010 war ein Jahr des Säens, 2011 soll ein Jahr des Erntens werden", kündigte der Deutsche-Bank-Chef Anfang vergangenen Jahres in gewohnt selbstbewusster Art an. Doch daraus wurde nichts: Die europäische Schuldenkrise verhagelte Ackermann gründlich die ambitionierten Ziele.

Der 63-Jährige wollte sich nach zehn Jahren an der Spitze der Bank gerne mit einem Rekordgewinn verabschieden und damit seinen beiden Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen besonders große Fußstapfen hinterlassen. Doch diese fallen nun eine Nummer kleiner aus.

Zehn Milliarden Euro vor Steuern hätten es in den Kerngeschäftsfeldern werden sollen. Und das sei noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, hatte der Schweizer vor ziemlich genau einem Jahr getönt. Doch solche Zahlen wird er nicht präsentieren, wenn er am Donnerstag das letzte Mal die Bilanzpressekonferenz von Deutschlands größtem Geldhaus leitet.

Starker Start ins Jahr

Deutsche Bank
Deutsche Bank 15,40

Dass die Deutsche Bank gleichwohl auch im vergangenen Jahr gut verdient hat, deutete sich bereits nach neun Monaten an: gut 4,1 Milliarden Euro Überschuss standen bis Ende September in den Büchern. Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass die Bank 2011 einen Gewinn von etwa 4,7 Milliarden Euro ausweisen wird. Das ist zwar fast doppelt so viel wie 2010, aber damals hatten Sonderabschreibungen auf die Postbank-Tochter das Ergebnis gedrückt.

Die Deutsche Bank hatte sich Ende 2010 die Mehrheit an der Postbank gesichert, um das Privatkundengeschäft zu stärken und etwas weniger abhängig vom launischen Investmentbanking zu werden. Derzeit hält der Branchenführer rund 52 Prozent der ehemaligen Post-Tochter mit seinen rund 14 Millionen Kunden. Noch im Februar kommen dann weitere 40 Prozent hinzu.

Nach Integration von Postbank, Sal. Oppenheim und Investitionen in den Umbau des Investmentbanking wollte Ackermann 2011 durchstarten. Nach viel versprechendem Beginn platzte im Herbst der Traum. Die europäische Schuldenkrise brachte das lukrative Investmentbanking zum Stillstand. Baldige Besserung ist nicht in Sicht: Viele Investoren halten sich zurück, vor allem im Anleihenhandel herrschte zuletzt Flaute.

Schwaches Schlussquartal

Analysten sagen vor diesem Hintergrund für das vierte Quartal einen Gewinn von lediglich 600 Millionen Euro voraus - womit sich der Abwärtstrend der vergangenen Quartale fortgesetzt hätte. Wenn Ackermann vor die Presse tritt, ist deshalb wohl Bescheidenheit die neue Losung. Nicht nur für ihn, sondern auch für das Führungsduo nach ihm. "Ich glaube nicht, dass die Deutsche Bank ein Gewinnziel für 2012 ausgibt", sagt Equinet-Analyst Philipp Häßler.

Während sich die US-Großbanken angesichts der Erholung der heimischen Konjunktur wieder gute Geschäfte machen, haben Europas Banken Probleme. Die Deutsche Bank mit ihrer nach wie vor starken Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft ist da keine Ausnahme. "Der Schlüssel dafür, dass es hier wieder nach oben geht, ist eine nachhaltige Lösung der Schuldenkrise ", meint UBS-Analyst Philipp Zieschang.

Die Gewinnaussichten für die Institute diesseits des Atlantiks sind mau - auch wegen der hohen Kapitalanforderungen. Die Deutsche Bank zählt zu jenen Instituten, bei denen die EU-Bankenaufsicht EBA beim jüngsten "Blitz-Stresstest" ein Kapitalloch ausgemacht hat - 3,2 Milliarden Euro. Die Lücke werde schon Ende 2011 gestopft sein, hatte der Branchenprimus versprochen. Die Investoren werden jetzt sehr genau hinschauen, sagt Analyst Häßler. "Kapital wird das ganz große Thema sein."

Unterdessen ist die Deutsche Bank ist dabei, Risikopositionen in der Bilanz abzubauen. Der Verkauf großer Teile der schwächelnden Vermögensverwaltung könnte ein zusätzliches Polster schaffen, ist nach Konzernangaben aber nicht zwingend, um die Kapitalanforderungen zu erfüllen. Und eine Kapitalerhöhung, über die am Markt immer mal spekuliert wird, schloss Ackermann erst kürzlich kategorisch aus.

In einem Punkt ist das Enttäuschungspotenzial am Donnerstag besonders groß, wie Insider warnen. Journalisten, Analysten und Investoren sollten nicht erwarten, dass Ackermann schon jetzt Jain und Fitschen ins Blitzlicht rückt. Um die schrittweise Amtsübergabe anzubahnen, habe er schließlich noch bis zur Hauptversammlung im Mai Zeit, seinem letzten großen Auftritt. "Jetzt geht es um die Zahlen 2011. Deshalb ist eines klar: Die Bilanzpressekonferenz ist noch einmal Ackermanns Veranstaltung."

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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