Wirtschaft

Neuordnung der Biotech-Branche Zwei Milliardenfusionen bahnen sich an

Novo Nordisk ist der weltgrößte Produzent von Insulin.

Novo Nordisk ist der weltgrößte Produzent von Insulin.

(Foto: REUTERS)

Unter Druck forciert Novo Nordisk - weltgrößter Insulinproduzent - die Übernahme von Ablynx. Doch der belgische Kandidat bleibt auch angesichts einer neuen Milliardenofferte immun. Deutlich geschmeidiger läuft es in den USA für Celgene.

Die internationale Biotech-Branche startet mit der Aussicht auf zwei milliardenschwere Fusionen ins neue Jahr. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk bietet für die belgische Firma Ablynx 2,6 Milliarden Euro, wie Novo mitteilte. Damit will der weltgrößte Insulinproduzent seine Medikamentenpalette ausbauen und vor allem sein Geschäft mit Arzneien gegen die Bluterkrankheit stärken. Doch die Belgier hüllten sich zunächst in Schweigen, nachdem sie eine erste Offerte der Dänen Mitte Dezember abgewiesen hatten. Einen Schritt weiter ist der US-Biotech-Konzern Celgene, der sich mit dem kalifornischen Startup Impact Biomedicines auf eine bis zu sieben Milliarden Dollar schwere Übernahme geeinigt hat.

Novo Nordisk ist bereits zu mehr als 10 Prozent an der Hamburger Firma Evotec beteiligt, hatte sich bisher aber ansonsten weitgehend immun gegen das Übernahmefieber in der Pharmabranche gezeigt. Doch zuletzt verordnete Konzernchef Lars Fruergaard Jörgensen Novo eine Erweiterung des vor allem auf Diabetes-Mittel ausgerichteten Angebots. Die nun ins Visier genommene Biotech-Firma ist auf die Erforschung von Nanokörpern spezialisiert, die sich unter anderem im Immunsystem von Lamas finden.

Analysten erwarten Bieterkampf

Von besonderem Interesse in der Ablynx-Palette dürfte eine experimentelle Blut-Arznei sein. Therapien der als Bluterkrankheit bekannten Hämophilie sind zwar bereits ein wichtiges Standbein der Dänen. Doch Novo drohen akut Umsatzeinbußen, nachdem der Schweizer Konzern Roche die Zulassung für seine neue Hämophilie-Arznei Hemlibra erhielt. Um sich die Firma aus Gent einzuverleiben, bietet Novo rund 14 Prozent mehr Geld als beim ersten Anlauf.

Die Dänen haben ihr neues Angebot bereits am 22. Dezember vorgelegt. Das Unternehmen aus dem Großraum Kopenhagen zeigte sich enttäuscht, dass Ablynx bisher nicht zu Gesprächen bereit gewesen sei. Novo-Finanzchef Jesper Brandgaard signalisierte, die Offerte noch einmal unter die Lupe nehmen zu können. Gegengebote seien ihm aber nicht bekannt, betonte Brandgaard.

Dagegen rechnen Jefferies-Analysten mit einem Bieterkampf und der Notwendigkeit für Novo, tiefer in die Tasche zu greifen. Insgesamt ist das Interesse großer Pharmaunternehmen an der Übernahme kleinerer Biotech-Firmen zuletzt wieder gestiegen.

Handel ausgesetzt

In der Ablynx-Heimat Belgien floriert diese Industrie nicht zuletzt wegen Steuervorteilen. Dort schluckte erst vergangene Woche der japanische Pharmakonzern Takeda die Biotechfirma Tigenix. Novo selbst hatte Insidern zufolge die Fühler zu Global Blood Therapeutics in den USA ausgestreckt. Dort sicherte sich nun der selbst in der Biotechnologie tätige Konzern Celgene das Unternehmen Impact Biomedicines. Auch hier steht eine bestimmte Arznei im Fokus, die die Palette des Käufers vergrößert - in diesem Fall ein vielversprechendes Blutkrebsmittel.

Zunächst blättert Celgene 1,1 Milliarden hin, entsprechend von Zulassungen und Umsätzen hat Impact Aussicht auf bis zu 7 Milliarden Dollar. Auch Novo Nordisk bietet zusätzlich zu den 28 Euro je Anteilsschein in bar 2,50 Euro extra, falls die Ablynx-Forschung bestimmte Ziele erreicht. Positive Studienergebnisse gaben den Aktien von Ablynx zuletzt kräftig Auftrieb. Die Papiere gingen am Freitag bei 21,20 Euro aus dem Handel. Für die neue Handelswoche hatten Händler einen Kurssprung von bis zu 45 Prozent erwartet, doch die belgische Marktaufsicht setzte den Handel vorerst aus.

Quelle: ntv.de, chr/rts

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