Wirtschaft

Schrei vor Glück, aber anders Zalando lässt Börsianer murren

Konfetti und leere Kartons: Die Zalando-Party auf dem Parkett war schnell vorbei.

Konfetti und leere Kartons: Die Zalando-Party auf dem Parkett war schnell vorbei.

(Foto: dpa)

Mit Applaus begrüßt die Börse Zalando. Die Aktie springt um zwölf Prozent an. Kaum ist der Jubel verklungen geht es aber deutlich abwärts. Analysten ziehen lange Gesichter. Und bei Zalando selbst?

"Schrei vor Glück!" lautet der Werbeslogan von Zalando. Der Jubelschrei blieb jedoch den Anlegern im Hals stecken: Zwar lag der erste - im Vergleich zu den Graumarktkursen von bis zu 34 Euro schon niedrige - Kurs von 24,10 Euro gut 12 Prozent über dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Danach ging es aber steil abwärts. Am Ende standen erneut 21,50 Euro.

Zalando
Zalando 26,49

Zeichner der Aktie müssen sich nun womöglich wider Erwarten auf ein Geduldsspiel einstellen, wenn sie mit dem Papier deutliche Gewinne einfahren wollen. Noch am Montag hatte die Entscheidung von Zalando, die bis 22,50 Euro reichende Angebotsspanne trotz der sehr starken Nachfrage nicht voll auszureizen, für Verwunderung gesorgt. Nun erwies es sich als gute Entscheidung - auch wenn für die jungen Zalando-Aktionäre die im Handel als nette Geste bezeichnete Maßnahme nur ein Trostpflaster ist.

Gerade so geklappt

Der Gang auf das Parkett ist geglückt - mehr allerdings nicht, heißt es am Markt. Von einem "verpatzten Start" spricht Stefan de Schutter, Analyst von Alpha Wertpapierhandel. Nachdem die Emission 10-fach überzeichnet gewesen sei, habe man mehr erwarten können. Verheerend wäre es, wenn der Kurs am ersten Tag unter den Emissionspreis fallen würde.

Das sieht man bei Zalando anders. "Wir sehen auf jeden Fall den Börsenstart als geglückt an", betont Zalando-Sprecher Boris Radke gegenüber n-tv.de. Für die Altgesellschafter und die Mitarbeiter sei ein zukünftig steigender Kurs wichtiger als ein hoher Emissionspreis und ein Kurssprung direkt zum Börsendebüt, teilte das Unternehmen schon im Vorfeld mit.

Was die Zugehörigkeit zu einem der Auswahlindizes am deutschen Aktienmarkt betrifft, macht die Marktkapitalisierung Zalando zunächst nur zu einem Kandidaten für den Kleinwerteindex SDax - allerdings einen klaren. Zum regulären Aufnahmetermin im Dezember dürfte es soweit sein, sagt Petra Kerssenbrock, Index-Expertin bei der Commerzbank. Im SDax dürfte die Aktie dann sofort zu den Schwergewichten gehören. Für einen Aufstieg in den MDax fehle es ihr momentan aber noch an Gewicht. Sollte es in Zukunft zu Platzierungen durch die Altaktionäre kommen oder die Streubesitz-Marktkapitalisierung anderweitig, beispielsweise über Kursgewinne, steigen, wäre ein Aufstieg in den MDax wahrscheinlich.

Klappt es bei Rocket Internet besser?

War das jetzt gut? In den Gesichtern des Zalando-Managements (David Schneider, Robert Gentz, Rubin Ritter (v.l.n.r)) zeigt sich auch Skepsis, während Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni auf die Kurse zeigt.

War das jetzt gut? In den Gesichtern des Zalando-Managements (David Schneider, Robert Gentz, Rubin Ritter (v.l.n.r)) zeigt sich auch Skepsis, während Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni auf die Kurse zeigt.

(Foto: REUTERS)

Der bislang durchwachsene Börsengang von Zalando lässt auch das zweite Großereignis in dieser Woche in einem neuen Licht erscheinen. Am Donnerstag kommt das Beteiligungsunternehmen Rocket Internet an die Börse, vom Volumen her noch deutlich größer als Zalando. Auch hier ist von der Graumarkteuphorie der Vortage vieles verflogen. Der Ausgabepreis für die Aktie wird im Tagesverlauf erwartet, die Spanne reicht von 35,50 bis 42,50 Euro. Ein Blick auf die außerbörsliche Plattform Tradegate zeigt, dass die Kurse von ihren Hochs massiv zurückkommen. Wurden in der Spitze bis zu 66 Euro bezahlt, greift momentan selbst bei 50 Euro niemand mehr zu. Der letzte Umsatz fand bei 48,50 Euro statt.

Zalando und Rocket zählen zu den prominentesten Start-ups der Netzbranche. Nicht wenige Anleger verfolgen deshalb die Börsengänge als Lackmustest für die Frage, ob Deutschland neben seiner Expertise im Fahrzeug- und Maschinenbau auch wettbewerbsfähige Internetunternehmen hervorbringen kann.

Von der vom chinesischen Internetriesen Alibaba ausgelösten weltweiten Börsen-Euphorie will auch der Kabelanbieter Tele Columbus profitieren und in den nächsten Wochen den Sprung auf das Frankfurter Parkett wagen.

Das riesige mediale Interesse weckt bei Börsenhändler auch unangenehme Erinnerungen. "Die Börsengänge erinnern an die 1990er Jahre, als wir die Internet-Blase hatten", sagt Börsenmakler Dirk Müller im Interview mit n-tv.de. Ihn erinnern die Vorgänge um das Brüder-Trio Marc, Oliver und Alexander Samwer, die Gründer von Zalando und Rocket Internet, an die Haffa-Brüder, die mit EM.TV eine wahre Kursrakete hatten, die aber rasch verglühte. Die Vergangenheit lehre die Skepsis gegenüber solchen Geschichten. "Die hohe Bewertung ist lächerlich."

Daten zu den IPOs
 ZalandoRocket Internet
Emissionsvolumen605 Mio €1,6 Mrd €
Marktkapitalisierung nach Ausgabepreis5,3 Mrd €6,7 Mrd €
Preisspanne18–22,50 €35,50–42,50 €
Emissionspreis21,50 €42,50 €
Erster Kurs24,10 €42,50 €
Platzierung24,5 Mio Aktien, Mehrzuteilung 3,7 Mio Aktien 
Graumarkt28 €56 €

 

Quelle: ntv.de, sla/dpa/DJ

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