Wirtschaft

IPO-Ampel steht auf Grün Zahl der Börsengänge steigt

Immer ein besonders spannender Moment: Zu welchem Kurs kommt die junge Aktie an die Börse?

Immer ein besonders spannender Moment: Zu welchem Kurs kommt die junge Aktie an die Börse?

(Foto: REUTERS)

Boomphase an der Börse: Rund um die Welt verzeichnen Beobachter so viele Parkettdebüts wie seit Jahren nicht mehr. Der Löwenanteil der frischen Aktien kommt dabei längst nicht mehr aus den USA oder Europa. Anleger scheinen alle Risiken zu ignorieren.

Die Gelegenheit scheint günstig: Im ersten Halbjahr schwillt die Zahl der Börsengänge weltweit kräftig an. Allen geopolitischen Unsicherheiten zum Trotz hätten gute Konjunkturaussichten und Rekordstände an den Aktienmärkten einen Boom ausgelöst, heißt es in einer Studie von Ernst & Young (EY).

Die Gesamtzahl der Börsengänge weltweit stieg demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 772 IPOs (Initial Public Offerings). Das dabei an den Markt gebrachte Emissionsvolumen legte den Daten der Unternehmensberater zufolge sogar um 90 Prozent auf insgesamt 83,4 Milliarden Dollar (rund 74,2 Mrd. Euro) zu.

"Gemessen an der Zahl der Börsengänge handelte es sich um das stärkste erste Halbjahr seit 2007", betonten die EY-Analysten. Damals - gut ein Jahr vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise - hatten Marktbeobachter in der ersten Jahreshälfte weltweit 948 IPOs verzeichnet.

Massive Zuwächse in China

"Der weltweite IPO-Markt zeigt sich derzeit sehr stark", erklärt IPO-Experte Martin Steinbach. "Alle wichtigen Märkte verzeichnen Zuwächse." Die regionale Verteilung fällt allerdings unterschiedlich aus. "In China fallen die Zuwächse besonders massiv aus", sagt Steinbach, der bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY den Bereich IPO und Listing Services betreut. Die chinesischen Aufseher bemühen sich demnach derzeit, "die IPO-Pipeline zügiger abzuarbeiten und Zulassungen zu beschleunigen."

Wie stark China das Geschäft mit Börsengängen dominiert, zeigt ein Blick in die Daten des IPO-Barometers von EY: Insgesamt verzeichneten die chinesischen Börsen einschließlich Hongkong im laufenden Jahr bereits 317 Parkettpremieren. Im Vorjahreszeitraum waren es gerade mal 100 IPOs. "Damit fanden 41 Prozent aller weltweiten IPOs in China statt", schreiben die EY-Experten. Das Emissionsvolumen an den chinesischen Börsen stieg im Jahresvergleich von 10,0 auf 25,4 Milliarden Dollar.

Die USA kommen in Fahrt

Allein die beiden Handelsplätze Shenzen und Shanghai kommen derzeit auf gut ein Drittel aller weltweiten Börsengänge. Aber auch in den Vereinigten Staaten zeigt der Trend nach oben: Die Zahl der Börsengänge wuchs hier im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 82 Prozent. 80 Unternehmen haben sich im ersten Halbjahr 2017 hier an die Börse gewagt. Das Emissionsvolumen hat sich dabei von 7,0 auf 22,0 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht.

In Europa lag das Emissionsvolumen im gleichen Zeitraum mit 17,5 Milliarden US-Dollar nur um fünf Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der IPOs stieg um acht Prozent auf 122, wobei sich der britische Markt relativ schwach zeigte: Hier gab es mit 33 Transaktionen genauso viele Börsengänge wie im Vorjahr, der Emissionserlös sank um 15 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar.

In Deutschland scheint der IPO-Markt erst zum Ende des ersten Halbjahres richtig in Schwung zu kommen: Gleich drei Unternehmen - Vapiano, Delivery Hero und Noratis - geben in der letzten Juni-Woche ihr Börsendebüt. Damit steigt die Zahl der deutschen Neuemissionen auf Fünf. Das Volumen dieser Börsengänge dürfte sich im ersten Halbjahr auf insgesamt gut 1,4 Milliarden Euro belaufen.

Wie lange hält die Stimmung an?

Wenn die Zuversicht der Investoren anhält, dürfte sich der Trend im zweiten Halbjahr fortsetzen. "Zurzeit entwickeln sich sowohl die Börsen als auch die Konjunktur in Europa positiv", meint EY-Experte Steinbach. "Die politischen Risiken sind spürbar gesunken, und trotz der Unwägbarkeiten, die mit den anstehenden Brexit-Verhandlungen verbunden sind, sehen wir ein hohes Konsumentenvertrauen, steigende Unternehmensgewinne und eine zunehmende Investitionsbereitschaft aufseiten der Unternehmen. Das sind gute Rahmenbedingungen für den IPO-Markt."

Es gibt allerdings auch Risiken, die die derzeit freundliche Stimmung für Börsengänge schnell zum Kippen bringen könnten. Im IPO-Barometer von EY werden hier vor allem mögliche Auswirkungen der US-Politik auf Industrie und Handel genannt. Dazu kommen als weitere Unsicherheitsfaktoren - neben dem Brexit - die Entwicklung der Ölpreise sowie die Aussicht auf einen mittelfristig anstehenden Zinsanstieg im Euroraum.

Quelle: ntv.de

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