Wirtschaft

Geschäfte laufen prima Wirecard strotzt vor Optimismus

Wirecard wird wohl bald im Dax zu finden sein.

Wirecard wird wohl bald im Dax zu finden sein.

(Foto: imago/Andre Porta)

Es ist ein Zeichen für den Wandel der Finanzbranche: Wirecard ist an der Börse so viel wert wie die Deutsche Bank. Und der Zahlungsabwickler geht davon aus, dass seine Gewinne noch schneller steigen als bisher angenommen.

Der Zahlungsdienstleister Wirecard setzt sich nach einem starken zweiten Quartal erneut höhere Ziele. Das Management strebt in den kommenden Jahren sowohl mehr Gewinn als auch mehr Geschäft an. "Wir verzeichnen ein starkes organisches Wachstum, nicht zuletzt aufgrund des sich beschleunigenden weltweiten Trends zur Digitalisierung von Zahlungsprozessen", sagte Wirecard-Chef Markus Braun. "Die Digitalisierung steht in vielen Branchen erst ganz am Anfang."

Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 530 bis 560 Millionen Euro. Bei der letzten Erhöhung im April hatte das Management zwischen 520 und 545 Millionen Euro vorhergesagt.

Die Wirecard-Aktie steuerte nach den Zahlen auf ein Rekordhoch zu. Das Fintech-Unternehmen ist an der Börse derzeit 20,3 Milliarden Euro wert. Zur Einordnung: Die Marktkapitalisierung – das ist die Anzahl der frei handelbaren Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs – der Deutschen Bank ist genauso groß. Am Dienstag hatte Wirecard die Deutsche Bank hier sogar überholt. Wenn im September die Zusammensetzung des Leitindex Dax überprüft wird, dann wird Wirecard wohl in die erste Börsenliga aufsteigen und die Commerzbank ablösen.

Der Finanzdienstleister wickelt die Zahlungen zwischen Unternehmen und Kunden ab, beispielsweise für die Fluggesellschaft KLM oder den Tourismus-Konzern Tui. Das Unternehmen hat sich auf das Bezahlen mit dem Smartphone spezialisiert. Andere Fintechs nutzen Wirecard, das eine Banklizenz besitzt, um Kreditkarten herauszugeben.

Umsatz soll verdoppelt werden

So verdient Wirecard Geld: Eine Kundin kauft eine Bluse im Internet und zahlt mit ihrer Kreditkarte. Wirecard garantiert dem Verkäufer, dass er das Geld dafür erhalten wird. Der Händler muss daher nicht auf den Zahlungseingang warten, sondern kann die Summe bereits verwenden. Irgendwann überweist der Kreditkartenherausgeber die Zahlung für die Bluse an Wirecard. Das Fintech zieht eine Gebühr ab und überweist den Rest an den Online-Händler.

Dieses Geschäftsmodell sorgt für Wachstumsfantasie. Vorstandschef und Großaktionär Braun sieht noch enormes Potenzial. Weltweit würden noch immer 80 bis 85 Prozent aller Zahlungen bar abgewickelt - Wirecard will möglichst viel davon künftig in elektronische Kanäle leiten. Dazu arbeitet das Unternehmen mit Händlern und anderen Finanz- und Technologiekonzernen zusammen, unter anderem mit Visa, Mastercard, Google und Apple.

In Zahlen ausgedrückt: Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen das Volumen der abgewickelten Zahlungen auf der eigenen Plattform um fast die Hälfte auf 56,2 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal stieg der Konzerngewinn um 47 Prozent auf 82,4 Millionen Euro. 2020 soll der Umsatz auf mehr als 3 Milliarden Euro klettern. Vergangenes Jahr waren es 1,5 Milliarden.

Das Unternehmen kauft derweil stetig neue Firmen dazu, im vergangenen Jahr waren es insbesondere Geschäfte in Nordamerika und Asien. Vom Wachstum im ersten Halbjahr kam beim Umsatz gut die Hälfte aus eigener Kraft, der Rest durch Zukäufe. In Schwellenländern setzt Wirecard darauf, dass mobile und elektronische Zahlungslösungen auch wegen teils nur rudimentär vorhandener Finanz-Infrastruktur in manchen Ländern besonders stark wachsen.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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