Wirtschaft

War der Skandal 2014 absehbar? Winterkorn befragte angeblich Techniker

Martin Winterkorn im März 2015

Martin Winterkorn im März 2015

(Foto: REUTERS)

Die große Frage im VW-Abgasskandal bleibt, wer wann was in der Chefetage wusste. Thema waren die auffälligen Abgaswerte schon anderthalb Jahre bevor der Skandal aufflog. Aber war das Ausmaß des Betrugs schon einzuschätzen?

VW-Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch und Ex-VW-Chef Martin Winterkorn bleiben in der Abgasaffäre in Erklärungsnot. Klar ist, dass Unregelmäßigkeiten bei den Motoren wohl schon eineinhalb Jahre bevor der Skandal publik wurde, Thema im Konzern war.

Winterkorn soll laut einem Medienbericht im Mai 2014, also lange vor dem Auffliegen der Diesel-Affäre, eine technische Einschätzung zu den auffälligen Abgasproblemen angefordert haben. Das berichtete die "Bild am Sonntag" (BamS) unter Berufung auf eine angebliche Aussage Winterkorns bei der Befragung durch die US-Anwälte von Jones Day.

Die Kanzlei ermittelt im Auftrag des Autobauers, wie es zu dem Skandal um weltweit elf Millionen manipulierte Dieselfahrzeuge kommen konnte. Volkswagen wollte sich am Sonntag zu den angeblichen Untersuchungsergebnissen nicht äußern und verwies lediglich auf den für die zweite Aprilhälfte angekündigten Zwischenbericht von Jones Day.

Laut BamS soll Winterkorn im Mai 2014 in seiner Wochenendpost einen Hinweis auf die Unregelmäßigkeiten bei den Motoren gelesen haben. In seiner Vernehmung durch die Anwälte habe er betont, dass er daraufhin seine Techniker gefragt habe, ob das Problem lösbar sei. Ihm sei versichert worden, dass alles kein Problem sei.

Nach dieser Darstellung ist zwar klar, dass die Wurzel des Skandals schon im Frühling 2014 zu einem Vorgang  für den Vorstandschef wurde. Unklar bleibt aber, ob Winterkorn das Thema schon zum damaligen Zeitpunkt anders hätte einschätzen müssen.

Der Ex-Vorstandschef soll den Ermittlern von Jones Day laut BamS gesagt haben, er habe seine Sorgfaltspflicht nicht verletzt. "Volkswagen ist überzeugt, die kapitalmarktrechtlichen Anforderungen vollumfänglich erfüllt zu haben", betonte ein Konzernsprecher.

Auch Pötsch, der zu diesem Zeitpunkt Finanzvorstand bei Volkswagen war, soll von der Betrugssoftware schon früher Kenntnis gehabt haben. Er sei bei einer Aufsichtsratssitzung am 8. September 2015 informiert worden, mit der Abgaswerte von Diesel-Modellen geschönt wurden, berichtet die BamS. Öffentlich wurde der Skandal zwei Wochen später. Die zeitlichen Abläufe sind wichtig, weil sich daraus Schadenersatzansprüche ableiten lassen. VW-Aktionäre wollen den Konzern auf Wiedergutmachung in Milliardenhöhe verklagen.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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