Wirtschaft

Boeing ist nur der Anfang Wie Trump Corporate America aufmischt

Donald Trump verliert keine Zeit.

Donald Trump verliert keine Zeit.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Twitter-Krieg um Boeing und die Air Force One werden Konzernlenker ihre Worte möglicherweise abwägen. Denn Donald Trump beginnt, Unternehmen in Freund und Feind zu sortieren.

"Macht euch nicht zu viele Sorgen", hat der amerikanische Star-Investor Warren Buffet kürzlich Befürchtungen versucht zu nehmen. Donald Trump werde weder die amerikanische Wirtschaft, noch die Börse "entgleisen lassen", sagte er im Interview mit "Fortune". Die USA würden unter Trump reicher werden, machte der einflussreiche Wahlhelfer von Hillary Clinton sogar Hoffnung.

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Gleichzeitig stellte er aber auch klar, dass er von den angekündigten Handelsbeschränkungen wenig halte: "Ich denke, der Präsident muss eins verstehen: Je mehr Handel, desto besser für uns und die Welt." Auch Boeing erlaubte sich diesen Hinweis. Seit Dienstag muss sich der US-Flugzeugbauer nun wohl Sorgen machen. Boeing muss befürchten, den wichtigen Regierungsauftrag für die Präsidenten-Maschine Air Force One zu verlieren.

Per Twitter ließ Trump wissen, er werde den Auftrag an Boeing für zwei neue Flugzeuge für den Präsidenten nicht unterschreiben. Sie seien zu teuer: "Das Flugzeug ist völlig außer Kontrolle". "Auftrag stornieren!", so seine Schlussfolgerung. Zehntausende Amerikaner, die für den Konzern arbeiten, fürchten jetzt um ihre Jobs.

Kostenkontrolle oder Retourkutsche?

Wenn der zukünftige Präsident der Vereinigten Staaten das Geld der Steuerzahler nicht zum Fenster werfen will, ist das ehrenwert. Möglicherweise geht es hier aber weniger ums Geld, als um eine disziplinarische Maßnahme. Ein Boeing-Sprecher hatte sich kurz zuvor kritisch zu einem möglichen Handelskrieg mit China geäußert - ein Lieblingsthema Trumps. Der Zeitung "USA Today" hatte er erklärt: "Die Verlierer wären die amerikanischen Arbeiter. Alles was unsere konkurrenzfähige Position untergräbt, ist Anlass zur Sorge". Der Stabschef des Vize-Präsidenten Joe Biden, Ronald Klain, glaubt, dass Trump sich eher hierfür rächen wollte. "Heute hat Trump einen Vertrag auf Twitter gekündigt, der Tausenden Arbeit gibt, weil er gelesen hat, dass Boeing ihn kritisiert hat", twitterte er zurück.

Der Schuss vor den Bug Boeings hat seine Wirkung auf jeden Fall nicht verfehlt. Laut der Finanzagentur "Bloomberg" hat der Konzern nach der Offensive angeboten, den Preis zu diskutieren. Der Air-Force-One-Auftrag ist für Boeing vor allem wegen der Folgeaufträge wichtig. Experten behaupten, dass der Konzern mit der Air Force One gar keinen Profit mache, sondern immer draufzahle.

Der Fall Boeing steht für einen Wandel in Washinton. Es ist nicht das einzige Unternehmen, dass sich Trump in den wenigen Wochen seit seiner Wahl vorgeknöpft hat. Dass ein neuer Wind in Washington weht, zeigte schon ein anderer Trump-Tweet. Noch bevor er die Order der Air-Force-One-Maschinen öffentlichkeitswirksam stornierte, hatte er ankündigt, US-Unternehmen, die im Ausland produzieren, mit 35 Prozent Strafzöllen zu belegen. Es werden auch immer mehr Unternehmen konkret angesprochen.

Der US-Mischkonzern United Technologies einigte sich angeblich schon am 1. Dezember auf einen Deal mit Trump. Die Unternehmenstochter Carrier wird 800 Arbeitsplätze in den USA behalten und nicht nach Mexiko verlagern, wie US-Medien berichten. Im Gegenzug wurden der Mutterkonzern Steuervergünstigungen in Höhe von sieben Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Einen ähnlichen Deal gab es laut "Wall Street Journal" einen Tag später, am 2. Dezember, mit dem Ventilhersteller Rexnord Corp.

"Kapitalistischer Vetternwirtschaft"

Beobachter sehen Trumps Einmischungen kritisch. Selbst die Vorzeigefrau der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung Sarah Palin, die kurz als Innenministerin in Trumps Kabinett gehandelt wurde, warnte vor "kapitalistischer Vetternwirtschaft" und unfairen staatlichen Interventionen. "Wenn sich die Regierung willkürlich mit einzelnen Subventionen einmischt und ein Unternehmen gegenüber anderen bevorzugt, schafft sie einen unvereinbaren, ungerechten und unlogischen Präzedenzfall", schrieb Palin in einem Beitrag für die Website "Young Conservatives". Trotzdem hat der Deal Trump vergangene Woche erheblichen Beifall eingebracht.

Trump versucht auch schon Industrie zurück in die USA holen. Wie am Mittwoch bekannt wurde, gibt es erste Gespräche mit dem taiwanesischen Technologiekonzern Foxconn, der für Apple das iPhone und andere Produkte zusammenschraubt. Welchen Sektor Foxconn für sein US-Investment vorsieht, ist noch nicht klar. Kerngeschäft des Unternehmens ist die Montage elektronischer Geräte. Die Taiwaner investieren aber auch in High-Tech-Geschäftsfelder wie beispielsweise Robotik, E-Commerce und Gesundheitstechnologie.

Branchenanalysten warnen vor überzogenen Hoffnungen und weisen auf die Grenzen der Rückholungs-Politik hin. Foxconn könne einen Teil seiner Fertigung in die USA verlegen, es sei aber kaum möglich, mit einem größeren Teil der iPhone-Montage umzuziehen. Dafür seien die Arbeitskosten in den USA viel zu hoch.

Auch um Investitionen bemüht sich Trump bereits: Am Vortag traf er sich mit dem japanischen Softbank-Chef Masayoshi Son. Nach dem Gespräch kündigte dieser eine massive Investition in den USA an. Son, der den US-Mobilfunkanbieter Sprint kontrolliert, will angeblich 50 Milliarden US-Dollar investieren und 50.000 Stellen schaffen. Trumps Agenda scheint prall gefüllt. Kommende Woche ist angeblich ein Spitzentreffen mit Managern im Silicon Valley geplant.

Nach der Vereidigung am 20. Januar will Trump dann richtig loslegen. Seine Berater ließen bereits weitere Interventionen durchblicken. Corporate America kann sich langsam ein Bild machen. Trump wird die amerikanische Wirtschaft vielleicht nicht zu Fall bringen, wie manche befürchten, aber er wird sie verändern.

Quelle: ntv.de

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