Wirtschaft

Üppige Ansprüche trotz Skandals Wells-Fargo-Chef stehen Millionen zu

John Stumpf steht vor dem US-Bankenausschuss Rede und Antwort. Die Verletzung an der Hand hat er sich beim Spielen mit seinen Enkeln zugezogen.

John Stumpf steht vor dem US-Bankenausschuss Rede und Antwort. Die Verletzung an der Hand hat er sich beim Spielen mit seinen Enkeln zugezogen.

(Foto: AP)

Millionen Scheinkonten haben Angestellte der US-Großbank Wells Fargo eingerichtet – offenbar wegen heftigen Leistungsdrucks. Tausende wurden entlassen. Doch Bank-Chef John Stumpf dürfte entspannt in die Zukunft blicken.

"Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken", hat John Stumpf, seines Zeichens Chef der US-Großbank Wells Fargo jüngst angekündigt – und sich zugleich bei allen Amerikanern und Kunden für den Skandal um Scheinkonten entschuldigt. Konkret bedeutet das: 5300 Mitarbeiter wurden gefeuert – und Stumpf bleibt an der Spitze der Bank. Sollte er angesichts des öffentlichen Aufschreis doch seinen Stuhl räumen, darf er bis zu 200 Millionen Dollar mitnehmen.

Wells Fargo
Wells Fargo 53,01

Diese Summe hat "CNN Money" ausgerechnet. Sie setzt sich vor allem aus Aktienpaketen und Pensionsansprüchen zusammen, die Stumpf in seiner Zeit als Wells-Fargo-Chef angesammelt hat. Das ist sogar mehr Geld als die Bank bisher an Strafe überweisen muss: Sie hatte sich mit US-Behörden um Rahmen eines Vergleichs darauf geeinigt, 185 Millionen Dollar zu zahlen.

Wells-Fargo-Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren mehr als zwei Millionen falscher Konten eingerichtet. Außerdem wurden Kunden kostspielige Finanzprodukte aufgeschwatzt, die diese weder angefordert noch gebraucht haben. Der Grund: Die Banker wollten ehrgeizige Verkaufsziele erreichen.

Und genau von dieser Praxis hat Stumpf als Chef der Bank persönlich profitiert. Denn ein Teil seiner Bonuszahlungen ist daran geknüpft, wie viele neue Konten bei Wells Fargo eröffnet werden. "CNN Money" zufolge erhielt Stumpf alleine im vergangenen Jahr rund vier Millionen Dollar Erfolgsprämie unter anderem für eine wachsendende Zahl von Konten. Zugleich wurde er laut Geschäftsbericht dafür belohnt, "eine Kultur von Risiko-Management und Verantwortungsbewusstsein konzernweit verstärkt" zu haben.

Weitere Strafen möglich

Das ist angesichts des Skandals nicht ohne Ironie. Oder wie es US-Senatorin Elisabeth Warren in einer Befragung Stumpfs durch den US-Bankenausschuss ausdrückte: "Sie haben ihre Angestellten bis zur Belastungsgrenze ausgequetscht, so dass sie Kunden betrogen haben – und Sie konnten damit den Wert Ihrer [Wells-Fargo-]Aktien hochtreiben und hunderte Millionen Dollar in Ihre eigene Tasche stecken."

Ausgestanden ist die Sache für Wells Fargo und ihren Chef trotz des zivilrechtlichen Vergleichs noch nicht. Weitere Strafen könnten folgen, laut US-Medien ermittelt die US-Justiz schon wegen möglicher strafrechtlicher Vergehen. Finanzvorstand John Shrewsberry hatte vor kurzem angekündigt, Wells Fargo selbst werde in dem Skandal hart durchgreifen. Es solle genau geprüft werden, wer was wann wusste. Dabei werde vor keiner Hierarchieebene haltgemacht.

Unterdessen streben zwei ehemalige Mitarbeiter eine milliardenschwere Sammelklage gegen das Geldhaus an. Die Ex-Angestellten behaupten, von dem Institut abgestraft worden zu sein, weil sie die vorgegebenen ehrgeizigen Verkaufsquoten nicht erreichten. Sie seien deswegen zurückgestuft oder entlassen worden. Im Gegensatz zu anderen Arbeitskollegen haben sie sich nach eigenen Angaben stets an die Regeln gehalten.

Die Kläger fordern mindestens 2,6 Milliarden Dollar von dem kalifornischen Institut. Ein Sprecher der Bank wollte sich nicht dazu äußern.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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