Wirtschaft

Eon präsentiert Milliarden-Minus Warum ein Mega-Verlust niemanden juckt

Satte 16 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet Eon im vergangenen Jahr. Doch die Anleger reagieren völlig gelassen. Wieso eigentlich?

Eon weist für das vergangene Jahr den höchsten Verlust der Firmengeschichte aus: 16 Milliarden Euro. So groß der Konzernverlust auch ist, an der Börse wird diese Zahl mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen, die Aktie verliert in Frankfurt lediglich 0,5 Prozent an Wert.

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Das liegt vor allem daran, dass die Aktionäre mit einem riesigen Verlust gerechnet haben, wenn auch nicht unbedingt mit so einem großen. Sie gehen davon aus, dass die schlechten Nachrichten nun ein Ende haben und Eon künftig stabile Erträge liefert.

Es war längst klar, dass Eon wegen der Energiewende hohe Abschreibungen auf fossile Kraftwerke vornehmen muss – und genau diese tragen zu dem Mega-Verlust bei. Hinzu kommen die Belastungen aus dem Atomausstieg: Eon wird Mitte des Jahres rund zehn Milliarden Euro an den staatlichen Atomfonds überweisen. "Eon macht reinen Tisch", sagte ein Händler. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) und um Sondereffekte bereinigt verdiente Eon 3,1 Milliarden Euro.

Eon hatte seine frühere Kraftwerkssparte unter dem Namen Uniper abgespalten und im Herbst 2016 an die Börse gebracht. Im Zuge der Abspaltung mussten die Kraftwerke in den Büchern komplett neu bewertet werden. Uniper selbst hatte vergangene Woche in seiner ersten eigenen Bilanz einen Verlust von 3,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Eon hält noch knapp 47 Prozent am Unternehmen.

Sparkurs angekündigt

Die Bilanz für 2016 sei "letztmalig von Lasten der Vergangenheit geprägt", teilte Eon mit. "Mit diesem Schlussstrich ist das Unternehmen nun frei, in den gesunden operativen Kerngeschäften Energienetze (…) und erneuerbare Energien künftig zu wachsen." Oder wie es Konzernchef Johannes Teyssen ausdrückt: "Die Bilanz des Übergangsjahres 2016 ist eine Zäsur, die den Weg von Eon in die neue Energiewelt frei macht." Konkret heißt das: Eon setzt auf sichere Renditen aus dem regulierten Geschäft mit Ökostrom und Stromnetzen.

Doch auf Eon lasten zudem Schulden von mehr 26 Milliarden Euro. Teyssen will diese Summe unter anderem durch einen Verkauf der restlichen 47 Prozent der Uniper-Anteile und weiterer Beteiligungen senken. Außerdem sollen bis zu 1300 der derzeit 43.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon etwa 1000 in Deutschland. Teyssen kündigte zudem an, die Investitionen für die laufende Drei-Jahresperiode um zwei Milliarden auf acht Milliarden Euro zu kürzen.

Die Börse traut Teyssen derzeit offenbar zu, dass ihm die Neuausrichtung gelingt. Allerdings: Der Manager führt den Konzern seit 2010 und präsentiert nun den bereits den vierten Milliardenverlust seiner Amtszeit. Nun dürfte der Druck auf den 57-Jährigen steigen, bei dem einst größten deutschen Versorger die Wende zu schaffen. Sein Vertrag läuft noch bis Ende kommenden Jahres.

Quelle: ntv.de, mit rts/dpa

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