Wirtschaft

Jobabbau trotz Milliardengewinn Warum VW dringend sparen muss

Die niedrige Umsatzrendite gefährdet die Zukunftsfähigkeit von VW.

Die niedrige Umsatzrendite gefährdet die Zukunftsfähigkeit von VW.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gewinn und Umsatz beim VW-Konzern steigen erneut. Gleichzeitig verschärft Vorstandschef Diess noch einmal den Sparkurs bei der Kernmarke. Wie passt das zusammen? Tatsächlich bleibt Diess keine andere Wahl, als die Kosten massiv zu senken.

Freude und Sorge liegen ganz dicht beieinander bei Volkswagen. Gerade erfuhren rund 100.000 VW-Tarifangestellte, dass sie an dem großen finanziellen Erfolg des Konzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einer Prämie von 4750 Euro pro Person beteiligt werden. Bei Vorstandschef Herbert Diess summiert sich das Gehalt inklusive erfolgsabhängiger Boni sogar auf 8,5 Millionen Euro - für noch nicht einmal ein ganzes Jahr auf dem Chefposten. Die Dividende für die Aktionäre wird um satte 20 Prozent erhöht. Und dennoch kündigt Diess fast gleichzeitig eine Verschärfung des Sparkurses bei der Kernmarke VW an.

Diess, der sowohl Chef des Mutterkonzerns als auch der Marke VW ist, hat keine Wahl. Denn die verbesserten Zahlen des gesamten Konzerns dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der deutsche Pkw-Hersteller VW in seinem derzeitigen Zustand nicht zukunftsfähig ist. Daran ändert auch nichts, dass das Unternehmen mit den Autos mit dem VW-Logo 3,2 Milliarden Euro verdiente.

Das hört sich nach einer gewaltigen Zahl an. Aber: Zum einen müssen von diesem operativen Gewinn sogenannte Sondereinflüsse - vor allem Kosten für die Dieselaffäre - abgezogen werden. Zum anderem muss die Zahl ins Verhältnis zur Größe des Autobauers gesetzt werden. Allein in Deutschland arbeiten mehr als 100.000 Menschen für die Marke VW, im Ausland sind es noch mehr. Sie erwirtschaften einen Umsatz von knapp 85 Milliarden Euro. Das entspricht einer Umsatzrendite von mageren 3,8 Prozent. Und diese Kennzahl ist im vergangenen Jahr sogar noch gesunken. Zum Vergleich: Bei der VW-Tochter Porsche bleiben mehr als 16,6 Prozent vom Umsatz als Gewinn für das Unternehmen übrig, bei Audi immerhin knapp 8 Prozent.

Wachstumskurs stößt an Grenzen

Die Umsatzrendite bei VW muss deutlich steigen - nicht um Investoren reich zu machen, sondern um das Unternehmen und die Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Allein um die zahlreichen Autofabriken auf dem neuesten Stand zu halten, sind jedes Jahr Milliardeninvestitionen nötig. Für eine grundlegende Neuaufstellung für das Digitalzeitalter und die Elektromobilität wird noch viel mehr benötigt. Geld, das die Marke VW derzeit nicht verdient. Um Volkswagens Marktführerschaft für die Zukunft zu sichern, will Diess trotzdem massiv investieren. Das Geld dafür erwirtschaften derzeit die VW-Tochterunternehmen, allen voran die Luxus-Marken Audi und Porsche.

Eine solche Quersubventionierung ist keine nachhaltige Lösung. Auf Dauer muss auch VW selbst genug Gewinn erwirtschaften, um Kapitalkosten und Investitionen zu decken. Allein durch ein weiteres Wachstum des Unternehmens und den Verkauf von noch mehr Autos ist das kaum möglich. In den kommenden Jahren dürfte es immer schwieriger werden, Absatz und Umsatz zu steigern. Die Märkte in Europa sind bereits weitgehend gesättigt, und selbst in China sinken erstmals seit Jahren die Verkaufszahlen. Schafft VW es nicht, jetzt die Kosten zu senken und die Rendite zu erhöhen, verspielt Deutschlands größter Autobauer seine Zukunft.

Quelle: ntv.de

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