Wirtschaft

Die positive Horrornachricht Warum Börsianer VW und Porsche vertrauen

VW und Porsche: "Beide Titel gehören zu den begehrtesten Aktien zur Wochenmitte."

VW und Porsche: "Beide Titel gehören zu den begehrtesten Aktien zur Wochenmitte."

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Der Abgas-Skandal geht ins Geld: Zum ersten Mal seit gut 15 Jahren rutscht der Wolfsburger Autobauer mit einem Zwischenbericht in die roten Zahlen. Die Aktien von VW und Porsche bleiben davon unberührt. Wieso?

Immense 3,5 Milliarden Euro Verlust stehen bei VW im dritten Quartal zu Buche, erstmals in der Unternehmensgeschichte, die Titelblätter verkünden die Horrornachricht. Doch die Aktienmärkte feiern VW und auch Porsche, obwohl der Sportwagenbauer ebenfalls die Gewinnerwartungen kürzen musste.

"Beide Titel gehören zu den begehrtesten Aktien zur Wochenmitte", bestätigt Gregor Kuhn vom Aktienbroker IG. Obwohl die Höhe der Belastungen aus dem Abgas-Debakel unbekannt bleibt, schauen Investoren zusehends auf das Jahr 2016. Bei Analysten nimmt die Zuversicht bereits etwas zu. Wir gehen ins Detail und erläutern, wie Optimisten auf den Zug aufspringen können, warum die Horrornachricht positiv ankommt.

Erleichterung bei den Aktionären von Volkswagen nach der Vorlage der Quartalszahlen: Der Autobauer hatte die Rückstellungen für Rückrufaktionen wegen des Abgas-Debakels von 6,5 Milliarden auf lediglich 6,7 Milliarden Euro aufgestockt. Etliche Investoren haben daher das Gefühl, dass das Unternehmen einen guten Überblick über die möglicherweise anfallenden Kosten habe und sie nicht ausufern würden. Überzeugt hat Investoren zudem, dass die Nettoliquidität im Auto-Geschäft auf 27,8 Milliarden Euro gestiegen war, wenngleich 3,1 Milliarden davon aus dem Verkauf der Suzuki-Anteile stammen.

Kernmarke dämpft China-Sorgen

Erfreulich war zudem, dass das Pkw-Geschäft der Kernmarke Volkswagen im dritten Quartal die operative Marge auf drei Prozent verbessert hatte. Das belegt, dass die Kostensenkungen Früchte tragen. Angesichts dieser Zahlen sahen Investoren darüber hinweg, dass das wichtige China-Geschäft unter Druck ist. So war der Gewinn des China-Geschäfts um 20 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro eingebrochen.

Porsche SE
Porsche SE 49,12

Im Fahrwasser der Volkswagen-Aktie wurden auch die Porsche-Papiere mit nach oben gezogen. Die Porsche Automobil Holding SE, kurz Porsche SE, ist eine Beteiligungsfirma. Die Beteiligung an der Volkswagen AG steht für rund 90 Prozent der Vermögenswerte der Porsche SE, weshalb die Aktie so stark an der Entwicklung der Volkswagen-Aktie hängt.

Das operative Geschäft des Sportwagenbauers ist inzwischen eine 100-prozentige Tochter von VW. Wer auf die Porsche-Aktie setzt, setzt damit indirekt auf den Erfolg von VW. Weil der Gewinn von VW in diesem Jahr aber deutlich geringer ausfallen wird als ursprünglich geplant, rechnet die Porsche SE für 2015 nur noch mit einem Gewinn von 800 Millionen bis 1,8 Milliarden Euro, statt der zuvor avisierten 2,8 bis 3,8 Milliarden Euro. Doch auch bei Porsche gilt – es hätte schlimmer kommen können aus Sicht der Investoren.

Hoffnung für den weltweiten Absatz

Experten spekulieren weiterhin, wie groß die Belastungen aus dem Abgas-Debakel schlussendlich ausfallen werden. Eine seriöse Schätzung kann bislang aber nicht gemacht werden. So gehen die Analysten der UBS von Belastungen von insgesamt 35 Milliarden Euro für Strafzahlungen, unter anderem an die US-Umweltbehörde EPA und das US-Justizministerium, für Rechtsstreitigkeiten und die Rückrufaktionen aus. Nach den guten Quartalszahlen schauen die Investoren dennoch mit etwas Zuversicht auf das Jahr 2016. Die Ratingagentur Moody’s prognostiziert, dass der weltweite Automarkt angetrieben von dem starken Wachstum in Westeuropa und dem stabilen Wachstum in den USA um 2,5 Prozent wachsen soll, nach erwarteten 1,2 Prozent für 2015.

Laut deren Schätzungen werde der Markt in Europa im nächsten Jahr um 2,8 Prozent zulegen. Dafür würde eine gute Nachfrage in Spanien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien sorgen. Eine derartige Entwicklung würde Volkswagen in die Hände spielen, erzielt der Konzern auf seinem Heimatmarkt Europa doch 40 Prozent seines Pkw-Absatzes. Laut den Analysten von Moody’s werde der chinesische Markt trotz der schwachen Konjunktur im nächsten Jahr um fünf Prozent wachsen. Auch davon sollte Volkswagen profitieren, stammen doch 37 Prozent der Konzernerlöse von VW aus dem Reich der Mitte. Zuletzt hatte der Konzern die schwache Nachfrage in China deutlich zu spüren bekommen. Allerdings geht Moody’s davon aus, dass die Märkte in Brasilien und Russland weiter schrumpfen könnten.

Hebelprodukte für Porsche und VW

Gestützt werden sollte der Gewinn von Volkswagen im nächsten Jahr auch durch den verstärkten Einsatz des Modularen Querbaukasten (MQB), sprich die Verwendung von Gleichteilen. Nachdem im Jahr 2013 rund eine Million Fahrzeuge auf dieser Basis gebaut worden waren, soll der Wert 2016 in Richtung vier Millionen steigen. Die Analysten beginnen, allmählich etwas Hoffnung zu schöpfen. Nachdem die Schätzungen für den 2016er-Gewinn je Aktie zwischen Mai und Mitte Oktober 2015 von 27,20 Euro auf nur mehr 10,68 Euro eingedampft worden waren, haben sich die Erwartungen inzwischen auf 11,69 Euro erholt. Auf dieser Basis ist das Papier mit einem KGV von 9,1 nicht teuer.

Mit der Kurserholung seit Anfang Oktober hat die Aktie eingepreist, dass es im Abgas-Debakel vielleicht doch nicht so schlimm kommen wird, wie Investoren befürchtet hatten. Sollte diese Überzeugung bei den Investoren in den nächsten Monaten weiter um sich greifen, könnten beide Papiere und speziell Porsche allmählich weiter nach oben tendieren. Wer dies beschleunigen möchte, kann im Hebelbereich unter anderem zu CFDs greifen, jedoch sind auch Knock-out-Papiere eine gute Wahl. Mit der WKN CW444B setzt man zum Beispiel auf steigende Porsche-Notizen, mit der WKN HU1FME ist dies auf die Vorzugsaktie von Volkswagen möglich – jeweils gehebelt mit vier.

Quelle: ntv.de

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