Wirtschaft

Mieter-Versteher gesucht Vonovia kündigt Charmeoffensive an

Vorstandschef Buch will auf die Mieter stärker zugehen.

Vorstandschef Buch will auf die Mieter stärker zugehen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Immer wieder gerät der Immobilienkonzern Vonovia in die Schlagzeilen. Vor allem das Verhalten bei Sanierungen stößt vielfach auf Unmut. Das ist inzwischen auch im Vorstand angekommen. Der Konzern will umsteuern - zumindest in der Kommunikation.

Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia will bei den umstrittenen Modernisierungen seiner Immobilien früher auf Mieter zugehen. Insbesondere das Härtefallmanagement solle verbessert werden, sagte Vorstandschef Rolf Buch. Geplant sei, die Änderungen noch dieses Jahr umzusetzen. Dafür werde Vonovia neue Mitarbeiter einstellen.

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Kritisch sei auch der Versand von bis zu 40 Seiten langen Modernisierungsankündigungen an Mieter. "Das ist teilweise auch für mich nicht lesbar", räumte der Manager ein. Bis zur endgültigen Abrechnung der Modernisierungen müssten die Mieter dann oft bis zu einem Jahr lang warten. "Das ist einfach zu spät. Wir wollen den Mietern jetzt gleich nach der Ankündigung Planungssicherheit hinsichtlich der Miethöhe geben", sagte Buch. Dafür benötigten die neuen Vonovia-Mitarbeiter technischen Sachverstand und Einfühlungsvermögen.

Sanierungen mit Akzeptanzproblem

Der Deutsche Mieterbund hatte zuvor "oftmals horrende Mietsteigerungen" im Zuge von Modernisierungen des Unternehmens beklagt. "Mancher kann sich die Miete nicht mehr leisten und zieht aus", so der Mieterbund. Dadurch könne es faktisch zu einer Verdrängung teils langjähriger Mieter aus ihren Wohnungen kommen, sagte die Sprecherin des Mieterbunds in Nordrhein-Westfalen, Silke Gottschalk. "Uns geht es darum, dass niemand aus seiner Wohnung ausziehen muss. Das sieht die Vonovia anders", sagte Gottschalk. Vonovia kann in Härtefällen Mietern kleinere Wohnungen vorschlagen, wenn die alten Immobilien zu teuer für sie werden.

Buch räumte ein "zunehmendes gesellschaftliches Akzeptanzproblem" vor allem bei energetischen Modernisierungen ein. Dabei geht es etwa um Energiesparen durch die Dämmung von Fassaden oder den Einbau neuer Fenster. Für den einzelnen Mieter bedeute dies zwar heute schon geringere Heizkosten, allerdings sei der wesentliche Effekt erst bei weiter steigenden Energiekosten spürbar, sagte er. "Es bleibt dabei, die Warmmiete steigt erst einmal. Allerdings ist der Vergleich der reinen Kaltmiete irreführend", betonte Buch.

Mietenanstieg füllt die Kassen

Gesamtgesellschaftlich wäre ein Verzicht auf energetische Sanierungen im Wohnungsbestand in Deutschland eine Katastrophe, meinte er. Zu jährlich rund 20.000 energetischen Modernisierungen kämen bei Vonovia etwa 13.000 sonstige Wohnungsmodernisierungen hinzu, zum Beispiel durch den Einbau neuer Bäder. Während gegen den Willen der Mieter in den Wohnungen nichts gemacht werde, könnten bei der energetischen Sanierung ganzer Häuser einzelne Wohnungen nicht herausgenommen werden. Im Durchschnitt würde Vonovia nicht die erlaubten elf Prozent, sondern nur etwa sieben Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete umlegen, was zu einer durchschnittlichen Anhebung der Kaltmiete von rund 1,60 Euro je Quadratmeter führe.

Vonovia verwaltet rund 394.000 Wohnungen in Deutschland und ist in den vergangenen Jahren stark durch Übernahmen gewachsen. Angesichts der hohen Immobilienpreise in Deutschland seien Zukäufe im Inland derzeit schwieriger. Nach Zukäufen in Österreich und Schweden könne er sich ein weiteres Wachstum in diesen Ländern vorstellen. Betrachtet werde auch Frankreich.

Der Bau dringend benötigter neuer Wohnungen in deutschen Metropolen wird Buch zufolge nicht von fehlenden Finanzmitteln gebremst. "Geld haben wir genug, auch dieses Land hat genug Geld", sagte er. Es fehlten einfach die Baukapazitäten und die Genehmigungen. Zudem gebe es nur bedingt Grundstücke.

Im ersten Halbjahr lief es für Vonovia vor allem aufgrund der Wohnungsnot in den Metropolen gut. Die Mieten steigen dort seit Jahren, und ein Ende ist nicht in Sicht. Zudem profitiert das Unternehmen von Dienstleistungen rund um Gebäude und geringeren Finanzierungskosten. Das operative Ergebnis legte im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um knapp zwölf Prozent auf 510,3 Millionen Euro zu. Die Mieteinnahmen stiegen leicht auf 838,8 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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