Wirtschaft

Nach Protesten gegen hohe Mieten Vonovia dämmt Modernisierungen ein

Vonovia will zukünftig verstärkt in Neubauten und Modernisierungen in Schweden investieren.

Vonovia will zukünftig verstärkt in Neubauten und Modernisierungen in Schweden investieren.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Geschäfte laufen prächtig, doch das Image ist angekratzt: Vonovia zieht Konsequenzen aus der Kritik an aufwendigen Modernisierungen und die damit verbundenen Kosten für die Mieter. Die Ergebnisprognose des Wohnungskonzerns bleibt davon unbeeindruckt.

Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia will seine Modernisierungsinvestitionen drastisch kürzen. Hintergrund sei eine "dramatisch zurückgegangene" gesellschaftliche Akzeptanz für die in der Regel mit Mietsteigerungen verbundenen energetischen Modernisierungen, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch.

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Das Dax-Unternehmen hatte bislang durchschnittlich sieben Prozent der energetischen Modernisierungskosten - etwa für die Dämmung von Fassaden oder den Austausch alter Fenster - jährlich auf die Miete umgelegt, was in Einzelfällen zu Mieterhöhungen von mehr als drei Euro pro Monat und Quadratmeter geführt hatte.

Vonovia zählt mit einem Bestand von rund 400.000 ganz überwiegend in Deutschland gelegenen Wohnungen zu den größten deutschen Vermietern. "Es nutzt nichts, wenn die Leute das nicht wollen", sagte Buch. Ab sofort sei eine Kürzung der energetischen Investitionen um rund 40 Prozent geplant. Vonovia hatte zuletzt angekündigt, im laufenden Geschäftsjahr rund eine Milliarde Euro vorwiegend in energetische Modernisierungen, aber auch in Neubau und Dachaufstockungen investieren zu wollen.

Während die Modernisierungsquote bei Vonovia bislang bei rund fünf Prozent des Wohnungsbestands gelegen habe, soll sich dieser Wert nun auf rund drei Prozent reduzieren. Künftig werde es durch Sanierungen zudem keine Mietaufschläge von mehr als zwei Euro je Quadratmeter geben, auch wenn dies bei Quadratmetermieten von mehr als sieben Euro gesetzlich zulässig ist. Damit wolle der Dax-Konzern sicherstellen, dass Mieter ihre Wohnungen als Folge der modernisierungsbedingten Mietsteigerungen nicht verlassen müssten. Aktuelle Modernisierungsprojekte, die zu Mieterhöhungen von mehr als zwei Euro pro Quadratmeter führen, werde man sich "genau ansehen".

Dividende wird erhöht

Vonovia werde die frei werdenden Mittel künftig verstärkt in Neubauten und Modernisierungen in Schweden investieren, wo die Akzeptanz dafür deutlich größer sei, kündigte Buch an. Auf die Geschäftsentwicklung werde das Umsteuern keine Auswirkungen haben. Der Vonovia-Chef bezifferte die geplanten Gesamtinvestitionen auf jährlich rund 1,3 bis 1,6 Milliarden Euro.

Wegen des Immobilienbooms und steigender Mieten vor allem in den Ballungszentren klingeln momentan die Kassen. Wie das Unternehmen in Bochum mitteilte, stieg der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO) in den ersten neun Monaten (ohne Berücksichtigung der übernommenen österreichischen Buwog) um 12,7 Prozent auf 778,2 Millionen Euro (Vorjahr: 690,5).

Für das Gesamtjahr bekräftigte Vonovia-Chef Buch seine Prognose. Demnach soll das Ergebnis um rund 15 Prozent über dem Wert von 2017 liegen: bei 1,05 bis 1,07 Milliarden Euro. 2017 hatte der Konzern, der rund 400.000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden bewirtschaftet, einen FFO von 920,8 Millionen Euro eingefahren.

Es sei geplant, der Hauptversammlung im Mai 2019 eine Dividende in Höhe von 1,44 Euro je Aktie vorzuschlagen, erklärte Buch. Das entspricht im Vergleich zu 2017 einem Plus von 0,12 Euro. 2019 erwartet Vonovia einen FFO (inklusive Buwog) in Höhe von 1,14 bis 1,19 Milliarden Euro.

Verbesserung für Energieverbrauch umstritten

Auf Seiten der Mieter wird sich durch die neue Ausrichtung des Konzerns womöglich kaum etwas ändern: Der Anstieg der durchschnittlichen Mieten werde sich trotz der deutlich zurückgehenden Modernisierungen nicht verlangsamen, prophezeit Rolf Buch. "Der Mietanstieg kommt dann nicht aus der Modernisierung, sondern aus dem Neubau." Im zurückliegenden Jahr waren die Mieten im Schnitt um vier Prozent auf 6,45 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Rund 2,5 Prozent des Anstiegs waren dabei die Folge von Modernisierungen.

Der zunehmende Verzicht auf energetische Modernisierungen bedeute aber auch gleichzeitig einen Rückschlag für den Klimaschutz, beklagte Buch. Die CO2-Bilanz vor allem aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren stammender Gebäude werde sich dadurch nicht wie geplant weiter verbessern, obwohl vielfach ein grundlegender Modernisierungsbedarf vorliege. Angesichts der steigenden Kosten am Bau seien Kostensenkungen bei der Durchführung von Modernisierungen derzeit nicht realistisch.

Aus Sicht des deutschen Mieterbunds führen Modernisierungen oft gar nicht zu deutlichen Energieeinsparungen. "Wenn Häuser immer dicker gedämmt werden, heißt das noch lange nicht, dass sie unbedingt viel Energie einsparen", sagte Mieterbund-Sprecherin Silke Gottschalk in Düsseldorf. Vonovia zähle zu den Unternehmen, die in den vergangenen Jahren besonders intensiv auf Modernisierungen gesetzt hätten. Statt die Kosten dafür einfach nur anteilig auf die Kaltmiete umzulegen, sei es sinnvoller, sich bei der Umlage an den tatsächlich eingesparten Betriebskosten zu orientieren, sagte Gottschalk.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts

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