Wirtschaft

Eon und RWE erreichen Tiefpunkt Versorgeraktien vor Aufholjagd

Noch köcheln die Aktien von Eon und RWE auf Sparflamme

Noch köcheln die Aktien von Eon und RWE auf Sparflamme

(Foto: picture alliance / dpa)

Eon und RWE zählen derzeit zu den unbeliebtesten Aktien auf dem deutschen Kurszettel. Thomas Wukonigg, Vorstand bei der Capital-Forum AG, rechnet jedoch mit positiven Überraschungen. Und erklärt für Telebörse.de, warum die deutschen Versorgeraktien als Nachzügler ein Kauf sind.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Derzeit gibt es wohl kaum Aktien, die bei Analysten und Anlegern derart in Ungnade gefallen sind wie die deutschen Versorger. Schätzungsweise 70 bis 80 Prozent der aktuellen Unternehmensanalysen empfehlen, die entsprechenden Papiere zu verkaufen (Sell) oder im besten Fall zu halten (Hold). Die Researchabteilungen haben zum Teil seit Monaten keine Updates zu ihren Unternehmensstudien geliefert. Vor allem institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen sind bei Eon und RWE deutlich unterinvestiert. Ein solches Desinteresse an großen Dax-Werten ist absolut unüblich.

Für die massive Abneigung gegen die deutschen Versorgeraktien gibt es gute Gründe. Generell macht den europäischen Versorgern das Überangebot an Strom zu schaffen. Nach Schätzungen der Schweizer Bank UBS müssten in Zentraleuropa rund 30 Prozent des Kraftwerkbestands abgebaut werden, damit der Strommarkt wieder normal funktioniert. Kein Wunder also, dass sich die Großhandelspreise für Strom im Keller befinden. In Deutschland kommen die Energiewende und der damit verbundene Ausstieg aus der Kernenergie erschwerend hinzu. Aufgrund des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) genießt in der Bunderepublik alternativ erzeugter Strom Vorrang.

Konkret bedeutet dies, dass erneuerbare Energie massenweise in die Stromnetze eingespeist wird, wenn die Sonne intensiv scheint oder der Wind kräftig bläst. Die profitablen herkömmlichen Kraftwerke müssen dann entweder runtergefahren werden oder es entsteht ein Überangebot an Strom, was dessen Preis an der Börse drückt. Beides ist zum Nachteil der großen Versorger. Umgekehrt profitieren diese nur unterdurchschnittlich von den Subventionen für erneuerbare Energien, da sie hier bislang unterinvestiert sind.

Übertriebene Underperformance

Das insbesondere für die deutschen Versorger negative Umfeld dürfte allerdings bei den Aktienkursen von Eon und RWE weitgehend eingepreist sein. Seit der Kernkraftkatastrophe von Fukushima im März 2011 haben die beiden Aktien in der Spitze gut die Hälfte (Eon) beziehungsweise fast zwei Drittel (RWE) ihres Wertes verloren.

Der Dax stieg im selben Zeitraum um rund ein Drittel. Auffällig ist, dass seit Anfang September die Kurse der beiden Versorger aber wieder angesprungen sind. Offenbar entdecken Anleger Eon und RWE zunehmend als Nachzügler. Tatsächlich ist bei den Versorgern eher mit positiven als mit negativen Überraschungen zu rechnen. Vor allem Eon hat den Verkauf unrentabler Kraftwerke und Beteiligungen bereits weitgehend abgeschlossen. RWE steckt dagegen noch mitten im Desinvestment-Prozess. Beide Unternehmen haben zwar die Dividenden spürbar gekürzt. Aufgrund des Kursverfalls offerieren Eon und RWE mit rund 5,0 beziehungsweise 3,6 Prozent aber wieder attraktive Renditen. Auch das politische Umfeld bietet eher Chancen als Risiken. Eine Regierungskoalition aus CDU und SPD könnte künftig stärker die Versorgungssicherheit in den Vordergrund stellen und die Förderung erneuerbarer Energien kürzen. Dadurch sollten sich die Margen bei der herkömmlichen Stromerzeugung mit Kohle- und Gaskraftwerken erholen. Auch die verbesserten Konjunkturaussichten in Deutschland und Europa sprechen für höhere Strompreise.

Darüber hinaus besteht beim Thema Kernkraft positives Überraschungspotenzial. Eon und RWE könnten ihre geschäftlichen Ausblicke in zu schwarzen Farben gemalt haben, um ihre Chancen bei den Klagen gegen den überhasteten Atomausstieg zu erhöhen. Mögliche Erfolge vor Gericht spiegeln sich in den Prognosen der Unternehmensanalysten bislang nicht wider. Schließlich spricht der jüngste Kursverlauf für die beiden Aktien. Diese reagierten zuletzt auf negative Meldungen kaum noch. Bei positiven Nachrichten sprangen dagegen die Kurse und Umsätze spürbar an. Im direkten Vergleich ist Eon bei der Restrukturierung bereits deutlich weiter vorangekommen, verfügt über eine bessere Ertragsstabilität und bietet die höhere Dividendenrendite. RWE besitzt dagegen den deutlich kräftigeren Hebel bei möglichen Strompreissteigerungen. Damit ist Eon besser für defensive und RWE vor allem für risikobereitere Anleger geeignet.

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Quelle: ntv.de

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