Wirtschaft

"Spiegel"-Bericht zu Abgasaffäre VW prüft wohl Schadensersatz von Bosch

Volkswagen plant offenbar Lieferanten Bosch mit zur Verantwortung zu ziehen.

Volkswagen plant offenbar Lieferanten Bosch mit zur Verantwortung zu ziehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Volkswagen könnte in der Abgasaffäre hohen Schadensersatz von Autozulieferer Bosch verlangen. Darüber berichtet der "Spiegel". Bosch gerät auch seitens der Ermittlungsbehörden im Dieselskandal unter Druck.

Volkswagen sieht im Dieselskandal offenbar eine Mitverantwortung seines Lieferanten Bosch und prüft Schadenersatzforderungen. Diese könnten sich auf bis zu eine Milliarde Euro summieren, berichtete der "Spiegel" und beruft sich aber auf Konzernkreise. Die Wolfsburger hätten bereits Ende 2018 eine Klage gegen den Zulieferer vorbereitet, weil sonst eine Verjährung gedroht hätte. Inzwischen sei eine Frist bis Ende März vereinbart worden, bis dahin wollten die beiden Konzerne über das weitere Vorgehen entscheiden.

VW St.
VW St. 139,80

Experten zufolge ist es üblich, dass sich Unternehmen juristisch absichern, um eine Verjährung möglicher Forderungen zu verhindern. Bosch verwies auf sein jahrzehntelanges Lieferanten-Verhältnis zu Volkswagen. "Wir können uns eine solche Klage gegen Bosch nicht vorstellen", erklärte das Unternehmen. Der weltgrößte Autozulieferer hatte einen Teil der Motorsteuerung geliefert, mit der Volkswagen den Stickstoffausstoß von Dieselmotoren manipulierte. In einer Volkswagen-Stellungnahme hieß es nur: "Wir verweisen darauf, dass wir uns zu Fragen, die etwaige interne vertrauliche Vorgänge betreffen könnten, nicht äußern."

Auf dem Prüfstand hielten die Fahrzeuge die Abgaswerte zwar ein, auf der Straße war der Schadstoffausstoß jedoch um ein Vielfaches höher. Unklar ist, wie tief Bosch in die Entwicklung der illegalen Abschalteinrichtung involviert war. Nach Bekanntwerden des Skandals hatte der Stiftungskonzern erklärt, die Komponenten der Abgasnachbehandlung geliefert zu haben, für deren Integration aber VW verantwortlich sei. Diese Aussage wird schon länger nicht mehr wiederholt.

Kosten von mehr als 28 Milliarden Euro

Die Wiedergutmachung des Dieselbetrugs hat Volkswagen bisher mehr als 28 Milliarden Euro gekostet. Damit ist die Aufarbeitung längst noch nicht abgeschlossen. Das Oberlandesgericht Braunschweig verhandelt über eine Klage der Fondsgesellschaft Deka Investment wegen erlittener Kursverluste. Hinter der Musterklägerin stehen knapp 1700 Fälle, die Summe der Forderungen beläuft sich auf rund neun Milliarden Euro.

Mehr als 400.000 Besitzer von Dieselautos mit manipulierter Abgassteuerung haben sich zudem einer Musterfeststellungsklage gegen VW angeschlossen. Wann das Gerichtsverfahren beginnt, ist noch unklar. Laut "Spiegel" gerät Bosch auch seitens der Ermittlungsbehörden stärker unter Druck.

Das Unternehmen bestätigte, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Bußgeldverfahren eingeleitet habe. "Das Verfahren steht im Kontext mit den Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH im Zusammenhang des Einsatzes angeblich manipulierter Software in Steuergeräten von Dieselfahrzeugen." Das Nachrichtenmagazin berichtete, der Konzern habe womöglich Aufsichtspflichten verletzt. Dem Unternehmen drohe ein Bußgeld im dreistelligen Millionenbereich.

Quelle: ntv.de, sgu/dpa/rts

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