Wirtschaft

Liebesgrüße aus Wolfsburg VW nervt Maria-Elisabeth Schaeffler

Maria-Elisabeth Schaeffler bringt den Maschinenbauer an die Börse - doch der VW-Skandal verschlechtert das Börsenumfeld.

Maria-Elisabeth Schaeffler bringt den Maschinenbauer an die Börse - doch der VW-Skandal verschlechtert das Börsenumfeld.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Volkswagen stört die Milliardenpläne bei IPOs und Maria-Elisabeth Schaeffler dürfte einen dicken Hals haben. Auch in Leverkusen ist die Laune schlecht. VW hat den Konzernen ein teures und faules Ei ins Börsen-Nest gelegt.

Ihr könnte vor Schreck das Champagner-Glas aus der Hand gefallen sein: Schönen Dank, warum muss ausgerechnet jetzt so eine Hiobsbotschaft kommen? So dürfte Maria-Elisabeth Schaeffler am Firmensitz im bayerischen Herzogenaurach reagiert haben, als sie von den Manipulationen bei VW erfuhr.

Vor Jahren hatte man sich mit der insgesamt missglückten Übernahme bei Continental verhoben, diesmal nervt VW und stört die Milliarden-teuren IPO-Pläne der Milliardärin. Das Abgas-Debakel bei Volkswagen hat nicht nur den gesamten Aktienmarkt mit nach unten gezogen, sondern erweist auch den anstehenden milliardenschweren Börsenplänen des Autozulieferers Schaeffler oder der Bayer-Kunststoffsparte Covestro einen Bärendienst.

Zähne zusammenbeißen und durch

Für die Alteigentümer und die Unternehmen bedeutet das Einnahmeausfälle von Hunderten von Millionen Euro. Nichtsdestotrotz lautet nun das Motto: Zähne zusammenbeißen und durch. Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld hat das Börsendebüt verschoben und will nun am kommenden Montag die Preisspanne bekannt geben.

Bislang waren Nettoerlöse aus dem Börsengang von drei Milliarden Euro kolportiert worden. Während sich die Familie Schaeffler als bisherige Alleineigentümerin von bis zu 100 Millionen Aktien trennen will, sollen zusätzlich 66 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung platziert werden. Sollte der Emissionspreis beispielsweise um zehn Prozent unter den rechnerischen rund 18 Euro je Aktie liegen, wären die Einnahmen aus dem Börsengang um rund 300 Millionen kleiner als ursprünglich geplant. Entsprechend hätte das Unternehmen rund 120 Millionen Euro weniger für die Schuldentilgung.

Und auch in der zweiten deutschen Retortenstadt in Leverkusen ist man bei Bayer wohl nicht gut auf VW zu sprechen. Denn die Kunststoffsparte Covestro musste wegen des schlechten Börsenumfelds nicht nur die Preisspanne auf 21,50 bis 24,50 Euro eindampfen, sondern auch das angestrebte Emissionsvolumen von 2,5 Milliarden auf 1,5 Milliarden Euro reduzieren.

Kleiner Trost MDAX

Zudem wurde die Angebotsfrist bis zum heutigen Freitag verlängert und der geplante Börsengang auf kommenden Dienstag verschoben. So schnell löst sich der Traum vom größten Börsengang in Deutschland seit dem Jahr 2000 in Luft auf. Nun werden die Einnahmen sogar etwas hinter den 1,6 Milliarden Euro zurückbleiben, die der Berliner Start-up-Entwickler Rocket Internet im September 2014 eingesammelt hatte.

Da half es auch nichts, dass Covestro-Chef Patrick Thomas bis zuletzt kräftig die Werbetrommel gerührt hat. Und der wahrscheinliche Aufstieg im Dezember in den MDAX ist auch nur ein kleiner Trost. Die Gewinner aus dem schwachen Börsenumfeld sind jene Investoren, die die Covestro-Aktien zu einem deutlich niedrigeren Preis erhalten als ursprünglich geplant.

Gespannt warten zudem Investoren, wie hoch der Emissionspreis bei Schaeffler sein wird. Mit einem niedrigeren Einstandskurs haben die neuen Aktionäre einen wichtigen Risikopuffer, falls das Börsenumfeld - nicht zuletzt wegen VW - schwierig bleiben sollte. Gewinner könnte es also schon geben - bloss nicht in Leverkusen oder Herzogenaurach.

Quelle: ntv.de

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