Wirtschaft

Preisspanne festgelegt VW-Skandal vermiest Schaeffler-Börsengang

Der Gesellschafter der Schaeffler Gruppe: Georg F. W. Schaeffler und Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann.

Der Gesellschafter der Schaeffler Gruppe: Georg F. W. Schaeffler und Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ursprünglich sollen eigentlich 2,5 Milliarden Euro werden, die Schaeffler am Aktienmarkt einsammeln will. Nun dampft der Automobilzulieferer diese Pläne deutlich ein. Dennoch soll der Börsengang starten - allerdings mit Verzögerung.

Der fränkische Autozulieferer Schaeffler hat seine Börsenpläne wegen des VW-Skandals und der Talfahrt an den Aktienmärkten eingedampft. Der Wälzlager-Konzern begnügt sich nun zunächst mit maximal 1,39 Milliarden Euro, wie Schaeffler mitteilte. Finanzkreisen zufolge hatte das Unternehmen aus Herzogenaurach eigentlich 2,5 Milliarden Euro angepeilt. Damit kann die Holdingfirma der Eigentümerfamilie nicht so schnell entschuldet werden wie geplant. Statt bis zu 166 Millionen will der Großaktionär von Continental maximal 99,4 Millionen Papiere ausgeben. Insidern zufolge macht Schaeffler auch am Ausgabepreis Abstriche.

Profi-Investoren können die stimmrechtslosen Vorzugsaktien seit Montag in einer Spanne von 12 bis 14 Euro zeichnen. Am Freitag soll Schaeffler sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern - vier Tage später als ursprünglich geplant. Eigentlich hätte Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld schon am jheutigen Montag die Börsenglocke zur Emission läuten wollen. Doch die Investoren zeigten sich verunsichert. Schaeffler ist auch ein großer Zulieferer von Volkswagen, der von einem Skandal um manipulierte Abgaswerte erschüttert wird.

Privatanleger bei der Emission außen vor

"Angesichts der aktuellen Marktvolatilität haben wir uns gemeinsam mit unseren Gesellschaftern dazu entschieden, die Platzierung schrittweise durchzuführen", erklärte Rosenfeld. Das Interesse institutioneller Investoren sei hoch. Privatanleger sind bei der Emission außen vor.

Nach dem Börsengang sind den abgespeckten Plänen zufolge nur elf Prozent an der Schaeffler AG im Streubesitz. 66 Millionen Aktien kommen aus einer Kapitalerhöhung. Elisabeth Schaeffler-Thumann und ihr Sohn Georg geben statt bis zu 100 Millionen nur 9 Millionen Papiere ab, bei entsprechend hoher Nachfrage können bis zu 24,4 Millionen hinzukommen. Den Rest der Papiere wollen die Schaefflers erst nach Ablauf einer sechsmonatigen Sperrfrist auf den Markt werfen - in einem oder mehreren Schritten. Dann sollen der Familie nur noch 75 Prozent an dem Konzern gehören - das Sagen hat sie allerdings weiterhin.

Eigentlich wollte Schaeffler mit dem Börsengang die Anleihen zurückkaufen, die die mit 3,6 Milliarden Euro verschuldete Familienholding ausgegeben hat. Das fällt nun vorerst flach. Stattdessen werden nur Bankkredite über 700 Millionen Euro für weitere fünf Jahre refinanziert und auf 800 Millionen erhöht. Das Geld kommt von der Deutschen Bank, Bank of America und HSBC Trinkaus, die auch den Börsengang begleiten. "Das Grundkonzept bleibt aber erhalten. Die Umsetzung erfolgt nunmehr in Schritten", sagte Rosenfeld. Auf der Schaeffler AG selbst lasten weitere 6,2 Milliarden Euro Schulden.

Schwieriges Umfeld für Börsengänge

Der Abschwung an den Aktienmärkten hat in Deutschland schon viele Börsenkandidaten aus dem Konzept gebracht. Die Bayer-Tochter Covestro schaffte mangels Nachfrage nach ihren Aktien erst nach einer Senkung der Preisspanne und mit einem geringeren Volumen von 1,5 Milliarden Euro den Sprung an die Börse. Sie will ihr Börsendebüt am Dienstag feiern.

Dagegen lief die Emission des Kleinanzeigenportal-Betreibers Scout24 zwar reibungslos, der Kurs fiel im Rahmen des schwachen Gesamtmarktes jedoch unter den Ausgabepreis. Die Container-Reederei Hapag-Lloyd und der Baustoffhersteller Xella wollen in den nächsten Wochen trotz des schwierigen Umfeldes ihre Börsenprospekte veröffentlichen.

Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen