Wirtschaft

"Sind keine kriminelle Gruppe" VW-Chef Müller fällt aus der Büßerrolle

Volkswagen-Boss Müller hat eine Mission: In den USA muss er den Zorn der Amerikaner über "Dieselgate" besänftigen. Nach öffentlicher Reue vergeigt der Manager ein Interview aber völlig – und gerät in Erklärungsnot.

Das nennt man wohl PR-Desater. Volkswagen-Chef Matthias Müller gab sich während eines Interviews mit dem US-Sender NPR auf der Automobilmesse in Detroit betont selbstbewusst – und brachte sich damit in große Verlegenheit. "Ehrlich gesagt, wir hatten ein technisches Problem", sagte er zum Abgas-Skandal. Volkswagen habe die amerikanischen Gesetze lediglich "falsch interpretiert".

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Dabei hatte Müller kurz zuvor noch wortreich um Entschuldigung gebeten, "für das, was bei VW falsch gelaufen ist". Der Konzern habe Kunden, Behörden und die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten "im Stich gelassen", gab sich der Manager zerknirscht und versicherte: "Unser ganzer Einsatz zielt jetzt darauf ab, die Dinge in Ordnung zu bringen."

Nach US-Ermittlungen hatte Volkswagen im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Schummelsoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests einen niedrigeren Stickoxidausstoß anzeigt als auf der Straße. In den USA sind fast 600.000 Fahrzeuge betroffen.

Vor diesem Hintergrund stellte der Reporter fest, in den USA werde der Skandal nicht als "technisches", sondern als "ethisches" Problem gesehen. Das wollte Müller nicht akzeptieren: "Ein ethisches Problem? Ich kann nicht verstehen, warum Sie das sagen."

"Weil VW absichtlich US-Behörden angelogen hat, nachdem das Problem ans Licht gekommen war", entgegnete der Reporter. "Wir haben nicht gelogen", sagte Müller. "Wir haben die Frage zunächst nicht verstanden".

Also alles nur ein Missverständnis und Kommunikationsproblem? Diese Interpretation der Abgasaffäre steht im Widerspruch zum Eingeständnis von Volkswagen, manipuliert zu haben. Das wurde offenbar auch der Pressestelle von Volkswagen bewusst, die nach Ausstrahlung des Interviews um ein neues Gespräch bat.

Vermintes Gelände

"Wir akzeptieren in vollem Maße den Verstoß. Da gibt es keine Zweifel", korrigierte sich Müller im zweiten Versuch. "Wir haben falsch reagiert", ergänzte er mit Blick auf die US-Umweltbehörde EPA und sagte: "Wir arbeiten Tag und Nacht, um Lösungen zu finden. Nicht nur technische Lösungen. Es gibt auch für Anwälte und die Pressestelle viel zu tun."

Zuvor hatte der VW-Boss am Rande der Messe allerdings auch betont: "Wir sind keine kriminelle Marke und keine kriminelle Gruppe." Volkswagen habe einen riesigen Fehler begangen, indem man bei Dieselautos eine Software eingebaut habe, die Abgaswerte nur auf dem Prüfstand senkt. Es habe trotzdem aber nie die Absicht gegeben, Kunden oder Behörden hinters Licht zu führen.

Ein Widerspruch? Müllers Eiertanz lässt sich wohl so erklären: Unbedachte Äußerungen könnten in juristisch vermintem Gelände sofort gegen Volkswagen ausgelegt werden. Das US-Justizministerium hat sich ausdrücklich die Möglichkeit strafrechtlicher Ermittlungen in dem Skandal offen gelassen. Müller muss auch wegen einer milliardenschweren Zivilklage der Umweltbehörde vorsichtig handeln.

Quelle: ntv.de, mit dpa/rts

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