Wirtschaft

Uiguren-Lager in China VW-Chef Diess irritiert mit Interview

"Das kann ich nicht beurteilen, sorry", so Diess im Interview mit der BBC.

"Das kann ich nicht beurteilen, sorry", so Diess im Interview mit der BBC.

(Foto: picture alliance/dpa)

In der chinesischen Provinz Xinjiang sind rund eine Million Muslime in Umerziehungslagern inhaftiert. In derselben Provinz hat der Autobauer VW ein Werk. Konzernchef Diess sagt in einem Interview, ihm seien die Lager nicht bekannt.

VW-Konzernchef Herbert Diess hat Vorwürfe zurückgewiesen, von Umerziehungslagern für muslimische Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang nichts wissen zu wollen. Diess sei sich der Lage in der Region "natürlich bewusst", sagte ein Konzernsprecher. Auch deshalb sei das Unternehmen bemüht, einen Beitrag zur Entwicklung der Region und zum Zusammenhalt der dortigen Bevölkerung zu leisten. "Gerade mit Arbeitsplätzen für alle Volksgruppen am Standort Urumqi wird das soziale Umfeld maßgeblich verbessert", so der Sprecher.

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In einem Interview mit der BBC hatte Diess zuvor gesagt, dass Volkswagen stolz darauf sei, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Der Reporter stellte daraufhin fest, dass der Konzern nicht stolz darauf sein könne, wie die chinesische Regierung dort mit Minderheiten umgehe. "Das kann ich nicht beurteilen, sorry",  entgegnete Diess. Er wisse nicht, worauf sich der Reporter beziehe. "Sie wissen nichts von Chinas Umerziehungslagern für eine Million Menschen im Westen des Landes, die [von der chinesischen Regierung] als Bildungszentren im Rahmen von Anti-Terror-Maßnahmen dargestellt werden? Davon wissen Sie nichts?", hakte der Reporter nach. "Nein, davon weiß ich nichts", sagte Diess.

Margarete Bause, Grünen-Sprecherin für Menschenrechtspolitik bezeichnete diese Äußerungen als "schockierend". Menschenrechtsorganisationen prangerten seit Monaten an, dass in der chinesischen Provinz Xinjiang Angehörige religiöser Minderheiten inhaftiert und gefoltert würden, sagte sie. "Wenn Herr Diess sich jetzt ausgerechnet in China stolz darüber zeigt, Arbeitsplätze in dieser Region zu schaffen und vorgibt, von Umerziehungslagern nichts zu wissen, ist dies der blanke Zynismus." Unternehmen trügen Verantwortung für ihr Handeln. "Der VW-Vorstandschef tritt diese Verantwortung mit Füßen und macht sich zum Komplizen der chinesischen Propaganda."

In den Lagern sollen nach Schätzungen bis zu eine Million Muslime eingesperrt sein. In dem VW-Werk in der nordwestchinesischen Provinz arbeiten nach Angaben des Unternehmenssprechers rund 700 Menschen. Etwa ein Viertel davon seien Uiguren.

Quelle: ntv.de, psa/dpa

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