Wirtschaft

2000 Leiharbeiter dürfen hoffen VW-Boss soll Streit um Sparpakt schlichten

Mit dem Auslaufen von befristeten Arbeitsverträgen könnte VW schnell Erfolge beim Stellenabbau erzielen.

Mit dem Auslaufen von befristeten Arbeitsverträgen könnte VW schnell Erfolge beim Stellenabbau erzielen.

(Foto: dpa)

Die Kernmarke des VW-Konzerns muss dringend sparen. Auch die Arbeitnehmer haben dem Abbau von Zehntausenden Stellen zugestimmt. Doch nun bricht offener Streit aus. Das Management habe seine Versprechen gebrochen, klagt der Betriebsrat.

Im Streit über den Umbau der schwächelnden Marke Volkswagen sind die Fronten zwischen Betriebsrat und Management offenkundig verhärtet. Zwar kündigte das Unternehmen an, 2000 Leiharbeitnehmer fest anzustellen. Dennoch wurde ein erstes Gespräch über die Umsetzung des "Zukunftspakts" ergebnislos vertagt, erklärte ein Sprecher des Betriebsrats.

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Die Arbeitnehmervertretung dringt nun darauf, dass sich Konzernchef Matthias Müller stärker in die Verhandlungen einschaltet. "Wir würden es begrüßen, wenn der Konzern die Umsetzung des Zukunftspaktes und die Einhaltung der Vereinbarungen stärker an sich zieht", sagte ein Sprecher des Konzernbetriebsrats.

Ein VW-Sprecher erklärte, die Gespräche seien vertagt worden, wollte aber zu Details nicht Stellung nehmen. Konzernchef Müller kritisierte in einem Brief an die Mitarbeiter scharf, dass interne Konflikte öffentlich über die Medien ausgetragen würden. So entstehe der "fatale und falsche Eindruck, dass es bei VW nur noch gegeneinander und nicht miteinander geht", schrieb Müller in dem Brief. Müller versprach, der Konzernvorstand und er persönlich wollten alles für eine konstruktive Lösung tun.

Der Betriebsrat hatte VW-Markenchef Herbert Diess vergangene Woche vorgeworfen, den im November beschlossenen Pakt nicht einzuhalten. Mit dem nach monatelangem Ringen vereinbarten Plan soll bis 2020 das Personal an den deutschen Standorten um ein Fünftel oder rund 23.000 Stellen abgebaut werden. Das soll über Altersteilzeit und Rente der Beschäftigten, aber ohne betriebsbedingte Kündigungen erreicht werden. Die Kosten sollen dadurch um 3,7 Milliarden Euro sinken, die zuletzt niedrige operative Rendite auf vier Prozent verdoppelt werden.

Befristete müssen gehen

Der Streit dreht sich jetzt vor allem darum, wie viele Leiharbeitnehmer bald nicht mehr weiterbeschäftigt werden. Diess wolle möglichst schnell möglichst viele befristete Beschäftigte aus dem Unternehmen drängen, um schon im ersten Quartal Erfolge beim Stellenabbau vorweisen zu können, kritisierte der Betriebsrat. Auch gebe es einen Einstellungsstopp.

Diess verteidigte vergangene Woche seinen Sparkurs. Die wirtschaftliche Lage lasse wenig Spielraum. "Die Übernahme von Leiharbeitern in größerem Umfang würde nochmals den Abbau-Druck auf die Stammbelegschaft erhöhen", warnte er. Nach einem Bericht des "Handelsblatt" sollen dennoch etwa 2000 Leiharbeitnehmer eingestellt werden.

Bei der Krisensitzung am Montag sollte ein Kompromiss geschlossen werden. Der frühere BMW-Manager Diess hat den Ruf eines harten Kostendrückers und war schon oft mit Betriebsratschef Bernd Osterloh aneinander geraten. Müller musste bereits im vergangenen Jahr eingreifen, um die Betriebsparteien auf einen Nenner zu bringen.

20.000 Klagen angekündigt

Der Krach erschüttert Volkswagen mitten in der milliardenteuren Aufarbeitung des Dieselskandals. Auch nach Abschluss der Vergleichsverhandlungen mit US-Behörden und Schadensersatzklägern kommt Europas größter Autokonzern nicht aus den Schlagzeilen. So kündigte die Internetplattform Myright nun eine Klage gegen VW im Namen von mindestens 20.000 Kunden an. Geklagt werden soll auf volle Erstattung des Kaufpreises für VW-Dieselautos mit eingebauter Manipulationssoftware für die Abgasmessung.

Zwei Musterklagen laufen bereits, eine in Braunschweig, die zweite reichte Myright nun beim Landgericht München II ein. Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte dazu: "Im Hinblick auf die angekündigte Klageeinreichung ist die Volkswagen AG weiterhin der festen Überzeugung, dass die Klage unbegründet ist. Da die Umsetzung der technischen Maßnahmen an Fahrzeugen, die von der sogenannten Abgasthematik betroffen sind, erfolgreich verläuft, und die voll funktionsfähigen Fahrzeuge in der Zwischenzeit uneingeschränkt genutzt werden können, ist schon kein Schaden ersichtlich, der ersetzt werden müsste."

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts

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