Wirtschaft

Absturz vor Indonesien US-Behörde warnt Boeing-Piloten

Zerstörtes Triebwerk der abgestürzten Boeing 737 "Max-8": Die Überreste des Wracks liegen in rund 35 Metern Tiefe.

Zerstörtes Triebwerk der abgestürzten Boeing 737 "Max-8": Die Überreste des Wracks liegen in rund 35 Metern Tiefe.

(Foto: AP)

Was genau geschah an Bord des Lion-Air-Flugs JT-610? Rund eineinhalb Wochen nach dem Absturz eines Passagierjets vom Typ Boeing 737 "Max-8" mit fast 190 Toten verdichten sich die Hinweise auf eine technische Unglücksursache.

Der Absturz der Lion-Air-Maschine vor Indonesien Ende Oktober, bei dem alle 189 Menschen an Bord ums Leben kamen, geht womöglich auf Probleme mit der Cockpit-Software zurück. Das jedenfalls legen Maßnahmen nahe, die Insidern zufolge derzeit bei der US-Luftfahrtbehörde FAA und dem Flugzeughersteller Boeing vorbereitet werden. Die Aufseher wollen demnach Sicherheitswarnungen für eine fehlerverdächtige Software zur Flugkontrolle herausgeben.

Die darin genannten Auffälligkeiten könnten dazu führen, hieß es, dass den Piloten widersprüchliche Angaben zur Fluglage angezeigt werden. Dies könnte unter ungünstigen Umständen auch zu einem steilen Sinkflug der betroffenen Flugzeugmodelle führen. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.

Sollte es tatsächlich zu einer solchen Sicherheitswarnung kommen, dürfte das in Fachkreisen für Aufsehen sorgen: Ein solcher Schritt wäre ein weiterer Hinweis darauf, dass die Ermittler bei der Suche nach der Absturzursache von Flug JT-610 einen möglichen Softwarefehler oder eine Fehlinterpretation durch die Piloten in Betracht ziehen müssen.

Die fast brandneue Boeing 737 "Max-8" war vor eineinhalb Wochen kurz nach dem Start in Jakarta unter bislang ungeklärten Umständen in die Javasee gestürzt. Die Aktien des Herstellers Boeing waren daraufhin an der New Yorker Börse unter Druck geraten. Die "Max-8"-Version ist einer der Hoffnungsträger des Airbus-Konkurrenten. Die 737 zählt zu den meistverkauften Passagierflugzeugen der Welt. Der indonesische Billigfluganbieter ist Großkunde bei Boeing.

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Bereits am Tag nach dem Absturz kamen Spekulationen auf, in denen Fehlfunktionen in der Cockpitelektronik als mögliche Absturzursache diskutiert wurden. Ein formeller Sicherheitshinweis der US-Luftfahrtaufsicht dürfte solchen Vermutungen neue Nahrung verleihen - auch wenn die Details des Unglücks noch vollkommen im Dunkeln liegen und die Unfallermittler noch Monate von einem ersten Zwischenergebnis zur Absturzursache entfernt sind.

Die anstehenden Sicherheitswarnungen beziehen sich offenbar auf konkrete Probleme: Falsche Daten etwa zum Anstellwinkel einer Maschine könnten zu einer Reihe von Warnungen führen, die von Piloten bei manuellem Flugbetrieb falsch interpretiert werden können, selbst wenn die Sicherheitssysteme automatische Anpassungen vornehmen, zitierte die Nachrichtenagentur Dow Jones Experten. Ob die Angaben zur Fluglage in dem konkreten Fall fehlerhaft waren und damit tatsächlich zum Absturz führten, ist allerdings noch unklar.

"Potenzielle Probleme"

Die erwarteten Maßnahmen von Boeing und der Federal Aviation Administration (FAA) seien vorläufig, betonten die Insider. Sie dürften demnach nicht so weit gehen, dass ein Austausch oder eine Inspektion bestimmter Bauteile an Bord gefordert wird. Vielmehr sollen die Piloten lediglich formell auf "potenzielle Probleme" aufmerksam gemacht werden. Hersteller und die Behörde wollten vorerst nur unterstreichen, wie wichtig es ist, unter solchen Umständen den Standardprozeduren zu folgen.

Auch in der Vergangenheit haben Hersteller und FAA bei Flugzeugunglücken, bei denen Fehler oder Irritation der Piloten eine Rolle spielten, Sicherheitswarnungen ausgegeben, bei denen auf die Grenzen bestimmter Flugzeugsysteme und die Bedeutung der empfohlenen Prozesse hingewiesen wurde. Dabei handelt es sich in der Regel um erste Sicherheitsvorkehrungen, die mögliche Fehlerursachen ausschließen sollen. Einen Vorgriff auf etwaige Ermittlungsergebnisse zur Absturzursache stellen solche Warnungen nicht dar.

Falls Sie mehr zum Absturz der Lion-Air-Maschine wissen möchten, hören Sie rein in die aktuelle Folge von "Wieder was gelernt", dem Podcast von n-tv.de. Abonnieren Sie uns auch gerne auf iTunes, Spotify, Deezer oder per Feed in der Podcast-App Ihrer Wahl.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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