Wirtschaft

Tödliche Explosion im Triebwerk US-Aufsicht lässt Hunderte Jets überprüfen

Knapp einer Katastrophe entgangen: Nach der Landung in Philadelphia werfen NTSB-Ermittler einen ersten Blick auf das zerstörte Triebwerk der Boeing 737 von Southwest Airlines.

Knapp einer Katastrophe entgangen: Nach der Landung in Philadelphia werfen NTSB-Ermittler einen ersten Blick auf das zerstörte Triebwerk der Boeing 737 von Southwest Airlines.

(Foto: AP)

Der Zwischenfall an Bord eines Jets der Fluggesellschaft Southwest Airlines hat weitreichende Folgen: Um der mysteriösen Explosion auf den Grund zu gehen, ordnen die US-Behörden die Überprüfung von Hunderten Jets mit baugleichen Triebwerken an.

Der Vorfall auf dem Flug von New York nach Dallas wirft ernste Fragen auf: Was genau führte zu dem verheerenden Triebwerksschaden des Passagierjets der Fluggesellschaft Southwest Airlines, der vor vier Tagen mit knapper Not in Philadelphia notgelandet war?

Bei der Explosion einer der beiden Triebwerke unter den Flügeln von Flug WN-1380 kam eine Flugreisende ums Leben. Die Pilotin der Linienmaschine konnte den schwer beschädigten Jet mit insgesamt 149 Menschen an Bord sicher am Flughafen von Philadelphia landen.

Um die genaue Ursache des Unglücks zu klären, greift die US-Flugaufsichtsbehörde FAA nun zu drastischen Sicherheitsvorkehrungen: Bis zur Klärung der Unglücksursache sollen Hunderte Flugzeuge mit Triebwerken des gleichen Typs für Inspektionen in die Werkstätten. Zur Debatte steht dabei die technische Flugtauglichkeit der Maschinen.

Eine entsprechende Anweisung der FAA erreichte die betroffenen Fluggesellschaften vor dem Wochenende. Demnach sollen die Turbinenschaufeln von allen baugleichen Triebwerken mit mehr als 30.000 absolvierten Flügen binnen 20 Tagen überprüft werden. Der Unglücksflieger von Philadelphia flog mit dem Turbofan-Antrieb "CFM56-7B" von CFM International. Der Triebwerksbauer ist ein Gemeinschaftsunternehmen des US-Konzerns General Electric (GE) und des französischen Luftfahrtunternehmens Safran.

Nach Schätzungen des Herstellers dürften von der aktuellen Anweisung 352 Triebwerke in den USA und 681 weltweit betroffen sein, teilte die FAA mit. Die zu überprüfenden Jets müssen zur Wartung in die Hallen der Wartungstechniker, wo die Triebwerke in einer aufwändigen Untersuchung komplett zerlegt werden, um zum Beispiel die Turbinenschaufeln einzeln per Ultraschall auf Haarrisse oder andere Anzeichen von Materialermüdung untersuchen zu können..

Die Anordnung der US-Flugaufsichtsbehörde dürfte branchenweit erhebliche Kosten nach sich ziehen: Neben den Ausgaben für die Technik, müssen die Airlines kurzfristig Ersatzmaschinen auftreiben oder unter Umständen auch einzelne Verbindungen streichen. Die Anweisung der FAA gilt ab sofort. Neben der FAA nahm auch die Verkehrsaufsichtsbehörde NTSB Ermittlungen zu dem Vorfall auf.

Eine erste Sichtprüfung des zerstörten Triebwerks der Boeing 737 hatte schnell erste Hinweise geliefert, wo genau die Unglücksursache liegen könnte: Eine Turbinenschaufel fehlte. Nach Einschätzung von Experten könnte diese möglicherweise aufgrund allgemeinen Verschleißes im laufenden Betrieb gebrochen sein - mit tödlichen Auswirkungen. Mit aktuellen Anordnung folgt die FAA einer Empfehlung des Herstellers CFM. Dieser empfahl zudem, dass bis Ende August rund 2500 weitere Triebwerke überprüft werden.

Allen Beteiligten ist klar, dass mehr als nur finanzielle Ausgaben auf dem Spiel stehen: Bei dem Vorfall vom vergangenen Dienstag war das linke Triebwerk einer Boeing 737-700 von Southwest Airlines auf dem Weg von New York nach Dallas in knapp 10.000 Metern Flughöhe explosionsartig geborsten. Trümmer zerstörten ein Fenster der Passagierkabine, eine Frau wurde bei nahezu voller Reisegeschwindigkeit halb aus dem Fenster gerissen und konnte erst mehrere Minuten später von ihren Mitreisenden wieder zurück ins Innere gezogen werden. Sie erlitt tödliche Verletzungen.

Der plötzliche Druckabfall und der Ausfall eines der beiden Triebwerke hätte tatsächlich sehr viel schlimmer ausgehen können: Abgesehen von kleineren Blessuren kamen die übrigen Passagiere an Bord mit dem Schrecken davon. Die Boeing blieb kontrollierbar, eine Absturzkatastrophe blieb aus. Der Vorfall wird von verschiedener Seite intensiv untersucht - auch, weil es 2016 bereits einen ähnlichen Vorfall mit einer Boeing 737 der Southwest Airlines gegeben hatte. Auch hier war im Flug eines der beiden Triebwerke explodiert. Als Ursache wurde damals Materialermüdung ermittelt.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen