Wirtschaft

"An keine Regeln gebunden" US-Aufseher erhebt Vorwürfe gegen Koch

Koch war von 2011 bis 2014 Chef bei Bilfinger.

Koch war von 2011 bis 2014 Chef bei Bilfinger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein US-Aufseher belastet Hessens Ex-Ministerpräsidenten Koch schwer. Als Bilfinger-Chef habe er entschieden, "ohne die Korruptionsproblematik zu bedenken". Frühere Spitzenmanager von Bilfinger hielten sich "für Könige in ihren Schlössern".

Schwere Anschuldigungen gegen den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch: Wie der "Spiegel" berichtet, wirft ihm ein US-Aufseher vor, sich in den Jahren als Konzernchef bei Bilfinger von 2011 bis 2014 an "keine Regeln gebunden" gefühlt zu haben. Der Anwalt Mark Livschitz kritisiere außerdem, dass Koch und seine Vorstandskollegen "strategische Entscheidungen in korruptionsempfindlichen Bereichen" gefällt hätten, "ohne die Korruptionsproblematik zu bedenken". Livschitz soll im Auftrag des US-Justizministeriums auf saubere Geschäfte beim Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger achten.

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Erst vor Kurzem teilte Bilfinger mit, dass der Aufsichtsrat Koch und weitere ehemalige Vorstände auf Schadenersatz in Höhe von 120 Millionen verklage. In vertraulichen Berichten, die Livschitz ein Jahr nach Kochs Ausscheiden verfasst hatte, wird zudem die Unternehmenskultur des Unternehmens beklagt. Die Firma habe hier ein ernstes Problem, "offenbar verdorben durch das Erbe seiner früheren Spitzenmanager, die sich für Könige in ihren Schlössern hielten".

Der US-Anwalt beklagt, dass Koch weltweit Firmen gekauft habe, ohne ordentlich zu prüfen, ob diese sauber arbeiteten. Dabei seien viele Firmen in Ländern ansässig, in denen Korruption alltäglich sei. Trotz evidenter Compliance-Risiken habe es keine Hinweise gegeben, dass derartige Themen im Vorstand erwogen worden seien.

Koch weist Vorwürfe zurück

Außerdem zählt Livschitz laut "Spiegel" mehrere Korruptionsverdachtsfälle aus Kochs Zeit auf. Roland Koch weist die Vorwürfe von sich. Er habe das "Compliance-System" bei Bilfinger entscheidend vorangebracht.

Wie Livschitz weiter beklagt, hat die Riege um Koch im Umgang mit ihm "reine Lippenbekenntnisse für die Galerie" abgegeben und Schaufensterübungen geboten, um ihn "bei Laune zu halten". Ein ernsthafter Aufklärungswille habe gefehlt.

Bilfinger steht seit 2014 unter Aufsicht durch das US-Justizministerium. Die inzwischen verkaufte Bilfinger-Tochter Julius Berger war bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria in einen Korruptionsfall verwickelt, der erst 2010 aufgedeckt wurde. Das Unternehmen musste 2013 eine Strafe von 32 Millionen US-Dollar zahlen und eine Überwachung seines Compliance-Systems hinnehmen, das solche Fälle verhindern soll. Dazu kamen weitere Altfälle ans Licht, so dass die zunächst bis höchstens 2016 vorgesehene US-Aufsicht um zwei Jahre verlängert wurde.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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