Wirtschaft

Kursexplosion nach Übernahmegerücht Twitter regt Anleger-Fantasien an

Der Twitter-Kurs an der New Yorker Kurstafel am 4. November

Der Twitter-Kurs an der New Yorker Kurstafel am 4. November

(Foto: REUTERS)

Während die Facebook-Aktie seit Jahren immer neue Höchststände feiert, verliert die von Twitter kontinuierlich an Wert. Falsche Gerüchte helfen dem Kurs auf die Sprünge.

Die Aktien von Twitter haben Mitte der Woche einen bemerkenswerten Höhenflug hingelegt. Zeitweise schoss der Kurs in dem insgesamt schwachen Börsenumfeld in New York um 14 Prozent in die Höhe. Einen Tag später scheint sich die neue Lust auf Twitter-Aktien noch nicht erschöpft zu sein.

Ausgelöst worden war der Höhenflug durch falsche Übernahmegerüchte, die die "New York Post" in die Welt gesetzt hatte. Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp habe Interesse an einer "Zusammenarbeit" mit Twitter, hieß es. Wenig später entpuppte sich die Nachricht als Ente. Die Zeitung, die zum News Corp-Imperium zählt, dementierte selbst den Bericht. Twitter schwieg.

Es ist nicht das erste Mal, dass über eine Übernahme des strauchelnden Social-Media-Lieblings spekuliert wird. Seit den Nullerjahren wurden verschiedene Szenarien heiß gehandelt: Mal hieß es, Apple könnte den US-Kurznachrichtendienst kaufen. Dann wieder Google wolle Twitter haben. Passiert ist bis heute nichts.

Die Aktie verliert seit Jahren an Wert, seit dem Börsengang im November 2013 und dem Allzeithoch bei über 70 Dollar wurden 60 Prozent des Börsenwertes vernichtet. Allein den wenigen Wochen dieses Jahres waren es über 30 Prozent Wertverlust.

Zu hohe Erwartungen

Twitter-Chef Jack Dorsey bei einem Event vor der New Yorker Börse im November.

Twitter-Chef Jack Dorsey bei einem Event vor der New Yorker Börse im November.

(Foto: REUTERS)

Die Geschichte des einstigen Börsenstars scheint sich schleichend tot zu laufen. Der Kurznachrichtendienst kann kaum mehr neue Nutzer anlocken. Das Vertrauen in Firmenchef und Mitbegründer Jack Dorsey schwindet. Übernahmespekulationen passen da ins Bild.

Für Negativschlagzeilen sorgen immer wieder technische Probleme. Erst kürzlich gab es erneut eine unfreiwillige Zwangspause. Tummeln sich zu viele Nutzer gleichzeitig beim Dienst, gibt es Aussetzer. Eine größere Panne gab es 2008 bei einer Konferenz des Technologiekonzerns Apple, die viele Internetnutzer verfolgten. Im Juli 2012 fiel Twitter wegen einer Störung in seinen Rechenzentren zwei Stunden lang aus.

Im Moment beschäftigt die Szene die Ankündigung, dass Twitter die 140-Zeichen-Begrenzung aufheben will. Manche befürchten eine "Identitätskrise". Das 140-Zeichen-Limit gibt es seit dem Start des Unternehmens im März 2006. Es prägte den Charakter des Dienstes: Hier gibt es einen Internet-Link oder ein Bild statt vieler Worte. Auch der "Tweetsturms" - wenn Nutzer dicht aufeinander Tweets zu einem Thema veröffentlichen, weil sie mehr zu sagen haben -  wurde hier erfunden.

Neue Kauflust geweckt

Ob die neuen Übernahmegerüchte nun eine nachhaltige Kurswende bedeuten, bleibt abzuwarten. Am Donnerstag gibt es immer noch mehr Käufer als Verkäufer. Viele Anleger sehen auf dem Niveau offenbar eine gute Kaufgelegenheit. Twitter wächst mit einem Jahreserlös von mehr als zwei Milliarden Dollar und einem Umsatzwachstum von knapp 60 Prozent deutlich dynamischer als Facebook oder Amazon. Der Hedgefondsmanager Doug Kass fasst die Marktstimmung derzeit so zusammen: "Die Twitter-Aktie ist schlecht – nicht das Unternehmen".

Eine Wiederbelebung der Aktie wäre ein passendes Geburtstagsgeschenk. Das kalifornische Unternehmen mit rund 320 Millionen aktiven Nutzern pro Monat feiert im März sein zehnjähriges Jubiläum.

Quelle: ntv.de

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