Wirtschaft

Nur Athens Aktienmarkt verliert Tsipras ängstigt Europas Börsen nicht

Der neue Premier Griechenlands: Alexis Tsipras.

Der neue Premier Griechenlands: Alexis Tsipras.

(Foto: dpa)

Auf Brachial-Rhetorik aus Athen reagieren Europas Börsen gelassen. Allein der griechische Aktienmarkt bricht ein. Der neue Ministerpräsident Tsipras hat ein Problem.

Die Verhandlungsstrategie der neuen griechischen Regierung erinnert durchaus an die Nordkoreas. Erst wird kräftig eskaliert - und dann lässt man sich die Deeskalation von der internationalen Gemeinschaft teuer bezahlen. Die Kims fahren damit überaus erfolgreich. Das Problem für Ministerpräsident Alexis Tsipras und seinen Finanzminister Yanis Varoufakis ist allerdings, dass diese Strategie in Sachen Eurozone nicht unbedingt aufgehen muss.

Dass deren Verhandlungsposition wohl sehr viel schwächer ist, als das forsche Auftreten vermuten lässt, zeigt vor allem der Blick auf die Finanzmärkte. Als die neue Regierung auf Konfrontationskurs mit der Eurozone ging, brach nur eine Börse ein - die Athener. Der Leitindex verlor innerhalb einer Woche knapp 38 Prozent und erlitt damit den zweitgrößten Kursrutsch seiner Geschichte. Die anderen europäischen Aktienmärkte reagierten dagegen gelassen, der Dax bewegt sich in der Nähe eines neuen Rekordhochs.

Die Botschaft der Investoren war klar: Der "Grexit" hat für sie den Schrecken verloren. Sollte Griechenland tatsächlich Pleite gehen und die Eurozone verlassen, ist das ihrer Ansicht nach ein ernstes Problem für Griechenland - und nicht unbedingt für die Eurozone. Das liegt daran, dass sich der Währungsraum Instrumente gegeben hat, die eine Ansteckung verhindern sollen. Das ist vor allem der milliardenschwere Stabilisierungsmechanismus ESM. Dazu kommt, dass die Europäische Zentralbank ein massives Anleihekaufprogramm angekündigt hat. Zudem haben Spanien, Portugal und Irland die Rettungsprogramme wieder verlassen.

Das alles führt dazu, dass sich die Situation anders als noch vor wenigen Jahren darstellt. Vor drei Jahren hätte ein vergleichbarer Konfrontationskurs einer griechischen Regierung die Finanzmärkte wohl noch erschüttert, doch nun herrscht dort Gelassenheit.

"Begrenztes Risiko"

Das gilt auch für den Anleihemarkt. Zehnjährige Staatsanleihen Italiens rentieren bei 1,5 Prozent, spanische bei 1,4 Prozent. Das ist alles andere als auf Krisenniveau. Anders in Griechenland: Nach dem Wahlsieg der Syriza rentierten Anleihen mit dieser Laufzeit bei knapp 9 Prozent - zwischenzeitlich stiegen sie auf 11 Prozent. Bei Anleihen mit kurzer Laufzeit spiegelte sich die Furcht vor einem Bankrott des Landes deutlich wider, hier zogen die Renditen besonders kräftig an. Bei dreijährigen Papieren kletterten sie Ende vergangener Woche auf knapp 19 Prozent - das war etwa doppelt so hoch wie in der Woche zuvor.

Wie sich die Situation in den letzten Jahren geändert hat, zeigt auch ein Blick auf Bank-Aktien. Europas Banken haben ihr Engagement in Griechenland weitgehend zurückgefahren, die Papiere verzeichneten in der vergangenen Woche nur geringe Verluste - während die Aktien griechischer Banken einbrachen.

Die Deutsche Bank war nach eigenen Angaben in Griechenland zuletzt noch mit knapp 300 Millionen Euro engagiert, die Commerzbank mit knapp 400 Millionen. Nach einer Analystenstudie von JP Morgan sind die hiesigen Geldhäuser damit neben den französischen Banken zwar die größten Gläubiger. Zugleich geben die Analysten Entwarnung: Bei einem Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone seien die Folgen für die Finanzinstitute angesichts der geringen Summen begrenzt.

Kaum geben sich Tsipras und Varoufakis versöhnlicher, steigen die Kurse in Athen wieder. Am Montag legte der Leitindex um 6 Prozent zu, der Bankenindex um mehr als 15 Prozent. Die griechische Regierung scheint derzeit allein die heimische Börse auf Talfahrt schicken zu können. Die Finanzmärkte außerhalb des Krisenlandes versetzen Tsipras und Varoufakis nicht in Angst - für die beiden Politiker ist das keine gute Nachricht.

Quelle: ntv.de

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