Wirtschaft

Strafzölle auf Billigimporte Trump startet den Waschmaschinen-Krieg

US-Präsident Trump will mit Strafzöllen der US-Wirtschaft helfen. Peking und Seoul beklagen Protektionismus. Müssen auch deutsche Unternehmen bangen?

US-Präsident Trump will mit Strafzöllen der US-Wirtschaft helfen. Peking und Seoul beklagen Protektionismus. Müssen auch deutsche Unternehmen bangen?

(Foto: REUTERS)

Um die US-Wirtschaft gegen angebliche Billigimporte zu schützen, macht Trump Ernst mit Zöllen auf Solarmodule und Waschmaschinen. Importhürden sollen US-Jobs sichern. Doch am Ende könnten sie mehr schaden als nützen.

Nach der Steuerreform löst Donald Trump ein weiteres Wahlkampfversprechen ein. Der US-Präsident verhängt Strafzölle auf Weißware und Solarpanels. Auf Waschmaschinen sollen zunächst Zölle von 50 Prozent gelten, die dann in den kommenden vier Jahren auf 20 Prozent sinken. Bei Solarmodulen sollen die Einfuhrgebühren bei 30 Prozent starten und danach auf 15 Prozent fallen. Der Waschmaschinenkrieg mit vornehmlich asiatischen Handelspartnern kommt jetzt richtig auf Touren.  

Whirlpool will 200 neue Stellen schaffen.

Whirlpool will 200 neue Stellen schaffen.

(Foto: REUTERS)

Die US-Regierung werde immer die Interessen amerikanischer Arbeiter verteidigen, verkündet Trumps Handelsminister Robert Lighthizer. "Amerika zuerst" ist das große Credo des Präsidenten. Bereits in seiner Antrittsrede vor einem Jahr hatte er seinen Wählern versprochen, die Grenzen der Vereinigten Staaten vor anderen Ländern zu schützen, die "unsere Produkte herstellen, unsere Unternehmen stehlen und unsere Arbeitsplätze zerstören".

Der US-Waschmaschinenhersteller Whirlpool, der den Handelskrieg angestoßen und von der Regierung Schutz vor Billigimporten aus Südkorea und Mexiko gefordert hatte, begrüßt Trumps Entscheidung. Die Ankündigung der Strafzölle "beendet fast ein Jahrzehnt an Rechtsstreitigkeiten und wird zu neuen Arbeitsplätzen in der Fertigung in Ohio, Kentucky, South Carolina und Tennessee führen", erklärt Konzernchef Jeff Fettig. Spontan stellt er 200 neue Stellen in Aussicht. Auch Börsianer honorieren die Nachricht: Die Aktie steigt um 2,5 Prozent.

Whirlpool Corporation
Whirlpool Corporation 108,50

Viel mehr als vage Vorschusslorbeeren darf man das allerdings wohl nicht nennen. Whirlpool, der altehrwürdige Weiße-Ware-Hersteller aus Michigan, hatte in den vergangenen Jahren mit "America first" nämlich nichts am Hut. Die Hälfte seines Umsatzes macht der Waschmaschinengigant im Ausland. Er lässt in Mexiko, Polen, Russland, der Slowakei, der Türkei, Brasilien, Kolumbien, Argentinien, Indien, China und Taiwan produzieren. Nur jede vierte Fabrik steht in den USA, und nur knapp ein Drittel der 93.000 Angestellten arbeitet auch dort. Ob der Konzern von "America first" bzw. ob die US-Wirtschaft von Whirlpool profitiert, muss sich zeigen.

Schwerer Schlag gegen erneuerbare Energien

Andere Beobachter kritisieren den beginnenden Handelskrieg ganz offen. Importzölle auf Solarmodule würden "US-Arbeitsplätze zerstören, die Stromrechnung der Amerikaner erhöhen und unsere Umwelt schädigen", warnt der ehemalige Bürgermeister von New York City, Mike Bloomberg. "Der Kongress sollte sich für amerikanische Arbeiter und Verbraucher einsetzen und die schädliche Entscheidung der Regierung aufheben."

Die gleichnamige US-Nachrichtenagentur Bloomberg nennt Trumps Zölle für die Branche den "schwersten Schlag aller Zeiten". Die Maßnahme treffe die 28-Milliarden-Dollar-Industrie ins Mark, weil sie zu 80 Prozent auf die Teile angewiesen sei. Die Solar Energy Association prognostiziert, dass allein in diesem Jahr 23.000 Arbeitsplätze verloren gehen - viele davon in der Produktion. Außerdem drohe, dass Milliardeninvestitionen in die Technologie verzögert oder storniert werden. Hundertprozentige Einigkeit herrscht aber auch innerhalb der Branche nicht. Während die US-Solarhersteller die Zölle begrüßen, weil sie billige chinesische Importe zurückdrängen, lehnen die Installateure der Solarmodule diese ab, weil sie dadurch weniger Arbeit haben.

Angst vor Vergeltung

Und noch etwas treibt Beobachtern Sorgenfalten auf die Stirn: Die Einfuhrhürden wurden unter einem schon seit Jahren nicht mehr angewendeten US-Gesetz praktisch im Alleingang vom Präsidenten verhängt. Sie könnten gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoßen und Vergeltungsmaßnahmen provizieren.

China und Südkorea, wo viele der mit Strafzöllen belegten Produkte herstammen, reagieren nicht nur wütend auf Trumps wirtschaftliche Kriegserklärung, sie wollen die Entscheidung auch nicht hinnehmen. China, der weltweit größte Hersteller von Solarmodulen, erklärte, der Schritt verschlechtere das globale Handelsumfeld. Südkorea bezeichnete die Einfuhrtarife als "übertrieben" und "bedauerlich" und kündigte an, sich bei der WTO zu beschweren. Laut Whirlpool-Konkurrent Samsung werden letztlich die Verbraucher die Steuer zahlen, weil die asiatischen Produzenten ihre Preise erhöhen werden.

Washingtons erste große handelspolitische Entscheidung des neuen Jahres verheißt nichts Gutes - auch nicht für deutsche Unternehmen. Die Trump-Regierung hat schon länger die hiesige Stahlindustrie auf dem Kieker. Dumping-Vorwürfe gab es zum Beispiel bereits gegen die Salzgitter AG und Dillinger Hütte. Selbst wenn die USA mit den Strafzöllen auf Waschmaschinen und Solarmodule eine Schlacht für sich entschieden haben, den Krieg haben sie damit noch nicht gewonnen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen