Wirtschaft

China ein Währungsmanipulator? Trump provoziert Peking

Zwei, die nicht einer Meinung sind? US-Präsident Trump mit seinem Finanzminister Mnuchin.

Zwei, die nicht einer Meinung sind? US-Präsident Trump mit seinem Finanzminister Mnuchin.

(Foto: REUTERS)

Es ist absurd: Trump wird nicht müde, China vorzuwerfen, den Yuan zum Dollar künstlich niedrig zu halten. Dabei ist er es, der den Dollar stark redet. Sein Finanzminister versucht derweil, zu deeskalieren. Peking muss mit dem Schlimmsten rechnen.

Es sieht ein bisschen nach Guter Bulle, böser Bulle aus, was gerade in Washington gespielt wird. Der Böse ist US-Präsident Donald Trump, der Gute oder Diplomatische in diesem Fall Finanzminister Steven Mnuchin. Es geht um den alten Streit, ob China seine Währung manipuliert und sich durch die Abwertung des Yuan Handelsvorteile erschleicht oder nicht.

US-Dollar / Yuan
US-Dollar / Yuan 7,17

"Wir stehen da wie Dummies", ist einer von Donald Trumps Lieblingssätzen, wenn es zum Thema Dollar-Stärke kommt. Er sieht rund um den Globus Währungsmanipulationen - immer zum Schaden der USA: Die Europäer machen den Euro billiger, die Japaner den Yen und die Chinesen manipulieren den Yuan. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, am ersten Tag im Amt China formell der Währungsmanipulation zu bezichtigen - was wohl zu den lange angekündigten Strafmaßnahmen in Form von Importzöllen führen würde. Allein, passiert ist bislang nichts.

In der Realität angekommen?

Zurecht, denn die Debatte war eigentlich schon vor zwei Jahren überholt. Seitdem kämpft China vor allem mit einem immer schwächeren Yuan, weil die Wirtschaft nicht mehr brummt wie einst. Die Zentralbank stützt den Yuan und schwächt ihn nicht. So passt es eigentlich ins Bild, dass die neue Administration in Washington nun ein Friedenssignal an Peking sendet. Er sei noch nicht bereit, China formell als Währungsmanipulator einzustufen, sagte Finanzminister Mnuchin dem Sender CNBC. Man werde bei dieser Frage die vorgesehenen Abläufe innerhalb seines Ministeriums einhalten. Es werde am 15. April dem Kongress den nächsten Bericht zu Chinas Währungspolitik vorlegen. Dann werde auch die Entscheidung vorliegen, ob China offiziell als "Wahrungsmanipulator" gilt.

Eigentlich hätte Trump es damit bewenden lassen können. Es hätte ins Gesamtbild einer Regierung gepasst, die langsam in der Realität angekommen ist. Trump und Chinas Präsident Xi Jinping hatten sich erst jüngst gegenseitig versichert, "konstruktiv" zusammenarbeiten zu wollen. Doch nur wenige Stunden nach Mnuchins Versuch zu deeskalieren, erneuerte Trump seine scharfen Vorwürfe.

China stütze seine Exporte mit Hilfe einer künstlich niedrig gehaltenen Währung, warf der US-Präsident der chinesischen Regierung einmal mehr vor. "Ich bin der Meinung, dass sie die Großmeister der Währungsmanipulation sind", sagte er. Peking wies die Vorwürfe auch dieses Mal prompt zurück. Wenn man China schon als Großmeister bezeichnen möchte, dann als Großmeister der wirtschaftlichen Entwicklung, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. China habe noch nie einen "Währungskrieg" genutzt, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

China versucht, Yuan zu stützen

Ganz so ist es jedoch nicht. Der Yuan verliert seit Jahren zum Dollar immer mehr an Wert. Das macht Importe, die meist in der US-Währung bezahlt werden, teurer. Umgekehrt werden Exporte aus China billiger. Die Volksrepublik hat davon viele Jahre profitiert. Das Nachsehen hatte Amerika, das mehrfach gegen diese unausgeglichenen Währungs-Bedingungen bei den bilateralen Handelsbeziehungen protestiert hat. Viele Experten bestätigen, dass es hier nicht immer fair zuging.

Bis vor zwei Jahren hat Peking sehr wohl an der Währungsschraube gedreht, um Vorteile auf dem Weltmarkt zu erzielen, heißt es. Durch massive Dollar-Käufe drückte Peking die einheimische Währung schätzungsweise zwischen 30 und 40 Prozent gegen die US-Währung. Peking hat diese Vorwürfe jedoch immer zurückgewiesen. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Inzwischen hat sie bei der Währungspolitik eine 180-Grad-Wende vollziehen müssen.

Seit zwei Jahren baut China seine Devisen-Reserven ab. Insgesamt eine Billion Dollar wurden bereits aus den Fremdwährungsreseven verkauft, um den Yuan zu stützen. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Laut einem Bericht der Xiamen University muss Chinas Notenbank zumindest auch in den kommenden zwei Jahren die Devisenreserven angreifen, um eine deutliche Abwertung des Yuan zu verhindern.

Mit den Protesten aus Washington hat die neue Währungspolitik weniger zu tun. Peking kämpft vor allem mit hausgemachten Problemen. Der Yuan steht unter Druck, weil die Wirtschaft nicht mehr so brummt wie früher. Allein vergangenen Jahr verlor die Währung 6,5 Prozent an Wert, so viel wie seit 1994 nicht mehr.

Trump redet den Dollar stark

Wegen der massiven Abwertung ist auch Kapitalflucht ein Riesen-Thema in China: Immer mehr Privatleute und Unternehmen ziehen ihr Geld ab. Das Institute of International Finance schätzt, dass sich die Kapitalabflüsse 2016 auf das Rekordniveau von 725 Milliarden Dollar summierten. Für dieses Jahr wird ein noch höherer Wert erwartet. Die verstärkten Anstrengungen der Regierung, das Geld im Land zu halten und mit verschärften Auflagen eine Kapitalflucht zu verhindern, wirken teils kontraproduktiv. Sie erhöhen die Zweifel in- und ausländischer Investoren zu Geschäften mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Dies verstärkt den Druck auf die Währung zusätzlich.

Geradezu absurd ist, dass Trump selbst der Hauptgrund für die Dollar-Stärke ist. Devisenanleger feiern schon jetzt seine angekündigte Steuerreform. Kommt sie, dürfte einen beachtlichen Einfluss auf den ohnehin schon gestiegenen Außenwert des US-Dollar haben. Die amerikanische Regierung will den Unternehmen erleichtern, im Ausland aufgehäufte Gewinne in die USA zurückzubringen. Außerdem ist eine sogenannte Border Adjustment Provision geplant. Dahinter verbirgt sich eine Art der Besteuerung für Importe bei gleichzeitiger Subventionierung der Exporte. Beides dürfte den Dollar weiter nach oben drücken.

Zetteln die USA einen Handelskrieg an, indem sie Importzölle auf chinesische Waren erlassen, werden die Bremsspuren in Chinas Wirtschaft auch noch deutlicher werden. Das heißt, der Yuan gerät auch von dieser Seite unter Druck. Peking dürfte dringend wissen wollen, welche Sicht sich in der US-Regierung durchsetzt. Trump hat sich alle Optionen offengehalten: "Wir werden sehen, was passiert." Vielleicht glaubt er, die chinesische Regierung  aus der Reserve locken zu können. Am Dienstag wird Trump vor den Kongress treten. Er könnte dort seine wirtschaftspolitischen Pläne kundtun, heißt es. Die Zeit läuft. Peking muss sich auf das Schlimmste gefasst machen.

Quelle: ntv.de

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