Wirtschaft

Liquide Mittel schrumpfen Tesla verbrennt 390.000 Dollar - pro Stunde

Der Hoffnungsträger von Tesla: Das Model 3.

Der Hoffnungsträger von Tesla: Das Model 3.

(Foto: REUTERS)

Mit der Herstellung von Autos hapert es bei Tesla, die Geldreserven des Unternehmens werden schnell kleiner. Der Druck auf Konzernchef Elon Musk wächst.

Während es mit der versprochenen Massenproduktion von Elektro-Autos noch nicht so recht klappt, beeindruckt Tesla mit einer anderen Sache: Es ist überaus bemerkenswert, wie schnell die Barmittel des Elektro-Pioniers schwinden. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hat ausgerechnet, dass Tesla in den vergangenen zwölf Monaten 6500 Dollar Cash pro Minute verbrannt hat - das sind 390.000 Dollar pro Stunde.

Tesla
Tesla 138,46

Wenn Tesla am Abend die Bilanz für das vergangene Quartal vorlegt, ist eine Zahl besonders interessant: die Höhe der liquiden Mittel. Die waren in den vergangenen fünf Quartalen stetig geschrumpft – und so sieht es ganz danach aus, als müsste Tesla-Gründer Elon Musk in diesem Jahr frisches Geld auftreiben. Schwarze Zahlen schrieb Tesla zuletzt im dritten Quartal 2016, im letzten Quartal des vergangenen Jahres fiel ein Verlust von 675 Millionen Dollar an.

Also wird Musk Investoren und Analysten versichern: Alles im Griff, die jüngsten Probleme seien überwunden. Dabei gibt es jede Menge Baustellen - die wichtigste heißt Model 3 und ist der Hoffnungsträger des Unternehmens. 35.000 Dollar kostet das Auto, mit ihm will Tesla den Massenmarkt erobern.

Hier ist noch jede Menge Luft nach oben. Ursprünglich sollten Ende des Jahres wöchentlich 5000 Model 3 vom Band laufen, doch dieses Ziel wurde deutlich verfehlt. Ende März fertigte Tesla pro Woche immerhin gut 2000 Model 3, verfehlte aber das selbst gesteckte Ziel von 2500 Fahrzeugen pro Woche deutlich. Mitte April wurde die Produktion des Autos vorübergehend gestoppt, um die Arbeitsabläufe zu verbessern.

In einer durchgesickerten Mitteilung an die Mitarbeiter hat Musk nun angekündigt, dass die Produktion des Model 3 im Mai auf 3000 bis 4000 Stück pro Woche erhöht werden soll. Bis Ende des Jahres soll die nachhaltige Produktionsrate dann "stabil" bei 6000 Einheiten pro Woche liegen. Analysten von Morgan Stanley gehen dagegen davon aus, dass die 5000er Marke erst Ende des Jahres erreicht wird. Tesla hat mehr als 400.000 unverbindliche Vorbestellungen für das Fahrzeug bekommen und müht sich seit dem Produktionsstart im vergangenen Sommer, diese abzuarbeiten. Das heißt: Teslas Geldreserven schwinden auch weiterhin rapide.

"Menschen sind unterbewertet"

Derweil hat das Unternehmen an immer neuen Fronten zu kämpfen. So streitet Tesla etwa mit der US-Behörde für Transportsicherheit wegen der Aufklärung eines tödlichen Unfalls. Dabei war ein Model X auf einer Autobahn im kalifornischen Silicon Valley gegen einen Beton-Poller gefahren.

Und Musk? Der erlaubte sich einen Scherz und twitterte am ersten April: "Trotz intensiver Versuche, Geld aufzutreiben, inklusive eines verzweifelten Massenverkaufs von Ostereiern, müssen wir leider mitteilen, dass Tesla komplett und absolut pleite ist. So pleite, man glaubt es gar nicht."

So richtig witzig fanden das nicht alle und so bemüht sich Musk vor der Präsentation der Quartalszahlen darum, Zuversicht zu verbreiten. Und er gibt sich ungewöhnlich selbstkritisch: In einem Interview räumte er ein, dass die Produktionsprobleme beim neuen Elektroauto Model 3 von einer übertriebenen Automatisierung verschärft wurden. Roboter hätten die Fertigung in einigen Fällen verlangsamt. "Wir hatten dieses verrückte, komplexe Netzwerk von Laufbändern. Und es funktionierte nicht", sagte er. Später fügte Musk via Twitter hinzu: "Ja, die übertriebene Automatisierung bei Tesla war ein Fehler. Um genau zu sein, mein Fehler. Menschen sind unterbewertet." Zur Einordnung: 2010 hatte Tesla "Bloomberg" zufolge 899 Angestellte, heute sind es knapp 40.000.

Das ist nicht nur ein ungewöhnliches Eingeständnis für Musk, der sich stets fasziniert vom Potenzial der automatisierten Produktion zeigte. Es ist auch einer der wesentlichen Gründe für Teslas finanzielle Situation – denn die Anzahl der Mitarbeiter wächst schneller als der Umsatz.

Tesla ist mehr wert als Ford

Doch auf die Fan-Gemeinde ist Verlass und sie bietet Tesla eine ungewöhnlich günstige Finanzierungsquelle. In Zahlen ausgedrückt: Ende vergangenen Jahres lagen die Kundeneinlagen bei rund 850 Millionen Dollar. Der Grund dafür ist, dass Kunden bei Reservierungen eine Anzahlung leisten müssen, 1000 Dollar sind es beim Model 3.

Zahlungen sind auch fällig, wenn es die bestellten Autos noch gar nicht gibt. Wer zu den ersten 1000 Besitzern des geplanten Roadster-Sportwagens gehören will, muss den Kaufpreis von 250.000 Dollar vorab bezahlen - auch wenn es bis mindestens 2020 dauert, bis der Flitzer ausgeliefert wird. Die folgenden Roadster sollen 200.000 Dollar kosten. Vorbestellungen erfordern eine Anzahlung von 50.000 Dollar.

An der Börse hat die Tesla-Euphorie allerdings in letzter Zeit deutlich nachgelassen. Im Vergleich zum Höchststand vom vergangenen September hat die Aktie rund 23 Prozent an Wert eingebüßt. Dennoch ist Tesla an der Börse knapp 51 Milliarden Dollar wert, während Ford auf eine Marktkapitalisierung - das ist die Anzahl der Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs - in Höhe von knapp 45 Milliarden Dollar kommt. Zur Einordnung: Ford ist 100 Jahre älter als Tesla, verkauft viel mehr Autos und verdient im Gegensatz zum Elektroauto-Hersteller Geld.

Quelle: ntv.de, mit DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen