Wirtschaft

"Lagarde hat vollkommen recht" Steuerfahnder kritisiert Griechen

Griechenlands oberster Steuerfahnder beklagt die ausufernde Steuerhinterziehung in seinem Land.

Griechenlands oberster Steuerfahnder beklagt die ausufernde Steuerhinterziehung in seinem Land.

(Foto: picture alliance / dpa)

Als IWF-Chefin Lagarde die Griechen für ihre schlechte Steuermoral kritisiert, hallt ein Schrei der Entrüstung durchs Land. Doch nun spielt Griechenlands oberster Steuerfahnder selbst den Nestbeschmutzer: Hellas verliere 15 Prozent seiner Wirtschaftsleistung durch Steuerhinterziehung - wenn alle Griechen zahlen würden, hätte Athen überhaupt kein Problem.

Der Leiter der griechischen Steuerfahndungsbehörde hat sich der umstrittenen Kritik der IWF-Chefin Christine Lagarde an seinem Land angeschlossen: Er stimme Lagarde vollkommen zu, sagte Nikos Lekkas der Zeitung "Die Welt". Die Steuerflucht in seinem Land belaufe sich auf 12 bis 15 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. "Das sind 40 bis 45 Mrd. Euro im Jahr. Wenn wir davon auch nur die Hälfte eintreiben könnten, wäre Griechenlands Problem gelöst." Das verlange natürlich politischen Willen. "Unsere Politiker haben begonnen, das zu verstehen", sagte Lekkas.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte Ende Mai kritisiert, Griechenland könne seine wirtschaftlichen Probleme selbst lösen, indem die Bürger ihre Steuern zahlten. Kinder in manchen Regionen Afrikas bräuchten "mehr Hilfe als die Menschen in Athen", sagte Lagarde. Das Interview hatte in Griechenland eine Welle der Empörung unter Politikern aller griechischen Parteien ausgelöst.

 Der Chef der Steuerfahndungsbehörde SDOE warnte zudem vor einer "sozialen Explosion", wenn es nicht gelinge, die Spaltung der Gesellschaft in "unberührbare Eliten und Bürger, die geschröpft werden" zu überwinden. Lekkas zufolge scheitern viele Ermittlungen an mangelnder Kooperation griechischer Banken. Seine Behörde habe mehr als 5000 Anträge auf Konteneinsicht gestellt, aber nur in 214 Fällen sei dies bislang gelungen. In 500 Fällen, die Politiker betreffen, warte die Behörde seit fünf Monaten auf Auskunft.

Griechenland befindet sich seit Jahren in der Rezession. Im Gegenzug für Milliardenkredite der Europäischen Union und des IWF hatte sich die Anfang Mai abgewählte Regierung aus Sozialisten und Konservativen zu einem drastischen Sparprogramm verpflichtet. Nach der Wahl, bei der sparkursfeindliche Parteien großen Zuspruch erfuhren, kam keine neue Regierung zustande. Am 17. Juni soll erneut gewählt werden.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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