Wirtschaft

"Krise von massivem Ausmaß" Steinhoff zeichnet düsteres Bild der Lage

Besucher der Steinhoff-Hauptversammlung in Amsterdam.

Besucher der Steinhoff-Hauptversammlung in Amsterdam.

(Foto: dpa)

Ist der angeschlagene Möbelkonzern Steinhoff noch zu retten? Auf dem ersten Aktionärstreffen seit Aufkommen des Bilanzskandals bemüht sich die Konzernspitze um Aufklärung. Deutlich wird jedoch vor allem: Es könnte eng werden.

Der von einem Bilanzskandal erschütterte deutsch-südafrikanische Möbelkonzern Steinhoff kämpft um sein Überleben. Die finanzielle Lage sei sehr herausfordernd, teilte das unter Milliarden-Schulden ächzende Unternehmen in einer Präsentation für seine Hauptversammlung am Flughafen Amsterdam mit. Bei der live ins südafrikanische Kapstadt übertragenen Veranstaltung gab das Management einen ersten Überblick über die Situation des Unternehmens.

Aufsichtsratsvorsitzende Heather Sonn sprach vor den Aktionären von einer "Krise von massivem Ausmaß". Allerdings sei die Gruppe bei der Aufarbeitung der Krise auf einem guten Weg, sagte sie vor etwa 200 Investoren. "Ich kann berichten, dass gute Fortschritte erzielt wurden."

Steinhoff hatte im Dezember Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen für sein Europa-Geschäft eingeräumt. Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC durchleuchten nun die Bücher. Was das Management bereits jetzt schon feststellen kann: Es bestätigt sich ein Muster, dass einige Einkünfte und Buchwerte über Jahre zu hoch angesetzt worden seien. Die Prüfung werde voraussichtlich zum Jahresende 2018 im Wesentlichen abgeschlossen werden.

Geld muss zusammengekratzt werden

Der Konzern kämpft mit hohen Schulden. Steinhoff stand der Präsentation zufolge Ende März mit 10,4 Milliarden Euro in der Kreide. Allein 8,7 Milliarden Euro davon entfielen auf Europa. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Monaten auch mit dem Verkauf von Aktienpaketen an Beteiligungen Liquidität verschafft, dies sei aber nicht nachhaltig, hieß es weiter. Steinhoff muss sich zudem mit zahlreichen Klagen auseinandersetzen, juristische Streitigkeiten gibt es auch um die deutsche Möbelkette Poco. Dazu kommen Ermittlungen der Behörden wegen möglicher Bilanzfälschungen. In Deutschland laufen diese bereits seit längerem.

Die anhaltende Ungewissheit über das wahre Ausmaß des Skandals hat innerhalb kurzer Zeit den Aktienkurs des Konzerns mit Wurzeln im niedersächsischen Westerstede um mehr als 90 Prozent abstürzen lassen. Er steckt seit Ende 2017 in der Krise. Damals begannen die Ermittlungen wegen Bilanzunregelmäßigkeiten, und Steinhoff-Chef Markus Jooste musste gehen. In seiner Zwischenbilanz für das erste Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember wies Steinhoff einen Handelsumsatz von 4,86 Milliarden Euro aus, rund 5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Quelle: ntv.de, kst/rts/dpa

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