Wirtschaft

Absturz eines Börsenneulings Steilmann ist insolvent

Sanierungsverhandlungen sind gescheitert.

Sanierungsverhandlungen sind gescheitert.

(Foto: imago stock&people)

Michele Pullers große Träume sind geplatzt: Statt ein rasant wachsendes Unternehmen in die Zukunft zu führen und Adler zu übernehmen, steht der Vorstandschef des Modeherstellers vor einem Scherbenhaufen. Schuld soll der milde Winter sein.

Nach weniger als einem halben Jahr an der Börse ist dieses Kapitel für das Bekleidungsunternehmen Steilmann fast schon wieder zu Ende. Der Vorstand stellte in der Nacht auf Donnerstag die Zahlungsunfähigkeit des Textilhändlers aus Bergkamen mit. Der Grund sei der "aktuelle Geschäftsverlauf". Zwischenzeitlich geführte und bislang erfolgversprechende Sanierungsverhandlungen hätten nicht zum Ziel geführt. Der Vorstand will deshalb nun unverzüglich den Insolvenzantrag stellen.

Steilmann war erst im November an die Börse gekommen. Schon damals war dies keine Erfolgsgeschichte: Mit einer Senkung des Ausgabepreises, einer zweimaligen Reduzierung der Aktienzahl und einer Verlängerung der Zeichnungsfrist hätte der Start auf dem Börsenparkett nicht holpriger sein können. Seither ging es mit dem Aktienkurs nach unten. Nach einem Ausgabekurs von 3,50 Euro im November notierte die Aktie am Mittwoch aber immerhin noch bei 2,37 Euro. Von diesem Niveau dürfte es angesichts der Insolvenz am Donnerstag noch deutlich nach unten gehen.

Keine Auswirkungen auf Adler

Der schwache Geschäftsverlauf bei Steilmann hatte sich bereits im Dezember abgezeichnet. Damals senkte das Unternehmen seine Gewinnprognose. Dem familiengeführten Bekleidungsunternehmen machte die für die Jahreszeit ungewöhnlich milde Witterung zu schaffen.

Das mit Steilmann verbundene Unternehmen Adler Modemärkte teilte separat mit, durch die Steilmann-Insolvenz keine nennenswerten Auswirkungen auf das eigene Geschäft zu erwarten. Adler ist aufgrund der Mehrheitsbeteiligung ihrer Aktionärin S&E Kapital GmbH faktisch mittelbar als nachgeordnetes Unternehmen mit Steilmann verbunden. Ein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag besteht jedoch nicht.

Steilmann wollte ursprünglich knapp 100 Millionen Euro über den Börsengang einnehmen, um das geplante Wachstum zu finanzieren und die Mehrheit an der börsennotierten Modekette Adler zu übernehmen. Doch die Nachfrage nach Steilmann-Aktien war schwach und Vorstandschef Michele Puller musste sich mit 8,8 Millionen Euro begnügen. Er zog die Börsennotiz dennoch durch, um sich "strategische Optionen" offen zu halten. Mitte Dezember hatten sowohl Steilmann wie auch Adler ihre Prognosen kassiert und begründeten dies mit den schwachen Geschäften infolge des milden Winterwetters.

Die Familie um Vorstandschef Puller hatte den 1958 von Klaus Steilmann gegründeten Damenmodenhersteller in den vergangenen Jahren schrittweise übernommen. Zu dem Unternehmen, das sich auf die Altersgruppe der über 45-Jährigen konzentriert, gehören neben "Steilmann" unter anderem die Marken "Apanage" und "Kapalua" sowie Boecker-Modehäuser. Außerdem zählt die börsennotierte Modekette Adler dazu, an der Steilmann zusammen mit dem Investor Equinox die Mehrheit hält. 2014 setzte die Steilmann SE mit 8300 Mitarbeitern in 18 Ländern rund 900 Millionen Euro um.

Quelle: ntv.de, wne/jve/DJ/rts

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