Wirtschaft

Kurswechsel bei der Deutschen Bank Sparen, streichen, schrumpfen

John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank,

John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank,

(Foto: picture alliance / dpa)

Einen schnellen Erfolg haben sich Investoren vom radikalen Konzernumbau der Deutschen Bank durch John Cryan erhofft. Jetzt wird es eine langfristige Angelegenheit. Was bedeutet das für die Aktie?

Ernüchtert reagieren Investoren auf die Vorstellung der "Strategie 2020" durch Co-Chef John Cryan: Die Deutsche Bank wird noch viele Herausforderungen meistern müssen, bis sie wieder Erfolge vermelden kann. Um von den erwartet schwachen Profiten wegzukommen, muss das Bankhaus sparen, streichen und schrumpfen. Netto 9000 Arbeitsplätze bauen die Deutschbanker ab. Inklusive der geplanten Trennung von der Postbank sinkt die Mitarbeiterzahl bis 2018 um ein Viertel auf rund 77.000.

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Damit will die Deutsche Bank bis 2018 die Kostenbasis von 23,8 Milliarden Euro auf unter 22 Milliarden Euro drücken. Allerdings verschlingt der Umbau erst einmal drei bis 3,5 Milliarden Euro. Cryan geht deshalb nicht davon aus, "dass 2016 und 2017 starke Jahre sein werden." Auch die Kosten für Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Aufwendungen werden die Ergebnisse belasten, so Cryan weiter. 2017 werde das erste "sauberere" Jahr werden. Dafür hat der Firmenlenker die Dividende für 2015 und 2016 gestrichen.

Mit den zahlreichen Maßnahmen will Cryan vor allem die Kapitalausstattung deutlich verbessern. Eine Kapitalerhöhung, die für Druck auf die Aktie sorgen könnte, soll verhindert werden. So soll die Verschuldungsposition – sprich die Bilanzsumme bereinigt um etliche Posten – bis 2018 um 170 Milliarden Euro auf 1,25 Billionen Euro abgebaut werden. Zudem soll die harte Kernkapitalquote ab Ende 2018 auf mindestens 12,5 Prozent erhöht werden. Aktuell liegt sie erst bei 11,5 Prozent. Doch das eine Prozent hat es in sich.

Laut den Berechnungen der Deutschen Bank muss das Geldhaus das Kernkapital bis zum Jahr 2020 organisch um vier bis acht Milliarden Euro auf 51 bis 55 Milliarden Euro erhöhen, um die harte Quote bei 12,5 Prozent zu halten. Wenn alles wie geplant läuft, werde im Jahr 2018 eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als zehn Prozent erwirtschaftet werden. Sie wird errechnet, indem man den Gewinn durch das – um den Firmenwert aus Übernahmen bereinigte - Eigenkapital dividiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lag der Wert bei lediglich 2,7 Prozent und 2015 wird er sogar negativ sein.

Wo bleibt die Wachstumsstrategie?

Cryan fährt vor allem einen Schrumpfkurs. Dass er keine Wachstumsstrategie hat, bereitet vielen Investoren Kopfzerbrechen. Der Abbau bedeutet nämlich auch, dass die Gewinne aus diesen Bereichen wegfallen. Doch um irgendwann wieder einen Wachstumskurs fahren zu können, müssen erst einmal die Kosten gedrückt werden. Erst wenn das geschafft ist, kann man sich auch wieder Gedanken über eine neue Strategie machen – vorausgesetzt das wirtschaftliche Umfeld und die Branchensituation lassen es dann zu. Das sind vage Aussichten.

Wie groß die Skepsis der Investoren ist, zeigt die Bewertung des Buchwerts. So liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) gemessen am Eigenkapital je Aktie von zuletzt 46,16 Euro bei lediglich 0,56. Das KBV wird berechnet, indem an den Börsenwert durch das Eigenkapital dividiert, also den Aktienkurs durch das Eigenkapital je Aktie teilt. Ein derart hoher Abschlag gegenüber dem Eigenkapital bedeutet, dass Investoren mit einer anhaltend schwachen Profitabilität rechnen. Der Aktie der Deutschen Bank könnte es auf absehbare Zeit schwerfallen, deutlich nach oben zu drehen.

Quelle: ntv.de

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