Wirtschaft

Rezession im Westen der Eurozone Spanien verliert an Kraft

Im Auge des Sturms: Die große Halle der Börse in Madrid (Archivbild).

Im Auge des Sturms: Die große Halle der Börse in Madrid (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die Lage der spanischen Wirtschaft ist den Umständen entsprechend schlecht: Neuesten Daten aus Madrid zufolge schwächt sich die Wirtschaftsleistung im Sommer weiter ab. Eine fundamentale Trendwende ist vorerst nicht in Sicht.

Schlange vor dem Arbeitsamt: Die offizielle Erwerbslosequote steigt im zweiten Quartal auf 24,6 Prozent.

Schlange vor dem Arbeitsamt: Die offizielle Erwerbslosequote steigt im zweiten Quartal auf 24,6 Prozent.

(Foto: REUTERS)

Die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone rutscht im zweiten Quartal etwas tiefer in die Rezession: In Spanien sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent zum Vorquartal geschrumpft, teilte das nationale Statistikamt in Madrid mit. In den beiden Vorquartalen war das BIP um jeweils 0,3 Prozent geschrumpft.

Mit etwas größerem Abstand betrachtet präsentierte sich die Lage in einem deutlich milderen Licht: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 1,0 Prozent. Im Vorquartal war sie im Vorjahresvergleich noch um 0,4 Prozent zurückgegangen.

Spaniens Wirtschaft wird durch strukturelle Schwächen, eine steigende Arbeitslosigkeit, die Probleme im Bankensektor sowie durch die der Regierung Rajoy belastet.

Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) schätzten , dass die spanische Wirtschaft im laufenden Jahr voraussichtlich um 1,7 Prozent schrumpfen dürfte.

Börse Madrid zieht an

Den weiter rückläufigen Wachstumszahlen zum Trotz baute der spanische Leitindex Ibex-35 seine Kursgewinne der vergangenen beiden Handelstage zu Wochenbeginn aus.

"Die Erwartung, dass die EZB die wieder in großem Stil aufnimmt, treibt vor allem die Börsen in Madrid und Mailand an", meinte ein Händler. Kursprofiteure seien in Madrid vor allem die und der Baukonzerne. In Mailand lägen die Titel der Versicherer und Banken ganz vorn.

"Das Land leidet seit 2008 unter einer starken Schrumpfung des Häusermarktes, die jetzt auch auf andere Geschäftsaktivitäten übergreift", sagt Annalisa Piazza von Newedge zur Lage in Spanien. Auf absehbare Zeit sei ihrer Ansicht nach keine Besserung in Sicht.

Vor dem Wochenende hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den an den Märkten kursierenden Hoffnungen auf weitere Hilfsaktionen für Spanien den Boden entzogen. Mit der Absicht zu beruhigen, versicherte Schäuble in der "Welt am Sonntag", dass für das Euro-Land mit seinem maroden Bankensystem kein neues Hilfsprogramm - über die bisher zugesagten 100 Mrd. Euro hinaus - geplant sei.

" ", sagte Schäuble auf die Frage, ob Spanien einen Antrag bei den Partnern stellen könnte, dem Rettungsfonds EFSF den Kauf von Staatsanleihen zu ermöglichen. Zuvor hatte EZB-Präsident Mario Draghi betont, die Europäische Zentralbank werde im Rahmen ihres Mandats "alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten". Er deutete an, dass die EZB wieder Staatsanleihen von Krisenländern aufkaufen könnte. Das hatte die Aktienkurse an den Börsen in Europa und den USA beflügelt.

Kauf die EZB oder kauft sie nicht?

Am Wochenende berichtete unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" über Pläne in Brüssel, wonach die EZB im Namen des Rettungsschirms EFSF spanische Anleihen aufkaufen solle. Eine solche Aktion wäre ein Novum. Bisher hat die Zentralbank bereits mehrmals in eigener Verantwortung Staatsanleihen erworben - für insgesamt mehr als 200 Mrd. Euro.

Die Krise Spaniens, das neben den Banken auch das Problem hat, hält Bundesfinanzminister Schäuble für beherrschbar. Die derzeit hohen Zinsen seien zwar schmerzlich, "und sie schaffen eine Menge Beunruhigung, aber die Welt geht nicht unter, wenn man bei einigen Anleiheauktionen ein paar Prozent mehr zahlen muss".

Kurzfristig sei der Finanzbedarf "nicht so groß". Die spanische Regierung verwirkliche Reformen wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Kürzung der Beamtenpensionen - "dafür gebührt ihr Respekt".

"Die Finanzmärkte honorieren diese Reformen noch nicht, aber das wird noch kommen", fügte Schäuble hinzu.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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