Wirtschaft

Kernmarke bleibt schwach So viel verdienten VW-Vorstände 2016

Matthias Müller (M.) und die anderen Vorstandsmitglieder verdienten zusammen fast 40 Millionen Euro in einem Jahr.

Matthias Müller (M.) und die anderen Vorstandsmitglieder verdienten zusammen fast 40 Millionen Euro in einem Jahr.

(Foto: REUTERS)

Volkswagen zieht Bilanz für das vergangene Jahr. Bei den Marken VW und Audi geht es beim Ergebnis nach unten, anders als bei Porsche und Skoda. Außerdem verdient der Vorstand deutlich weniger als 2015. Am meisten Geld bekam nicht Konzernchef Müller.

Die Mitglieder des Volkswagen-Konzernvorstands kassieren für das abgelaufene Jahr deutlich weniger Gehalt als noch 2015. Insgesamt summieren sich die Bezüge auf rund 39,5 Millionen Euro. Im vorangegangenen Jahr hatte das Top-Management von Europas größtem Autobauer noch mehr als 63 Millionen Euro erhalten. Spitzenverdiener unter den neun obersten VW-Führungskräften war die inzwischen ausgeschiedene Christine Hohmann-Dennhardt mit einer Gesamtsumme von 10,05 Millionen Euro - bei ihr stammt ein Großteil aber aus einer Abfindung nach dem Verlassen des Unternehmens im Januar.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 122,84

Auf Platz zwei folgt Vorstandschef Matthias Müller, der etwa 7,25 Millionen Euro einstrich. 2015 verdiente er 4,76 Millionen Euro. Müller gehört allerdings erst seit März 2015 dem Konzernvorstand an und sitzt seit September 2015 auf dem Chefsessel - die Jahreszahlen sind daher nur begrenzt vergleichbar. Von seinen aktuellen Gesamtbezügen ist der Löwenanteil - 5,49 Millionen Euro - erfolgsabhängig.

Personalchef Karlheinz Blessing kommt an dritter Stelle auf rund 3,33 Millionen Euro. Der Konzern hatte erst kürzlich sein System zur Bestimmung der Gehälter für Vorstände und Aufsichtsräte reformiert - nach langer Kritik an der Höhe der Bezüge. So gibt es für den Vorstandschef vom Geschäftsjahr 2017 an eine Höchstgrenze von 10 Millionen Euro, das Gehalt der übrigen Vorstände wird bei 5,5 Millionen Euro gedeckelt. Während die festen Grundgehälter tendenziell angehoben werden, fallen die Regeln zur Berechnung erfolgsabhängiger Bonuszahlungen dagegen strikter aus. Zudem sollen die Mitglieder des Aufsichtsrats keine Boni mehr erhalten.

Kernmarke steckt in Tief

Zum Start des großangelegten Umbau- und Sparprogramms "Zukunftspakt" kämpft die Kernmarke von Volkswagen weiter mit ihrer Gewinnschwäche. Auch ohne Betrachtung der Folgen der Diesel-Affäre und anderer Sondereinflüsse ging das Ergebnis 2016 im laufenden Geschäft um 11,1 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz mit den Autos mit dem VW-Emblem rund um Golf, Passat und Tiguan schrumpfte leicht um 0,6 Prozent auf 105,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

Mit dem "Zukunftspakt" will VW seine Hauptmarke rentabler machen, die jährlichen Kosten sollen bis 2020 um rund 3,7 Milliarden Euro sinken. Vorgesehen sind in den nächsten Jahren auch Jobkürzungen. Die Zahlen des Gesamtkonzerns sind bereits seit Ende Februar bekannt.

Müller sieht VW für Neuanfang gerüstet

Der Umsatz der VW-Gruppe stieg um knapp 2 Prozent auf 217,3 Milliarden Euro, unterm Strich betrug der Gewinn 5,1 Milliarden Euro - nach einem Milliardenverlust ein Jahr zuvor. Beim Absatz wurde der Rivale Toyota überholt, 10,39 Millionen Verkäufe bedeuteten den ersten Rang.

Nach der Rückkehr in die Gewinnzone blickt VW zuversichtlich in die Zukunft. "Wir haben 2016 die Weichen gestellt für die größte Transformation in der Geschichte dieses Unternehmens - und dabei operativ besser abgschnitten als viele uns das zugetraut hätten", sagte Konzernchef Müller bei der Präsentation der Bilanz in Wolfsburg. Der Konzern sei finanziell gerüstet, die Folgen der Dieselkrise zu tragen. Volkswagen will sich in den nächsten Jahren zu einem führenden Anbieter von Elektroautos und Mobilitätsdiensten wandeln.

VW profitiert von Porsche und Skoda

Während die Hauptmarke VW, die die größte Last des Umbaus tragen muss, einen Rückgang beim Betriebsergebnis verbuchte und auch Audi Federn ließ, glänzten Porsche und Seat mit einem deutlichen Gewinnplus. Für das laufende Jahr bekräftigte der Konzern das Ziel, den Umsatz um bis zu vier Prozent zu steigern und eine operative Rendite zwischen 6,0 und 7,0 Prozent einzufahren.

Bei Audi sank das Ergebnis 2016 vor Sondereinflüssen vor allem aus der Diesel-Krise um 5,6 Prozent auf rund 4,8 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um 1,5 Prozent auf 59,3 Milliarden Euro. Der Absatz stieg um 0,3 Prozent auf gut 1,5 Millionen Fahrzeuge. Wegen der Abgas-Affäre hatte Audi im vorigen Jahr insgesamt 1,8 Milliarden Euro an Sonderkosten für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten in den Vereinigten Staaten verbuchen müssen. Das Unternehmen muss die Kosten für Verfahren zu Drei-Liter-Diesel-Motoren in den USA zunächst selbst schultern.

Porsche steigerte die Umsätze auf 20,17 von 19,66 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis kletterte deutlich auf 3,9 (Vorjahr 3,4) Milliarden Euro. Skoda steigerte bei Umsätzen von 6,61 (6,13) Milliarden Euro, das operative Ergebnis auf 1,2 von 0,9 Milliarden Euro.

VW will US-Geschäfte ausbauen

Volkswagen setzt weiter auf den US-Markt. Das Land bleibe - trotz der dort zuerst bekanntgewordenen Dieselkrise - ein "strategischer Kernmarkt" sowohl für den VW-Gesamtkonzern als auch für die Hauptmarke VW Pkw, sagte Müller. "Wir stehen zu unseren Investitions- und Standortentscheidungen und wollen langfristig in den USA eine deutlich größere Rolle spielen als heute." Vor allem die Töchter Porsche und Audi seien dort erfolgreich.

Der neue US-Präsident Donald Trump hatte bei einheimischen und ausländischen Autobauern zuletzt große Sorgen wegen möglicher Strafzölle ausgelöst. Wie Volkswagen produzieren viele Unternehmen in Mexiko und beliefern von dort aus den wichtigen US-Markt zu geringen Kosten, weil beide Länder zur nordamerikanischen Freihandelszone Nafta gehören.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/rts/DJ

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