Wirtschaft

Bürochat-App bereitet IPO vor Slack kommt sparsam per Direktplatzierung

Bei einer Direktplatzierung sind Kurse in den ersten Handelstagen eher volatil.

Bei einer Direktplatzierung sind Kurse in den ersten Handelstagen eher volatil.

(Foto: REUTERS)

Spotify hat es vorgemacht, Slack will es nachmachen: Um sich die Gebühren für Investmentbanken zu sparen, will der Bürokommunikationsdienst seine Aktien direkt platzieren. In knapp vier Wochen könnte der geplante Börsengang in New York über die Bühne gehen.

Slack Technologies hat die Pläne für seinen ungewöhnlichen Börsengang vorgestellt und zudem Zahlen veröffentlicht. Wie schon zuvor der Musikdienst Spotify hat auch der Anbieter von Bürokommunikation aus Kalifornien den Weg der direkten Platzierung gewählt.

Laut Mitteilung an die Börsenaufsicht legt das Unternehmen zwar beim Umsatz rasant zu, gleichzeitig verliert es aber auch erheblich an Geld, weil umfangreich in Vertrieb und Marketing investiert wird. Im Geschäftsjahr per 31. Januar schoss der Umsatz um 82 Prozent auf 400,6 Millionen US-Dollar in die Höhe. Der Verlust weitete sich auf 140,7 von 140,1 Millionen Dollar aus.

Das IPO von Slack kommt zu einer Zeit, zu der es viele Startups an die Börse zieht. Sie alle wollen von den rekordhohen Aktienkursen profitieren. Die Ergebnisse der Neuzugänge waren bisher jedoch gemischt.

Die Aktie der Online-Pinnwand Pinterest hat seit dem Börsengang vergangene Woche 52 Prozent zugelegt. Der Anbieter von Videokonferenz-Software Zoom Video Communications bringt es auf ein Plus von 81 Prozent. Auf der Verliererseite steht der Fahrdienstvermittler Lyft, dessen Aktien seit dem Börsengang Ende März um 22 Prozent nachgegeben haben.

Slack könnte in knapp vier Wochen an der Börse debütieren. Die Aktien werden an der New York Stock Exchange mit dem Symbol SK notiert. 

Direct Listing spart die Bankgebühren

Im Gegensatz zu einem traditionellen Börsengang wird das Unternehmen im Rahmen des Angebots keine neuen Aktien an Investoren verkaufen. Stattdessen wird Slack seine Aktien in einem so genannten Direct Listing anbieten, bei dem das Unternehmen seine bestehenden Aktien an die Börse bringt und den Markt den Preis bestimmen lässt, ohne dass Investmentbanken als Underwriter für die Preisgestaltung, die Zuteilung von Aktien an Investoren und den Backstop-Handel fungieren, die alle typisch für einen regulären Börsengang sind. Die ungewöhnliche Form des Börsengangs spart Slack Millionen Dollar, die Banken typischerweise bei einem traditionellen Börsengang erhalten.

Diesen Weg hatte im April 2018 auch Spotify gewählt, mit einem Schlusskurs am ersten Handelstag von 149,01 Dollar. Am Donnerstag lag er bei 132,82 Dollar.

Aus der Mitteilung an die Börse lässt sich auch ablesen, warum das Unternehmen im Rahmen des Angebots kein neues Kapital aufnehmen muss. Slack hat im vergangenen Geschäftsjahr zwar 97 Millionen Dollar an Barmitteln verbrannt. Trotzdem hat das Unternehmen noch mehr als 841 Millionen Dollar an Barmitteln und Investments in der Bilanz stehen.

Die Nettoverluste waren höher als die Summe der Barmittel, die das Unternehmen tatsächlich verbrennt, weil es Vorauszahlungen für den Verkauf seiner Software erhält. Diese landen auf dem Bankkonto des Unternehmens, können aber nicht sofort als Ertrag erfasst werden. 

Slack gewinnt große Kunden

Slack ging 2009 als Spielefirma namens Tiny Speck an den Start. Später verwarf sie ihr ursprüngliches Geschäftsmodell und konzentrierte sich stattdessen auf eine Messaging-Software, die sie für den internen Gebrauch entwickelt hatte. Die Software war ein Renner bei Mitarbeitern, die über Instant Messaging eine schnellere Kommunikation gegenüber herkömmlichen E-Mails bevorzugen.

Im vergangenen Geschäftsjahr zählte Slack 88.000 zahlende Kunden, gegenüber 59.000 im Vorjahr. Die Zahl größerer Kunden, die mindestens 100.000 Dollar pro Jahr zahlen, wuchs auf 575 von 298. Microsoft, Google und Facebook bieten zugleich konkurrierende Dienste an.

Die Mitbegründer Stewart Butterfield und Cal Henderson halten mit 8,6 bzw. 3,4 Prozent einen geringeren Anteil an dem Unternehmen, als es für einige Tech-Startups typisch ist, die an die Börse gehen.

Große Gewinne dürften die drei Risikokapitalgesellschaften einfahren, die früh in Slack investiert haben. Accel Partners hat durch die Teilnahme an mehreren Slack-Finanzierungsrunden einen bedeutenden Anteil von 24 Prozent aufgebaut. Wenn Slack in der Lage ist, den Marktwert von Zoom, die auf einen ähnlichen Umsatz kommt, zu erreichen, könnte der Anteil von Accel 4 Milliarden Dollar übersteigen und es zu den erfolgreichsten Venture-Investitionen der letzten Jahre machen. Andreessen Horowitz und Social Capital halten 13 bzw. 10 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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