Wirtschaft

Autokorso in Berlin Siemens-Mitarbeiter machen Krawall

Bei Siemens herrscht Unruhe.

Bei Siemens herrscht Unruhe.

(Foto: dpa)

Mit so viel Widerstand gegen die neuesten Kürzungspläne dürfte das Management von Siemens kaum gerechnet haben. Während die Führung an die Kompromissbereitschaft appelliert, machen die Beschäftigten ihrem Zorn Luft.

Der Protest gegen den geplanten Abbau Tausender Stellen bei Siemens hat am Morgen große Teile der Berliner Innenstadt erfasst. Beschäftigte des Elektrokonzerns demonstrierten mit einem Autokorso gegen die Stellenstreichungen. Rund 200 Autos - geschmückt mit Transparenten und Gewerkschaftsfahnen - folgten laut seinen Angaben hupend einem Motivwagen, der Siemens-Chef Joe Kaeser zeigen sollte. Die Verkehrsinformationszentrale Berlin sprach  von 100 Fahrzeugen.

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Nach Ansicht von SPD-Chef Martin Schulz kann die Politik wenig tun, um den Stellenabbau bei Siemens zu verhindern. Zugleich kritisierte er die Pläne des Managements scharf und mahnte den Münchner Konzern zu gesellschaftlicher Verantwortung. Man habe keinen direkten Einfluss auf das Unternehmen, sagte Schulz am Rande einer Kundgebung von Siemens-Beschäftigten und Gewerkschaftern in Berlin: "Ich kann den Unternehmen nicht auferlegen, dass sie Arbeitsplätze erhalten müssen. (...) Ich kann Siemens nicht zwingen."

Vor rund 2000 Demonstranten am Tagungshotel der jährlichen Siemens-Betriebsräteversammlung nannte Schulz die Streichung tausender Jobs volkswirtschaftlich irrsinnig und verantwortungslos. "Dass durch Arbeitsplatzabbau die Effizienz des Unternehmens gesteigert wird, heißt übersetzt: Damit wir noch ein bisschen mehr Gewinn machen, schmeißen wir die Leute raus. Das ist asozial." Siemens hatte angekündigt, weltweit 6900 Stellen abbauen zu wollen - davon etwa die Hälfte in Deutschland.

Siemens hatte angekündigt, weltweit 6900 Stellen abzubauen - davon etwa die Hälfte in Deutschland. Der Münchner Konzern reagiert damit nach eigener Begründung auf schlechter laufende Geschäfte in der Kraftwerks- und Antriebstechnik.

Landeswirtschaftsminister wollen mit Vorstand sprechen

Die IG Metall will das so nicht hinnehmen. Gewerkschaftschef Jörg Hofmann sagte der "Süddeutschen Zeitung", seine Organisation werde "nun ordentlich Krawall machen". Siemens solle über Investitionen Jobs schaffen. "Wir werden die Beschäftigten ganz bestimmt nicht allein ihrem Schicksal überlassen", betonte er. Vage blieb Hofmann bei der Frage, ob es zu Ausständen bei dem Konzern kommt: "Streik bleibt immer das letzte Mittel."

Mehrere Landeswirtschaftsminister sowie die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop von den Grünen luden den Siemens-Vorstand zu einem Gespräch über den geplanten Stellenabbau ein. Man erwarte Erläuterungen über die Standortschließungen, teilten Pop sowie die Minister Martin Dulig aus Sachsen, Wolfgang Tiefensee aus Thüringen und Albrecht Gerber aus Brandenburg mit. Vor dem Hintergrund der hohen Gewinne von Siemens und der Leistungsfähigkeit der ostdeutschen Standorte könne man die Entscheidungen nicht nachvollziehen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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