Wirtschaft

Starker Gegenwind bei Euro-Bonds Sarkozy unterstützt Merkel

Im Streit um die Einführung der Euro-Bonds bildet sich eine starke Gegenfraktion. Nach Bundeskanzlerin Merkel spricht aich auch Frankreichs Staatschef Sarkozy dagegen aus. Er ist auch gegen eine Aufstockung der Ressourcen des Hilfsfonds für in Schwierigkeiten geratene Euro-Länder. Sarkozy stellt sich damit gegen IWF-Chef Strauss-Kahn.

Einigkeit bei der Ablehnung der Euro-Bonds.

Einigkeit bei der Ablehnung der Euro-Bonds.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei der Frage der umstrittenen gemeinsamen Euro-Anleihen gibt es einen Schulterschluss von Deutschland und Frankreich. Nach Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy gegen die sogenannten Euro-Bonds ausgesprochen.

"Es gibt keinen Anlass, heute über neue Vorschläge zu reden, wo wir uns gerade über einen ständigen Krisenmechanismus geeinigt haben", ließ Sarkozy über einen Sprecher mitteilen. Am Freitag findet in Freiburg ein deutsch-französischer Gipfel statt.

Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker und Italiens Finanzminister Giulio Tremonti hatten sich für die Euro-Bonds starkgemacht, die von Merkel abgelehnt wurden. Dieser Vorschlag werfe nicht nur bei der Kostenteilung Probleme auf, betonte der Elysée-Sprecher. Es gebe vielmehr ein von allen Mitgliedsländern der Euro-Gruppe getragenes Krisenmanagement, das nach genau festgelegten Regeln funktioniere.

Frankreich schloss zugleich die Möglichkeit einer Aufstockung der Ressourcen des Hilfsfonds für in Schwierigkeiten geratene Euro-Länder aus. Entsprechende Forderungen waren vom Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, gekommen. Paris erachte die finanzielle Ausstattung dieses Fonds als ausreichend, betonte der Elysée.

Juncker weicht nicht

Ungeachtet der Kritik aus Berlin und Paris geht Juncker davon aus, dass es zukünftig in der Euro-Zone gemeinsame Anleihen geben wird. "Ich bin überzeugt, dass die Euro-Anleihen ein Instrument sein könnten und eines Tages auch sein werden, um irrationale Bewegungen auf den Kapitalmärkten, die sich gegen einzelne Länder der Eurozone und gegen die Eurozone insgesamt richten, abzubremsen", sagte der luxemburgische Ministerpräsident im ZDF.

Juncker betonte, er nehme Merkels Bedenken gegen Euro-Bonds sehr ernst. Gleichwohl verteidigte er seinen Vorschlag, gegen die Kritik, vor allem Deutschland und andere solide Länder der Euro-Zone würden damit zum Zahlmeister der Union. Es sei nicht so, dass Deutschland die volle Last in der Eurozone tragen müsse.

Bofinger: "Eurobonds sind richtig"

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger unterstrich die Forderung von Juncker nach Eurobonds und warf der Bundesregierung wegen ihres strikten Neins ebenfalls einen Mangel an europäischem Denken vor. "Ich glaube schon, dass wir sehr national denken, sehr kurzfristig denken, dass wir an unsere eigenen Interessen in einem kurzfristigen Sinne denken", sagte Bofinger der ARD. Deutschland tue gut daran, mehr europäisch zu denken.

Der Wirtschaftsweise Bofinger im Interview bei der n-tv "Das Duell".

Der Wirtschaftsweise Bofinger im Interview bei der n-tv "Das Duell".

Ich  glaube, "Herr Juncker hat völlig recht: wir brauchen Eurobonds". Damit würden sich die Länder der Gemeinschaft in einem einheitlichen Wertpapier gemeinsam verschulden und die Differenzierung zwischen starken und schwachen Ländern aufheben. "Damit hat man die Möglichkeit, dass man von den Märkten nicht mehr gegeneinander ausgespielt wird", argumentierte der Wirtschaftswissenschaftler.

An dem Argument der Bundesregierung, dass Deutschland dann höhere Zinsen zahlen müsste, äußerte Bofinger Zweifel. "Mit den höheren Zinsen, muss man mal sehen", sagte er. "Ich bin mir nicht sicher, dass man tatsächlich höhere Zinsen bezahlen muss". Ungeachtet dessen gelte aber ganz grundsätzlich: "Es geht darum, diese Währungsunion zu erhalten", sagte Bofinger.

Gerade Deutschland habe ein vitales Interesse daran, dass der Euro bestehen bleibt. "Und deswegen sollten wir auch bereit sein, im Zweifelsfall dafür etwas zu bezahlen und im Zweifelsfall dafür auch über den einen oder anderen Schatten zur springen".

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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