Wirtschaft

"An der Börse nichts zu suchen" Samwer will sich Rocket zurückholen

Späte Einsicht: Den Börsengang von 2014 sieht Rocket-Boss Oliver Samwer inzwischen als Fehler.

Späte Einsicht: Den Börsengang von 2014 sieht Rocket-Boss Oliver Samwer inzwischen als Fehler.

(Foto: picture alliance / dpa)

Startup-Investoren brauchen einen langen Atem. Rückschläge und Verluste gehören zu ihrem Geschäft. Solche Geduld haben Aktionäre an der Börse in der Regel nicht. Das sieht nun, fünf Jahre nach dem Börsengang von Rocket Internet auch dessen Chef, Oliver Samwer, offenbar ein.

Die Berliner Startup-Holding Rocket Internet bereitet einem Bericht zufolge den Rückzug von der Börse vor. Vorstandschef und Mitgründer Oliver Samwer will laut dem "Manager Magazin" wieder ganz die Kontrolle über den Konzern übernehmen. Den Börsengang vor fünf Jahren betrachte er Insidern zufolge inzwischen als Fehler.

Dem Bericht zufolge ist der Aufsichtsrat bereits über die Pläne informiert. Derzeit arbeite ein Team an den Details für den Börsenrückzug. Als wahrscheinlichste Möglichkeit gilt demnach, dass Rocket selbst so viele Aktien wie möglich an der Börse zurückkauft. Der Konzern ist derzeit insgesamt knapp vier Milliarden Euro wert. Samwer selbst, der direkt und indirekt gemeinsam mit seinen Brüdern gut 40 Prozent der Unternehmensanteile besitzt, würde dabei seine Aktien halten. Rockets Barmittel von rund 3,6 Milliarden Euro würden demnach ausreichen, um einen solchen Deal zu finanzieren.

Der Aktienkurs schoss am Morgen zeitweise um rund sieben Prozent in die Höhe. Rocket Internet teilte auf Anfrage von n-tv.de mit, das Unternehmen nehme keine Stellung zu Spekulationen.

Rocket Internet war im Sommer 2014 an die Börse gegangen. Der Konzern gründet oder beteiligt sich an Firmen mit dem Ziel, diese später an die Börse zu bringen. Zu den bekanntesten Unternehmen, die aus Rocket Internet hervorgingen, gehört der Lieferdienst Delivery Hero.

Zeitweise stieg der Börsenwert von Rocket Internet auf bis zu neun Milliarden Euro, beflügelt unter anderem vom Erfolg des ebenfalls von den Samwer-Brüdern aufgebauten Modeversandhauses Zalando. Doch in den letzten Jahren konnte Rocket seinen Aktionären nur wenige erfolgreiche Börsengänge oder Unternehmensverkäufe präsentieren. Der Kurs der Rocket-Anteile hat sich seit ihrem Höchststand 2015 bis heute mehr als halbiert.

Laut "Manager Magazin" ist Oliver Samwer inzwischen zu der Einsicht gelangt, dass ein Startup-Investor wie Rocket "an der Börse nichts zu suchen" habe. Kritiker weisen bereits seit Langem darauf hin, dass die auf kurzfristige Erfolge ausgerichtete Strategie vieler Aktionäre mit dem von zwischenzeitlichen Rückschlägen und operativen Verlusten bei Tochterunternehmen geprägten Geschäft eines Risikokapitalgebers kaum zusammenpasst. Das sieht nun auch Samwer offenbar so. Er wolle wieder "ungestört von der Öffentlichkeit" als Investor agieren, heißt es.

Quelle: ntv.de, mbo

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