Wirtschaft

Arbeitskampf beim Billigflieger Ryanair-Piloten kündigen Streiks an

Bei Ryanair revoltieren die Piloten: Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ruft zum harten Arbeitskampf beim irischen Billigflieger auf. Ab sofort müssen Ryanair-Kunden mit Streikmaßnahmen rechnen. Auch in Italien, Portugal und Irland drohen Piloten mit Streiks.

Die irische Billigfluglinie Ryanair steuert auf den ersten Pilotenstreik ihrer Unternehmensgeschichte zu. Die Vereinigung Cockpit (VC) rief Piloten der Fluglinie zu Streiks an den deutschen Basen auf. Ziel der Maßnahmen seien marktgerechte Arbeits- und Vergütungsbedingungen, heißt es. "Wir geben Ryanair eine letzte Gelegenheit, Streiks in Deutschland abzuwenden, indem sie nun unverzüglich die Bereitschaft erklären, über Arbeits- und Vergütungsbedingungen zu verhandeln", erklärte VC-Präsident Ilja Schulz. "Anderenfalls trägt Ryanair die volle Verantwortung für zukünftige Arbeitskampfmaßnahmen."

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Ryanair 20,50

Termine für die geplanten Ausstände nannte die deutsche Pilotengewerkschaft zunächst nicht. Aus Rücksicht auf die Passagiere kündigte VC zugleich eine Ausnahme für Weihnachten an: Die Feiertage sollen im Zeitraum vom 23. Dezember nachmittags bis einschließlich 26. Dezember nicht bestreikt werden, heißt es.

An der Basis Dublin sprachen sich irische Piloten dagegen bereits per Urabstimmung für einen Streik am 20. Dezember aus. Der irischen Gewerkschaftsbund Impact zufolge wollen die Vertragspiloten zunächst für einen Tag die Arbeit niederlegen. Sollte Ryanair sich auch dann Tarifverhandlungen verweigern, will die Gewerkschaft den Streik ausweiten.

Ryanair teilte mit, der Streik könne zu Störungen im Flugbetrieb führen und entschuldigte sich vorsorglich bei seinen Kunden. In der Sache gab sich die Airline aber unnachgiebig. Man werde nicht in Verhandlungen mit Vereinigungen treten, die Piloten von Konkurrenzunternehmen vertreten, hieß es.

"Wenn nicht jetzt, wann sonst?"

Auch Gewerkschaften in Italien und Portugal werben derzeit für einen harten Arbeitskampf bei Ryanair Ziel der europaweit koordinierten Aktionen seien "marktgerechte Arbeits-und Vergütungsbedingungen", erläuterte die deutsche Pilotengewerkschaft VC. Als marktgerecht sehen die Vertreter der Piloten zum Beispiel die Bedingungen bei Tuifly an, die wie Ryanair über eine Flotte von Boeing B 737-Flugzeugen verfügt.

Mithilfe der Streiks will die Gewerkschaft zunächst nur die Aufnahme von Tarifverhandlungen bei Ryanair erzwingen. "Wie sollten Ryanair-Piloten systematisches Sozialdumping anders durchbrechen, als mit gewerkschaftlichen Mitteln?", erklärte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher. "Und wenn nicht jetzt, wann sonst gibt es eine realistische Chance, damit erfolgreich zu beginnen?"

Der Streit um die Arbeitsbedingungen bei Ryanair schwelt schon länger. In den vergangenen Monaten hatte die Gewerkschaft die Piloten unterstützt, eine eigene Tarifkommission bei der Billigairline zu gründen. Die Ryanair-Beschäftigten werden dabei von Schumacher unterstützt, der bereits den harten Konflikt bei der Lufthansa ausgefochten hat.

Ryanair schaltet auf stur

Die irische Airline zeigt bislang keine Verhandlungsbereitschaft. "Ryanair hat keine Mitteilung über Arbeitskampfmaßnahmen deutscher Piloten erhalten", hieß es auf Anfrage in einem Statement. Man gehe daher davon aus, dass es sich um reine Öffentlichkeitsarbeit der Pilotenvereinigung handle. Wenn es zu Streiks kommen sollte, werde man sich damit "frontal" auseinandersetzen. In keinem Fall aber werde man mit VC verhandeln oder die Gewerkschaft anerkennen.

In der Vergangenheit hatte Ryanair die harte Haltung mit Lohnerhöhungen und Dienstplanverbesserungen begründet, die mit lokalen Piloten-Ausschüssen verhandelt worden seien. Dieses Vorgehen sei vom Obersten Gerichtshof in Irland als rechtmäßig genehmigt worden, hieß es aus Dublin. Die Behauptungen der deutschen Gewerkschaften seien ohne Grundlage. Innerhalb der Belegschaft hatte sich zuletzt allerdings Widerstand gegen die nach irischem Recht organisierten Arbeitsbedingungen geregt, die unter anderem einen hohen Anteil von Leiharbeitern im Cockpit zulassen.

Die 1985 gegründete Ryanair hat sich mit einem strengen Kostenmanagement zu Europas größter Airline gemausert - 2016 überholten die Iren bei der Passagierzahl sogar Branchenprimus Lufthansa. Kritiker werfen der Fluglinie allerdings eine harte Gangart gegenüber Mitarbeitern vor. Auch die deutsche Kabinengewerkschaft Ufo will deswegen mit Ryanair über einen nationalen Tarifvertrag für die in Deutschland stationierten Flugbegleiter verhandeln.

Quelle: ntv.de, mmo/chr/dpa/rts

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