Wirtschaft

"Keine weiteren fünf Jahre" Ryanair-Chef O'Leary denkt ans Aufhören

Schillernde Unternehmerpersönlichkeit: Michael O'Leary.

Schillernde Unternehmerpersönlichkeit: Michael O'Leary.

(Foto: REUTERS)

Überraschende Ankündigung bei Ryanair: Michael O'Leary, der Mann hinter dem Aufstieg von Europas größtem Billigflieger, spricht offen über einen Abschied als Konzernchef. An den umstrittenen Schritten im deutschen Markt hält der irische Airline-Manager fest.

Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair muss sich nach einem geeigneten Nachfolgekandidaten für die Konzernspitze umsehen: Der langjährige Ryanair-Chef Michael O'Leary denkt darüber nach, in wenigen Jahren aufzuhören. Sein Vertrag laufe bis zum nächsten Sommer, sagte der 57-Jährige. Der Verwaltungsrat habe ihn gebeten, um weitere fünf Jahre zu verlängern. "Ich will keine weiteren fünf Jahre machen", sagte der umstrittene Airline-Manager. "Aber ich denke darüber nach, weitere zwei oder drei Jahre zu machen, damit wäre ich 2021 oder 2022 raus." O'Leary führt Ryanair seit 1993. In dieser Zeit entwickelte sich die einst defizitäre irische Airline zur größten Billigfluggesellschaft Europas.

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Ryanair 20,37

Um die Marktposition in Deutschland auszubauen, will Ryanair im April am Berliner Flughafen Tegel eine zehnte deutsche Basis in Betrieb aufbauen. Dazu übernehme der Billigflieger vier dort stationierte Maschinen seiner Partner-Airline Laudamotion, kündigte O'Leary an. Die irische Billigfluglinie hält drei Viertel der Anteile des Ferienfliegers Laudamotion. Dieser hatte Maschinen sowie Start- und Landerechte der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki übernommen. Mittelfristig setzt Ryanair auf eine Ausweitung des Flugangebots und des Streckennetzes im deutschen Markt.

Für das kommende Jahr rechnet der Billigflieger in Deutschland allerdings zunächst nicht mit weiterem Wachstum. "Unser Verkehr wird stagnieren", sagte der Konzernchef. Er begründete dies auch mit der teils heftig kritisierten Schließung der Basis Bremen und der Reduzierung der Kapazitäten am Standort Weeze am Niederrhein.

Die Fluggesellschaft hatte erst kürzlich angekündigt, den Ryanair-Stützpunkt in Bremen mit zwei stationierten Flugzeugen zu schließen und am Flughafen Weeze zwei der fünf dort stationierten Maschinen abzuziehen. Der Regionalairport, der für den Discountflieger vor allem dank der Nähe zum bevölkerungsreichen Ruhrgebiet eine große Rolle spielt, liegt knapp 45 Kilometer nordwestlich von Duisburg unweit der niederländischen Grenze.

"Öl ist bei 85 Dollar, ihr Idioten"

Gewerkschafter hatten den Schritt wörtlich als "Kriegserklärung" im laufenden Tarifkonflikt bezeichnet. O'Leary warf den Arbeitnehmervertretern in diesem Zusammenhang Lügen vor. Der eigentliche Grund für die Schließung in Bremen und die Reduzierung in Weeze seien die Kerosinpreise. Die Ausgaben dafür bilden bei Fluggesellschaften generell den mit Abstand größten Kostenposten. "Öl ist bei 85 Dollar, ihr Idioten", sagte O'Leary. Stiegen die Kosten hier weiter, müsse Ryanair möglicherweise weitere Basen schließen.

O'Leary zeigte sich zuversichtlich, dass es mittelfristig weiter bergauf gehen sollte. "Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren weiter wachsen werden." Im Tarifstreit mit den Gewerkschaften der Piloten und des Kabinenpersonals will O'Leary möglichst rasch zu Abschlüssen kommen, wie er zuletzt in einem Reuters-Interview betonte. "Wir machen Fortschritte", sagte er.

Die Gewerkschaften hatten sich - auch angesichts der harschen Worte von der Konzernspitze - zuletzt sehr skeptisch zu den Verhandlungen geäußert. Viele Branchenexperten rechnen in den nächsten Wochen oder Monaten mit weiteren Streiks.

Im europäischen Markt muss sich Ryanair auf weiteren Gegenwind einstellen. Die Aussicht auf einen ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU bezeichnete O'Leary als besorgniserregend. Es sei möglich, dass Flugzeuge für bis zu drei Wochen am Boden bleiben müssten. "Das wäre sehr schmerzhaft." Ryanair sei aber ein großes Unternehmen. "Wir können das überleben."

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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