Wirtschaft

Kriegskasse gefüllt Rocket sucht neue Raketen

Rocket-Chef Oliver Samwer überlässt es - zumindest öffentlich - den Beteiligungen, Ziele auszugeben.

Rocket-Chef Oliver Samwer überlässt es - zumindest öffentlich - den Beteiligungen, Ziele auszugeben.

(Foto: REUTERS)

Der Internetinkubator Rocket Internet setzt seine Beteiligungen unter Druck. Konkret wird das Unternehmen öffentlich nicht und belässt es bei der Forderung nach Fortschritten. Anleger vermissen indes die Fantasie - und so dümpelt die Aktie vor sich hin.

Die Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet behält für ausgewählte Beteiligungen nach gesunkenen Verlusten 2017 die Gewinnzone im Blick. "Für 2018 erwarten wir weitere Fortschritte", sagte Vorstand Oliver Samwer. Er legte sich jedoch nicht fest, ab wann welche Beteiligung Geld verdienen soll. "Die meisten Firmen sind stark genug, dass sie ihre eigenen Ziele formulieren." Das vergangene Jahr sei sehr erfolgreich gewesen, hob Samwer hervor. Rocket war aber an dem Ziel gescheitert, drei seiner Unternehmen in die Gewinnzone zu bringen.

Der Kochboxen-Versender HelloFresh und der Essenslieferdienst Delivery Hero kündigten in den vergangenen Wochen an, in diesem Jahr schwarze Zahlen im laufenden Geschäft erreichen zu wollen. Beide Unternehmen sind seit vergangenem Jahr börsennotiert. Nach Medienberichten streben auch der Möbelversand Home24 und der afrikanische Händler Jumia an die Börse, dies wollte Samwer aber nicht kommentieren.

3,2 Milliarden Euro zur Verfügung

Für weitere Investitionen stehen Rocket nach seinen Angaben 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung, weiteres Kapital von 0,5 Milliarden Euro liege bei Beteiligungen. Wohin das Geld fließen soll, ließ der Unternehmensgründer offen. "Wir sehen uns weiter nach Gelegenheiten um." Finanzchef Peter Kimpel ergänzte, gemessen an Kapital, Personal, Standorten und Erfahrung sei man besser ausgestattet denn je.

Die Beteiligungen HelloFresh, Global Fashion Group, Jumia, Westwing und Home24 steigerten nach der zusammengefassten Bilanz ihren Gesamtumsatz 2017 verglichen mit dem Vorjahr um 28 Prozent auf 2,64 Milliarden Euro. Sie machten im laufenden Geschäft einen operativen Verlust (Ebitda) von 315 Millionen Euro, 44 Millionen Euro weniger als 2016.

Rocket Internet gründet Firmen oder investiert in junge Unternehmen, vor allem im Handel und bei Dienstleistungen. Bekanntestes Beispiel ist der Modehändler Zalando, dem 2014 der Sprung in die Gewinnzone gelang. Auf einen erneuten Erfolg dieser Größenordnung wartet Rocket bislang vergeblich. wartet Im März war Rocket in den MDax aufgestiegen. Großaktionäre sind die Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer.

Insgesamt hatte Rocket zum Jahreswechsel 89 Tochtergesellschaften, 35 weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz der Rocket Internet SE selbst sank nach Verkäufen von Beteiligungen von 50,4 Millionen Euro auf 36,8 Millionen Euro. Den Verlust bezifferte der Konzern auf 6 Millionen Euro nach 741,5 Millionen Euro im Vorjahr. Der extreme Rückgang hing unter anderem mit dem Verkauf von Aktien der Delivery Hero und des Online-Händlers Lazada zusammen.

Der Aktienkurs der Rocket Internet SE gab am Freitag zunächst nach. Mit gut 25 Euro notiert das Papier jedoch weiter deutlich höher als vor einem Jahr, bleibt vom Ausgabepreis von 42,50 Euro vom Oktober 2014 aber weit entfernt.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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