Wirtschaft

Nach Inhaftierung in Tokio Renault wirft Ghosn vorerst nicht raus

Carlos Ghosn sitzt seit Montag im Gefängnis.

Carlos Ghosn sitzt seit Montag im Gefängnis.

(Foto: AP)

Bei Renault sieht man hinsichtlich des Vorstandsvorsitzes erst einmal keinen Handlungsbedarf. Der inhaftierte Konzernchef Ghosn bleibt im Amt. Sein Stellvertreter Bolloré führt das Unternehmen kommissarisch. Zudem bleibt die Allianz mit Nissan.

Trotz seiner Festnahme in Japan behält Renault-Chef Carlos Ghosn seinen Posten als Vorstandsvorsitzender des französischen Autobauers. Das beschloss der Verwaltungsrat des Konzerns. Zugleich wurde die bisherige Nummer zwei bei Renault, Thierry Bolloré, zum Übergangsvorsitzenden ernannt. Da Ghosn derzeit "verhindert" sei, leite Bolloré vorläufig das Tagesgeschäft, teilte der Verwaltungsrat mit. Er erhalte die "gleichen Befugnisse" wie Ghosn.

Ghosn war am Montag in Tokio festgenommen worden. Der mit Renault verbündete Autohersteller Nissan legt dem 64-Jährigen die Verschleierung seiner Einkünfte in Japan sowie die Veruntreuung von Firmengeldern zur Last. Der Manager ist seit 2005 Vorstandschef von Renault, zugleich ist er Chef der Allianz zwischen Renault und den beiden japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi.

Der Renault-Verwaltungsrat erklärte, er könne sich nicht zu den Vorwürfen gegen Ghosn äußern, da ihm die mutmaßlich belastenden Dokumente nicht vorlägen. Das Gremium rief den japanischen Autobauer Nissan auf, Renault die Ergebnisse seiner internen Ermittlungen zur Verfügung zu stellen.

Frankreichs Regierung hatte als 15-prozentiger Renault-Eigner auf eine rasche Ablösung von Ghosn gedrängt. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte vor der Sitzung des Verwaltungsrats, der Manager sei vorerst "nicht mehr in der Lage, die Gruppe zu führen". Er betonte zugleich, die Regierung habe "keinen Beweis" für ein Fehlverhalten des Automanagers.

Kein Rütteln an Renault-Nissan-Allianz

Sollten sich die Vorwürfe gegen Ghosn aber bestätigen, sei das "von erheblicher Tragweite", sagte Le Maire: "Verschleiern, den Fiskus betrügen - das ist umso schlimmer in einer gehobenen Position und mit einem sehr hohen Gehalt."

Die Regierungen von Frankreich und Japan bekräftigten zugleich ihren Willen, an der Allianz zwischen Renault und Nissan festzuhalten. Le Maire habe sich darauf mit dem japanischen Wirtschaftsminister Hiroshige Seko verständigt, erklärte das Ministerium in Paris.

Die Staatsanwaltschaft in Tokio erklärte, Ghosn habe bei den Steuerbehörden zwischen Juni 2011 und Juni 2015 Bezüge in Höhe von 4,9 Milliarden Yen (derzeit rund 37 Millionen Euro) angegeben - tatsächlich habe er fast zehn Milliarden Yen an Einkünften gehabt. Japanische Medien berichteten, eine Nissan-Tochter habe für Ghosn luxuriöse Wohnungen in vier Ländern gekauft, über die der Manager verfügen konnte. Laut dem Sender NHK strich Ghosn Geld ein, das auf den Namen anderer Manager ausgezahlt wurde.

Quelle: ntv.de, wne/AFP

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