Wirtschaft

Besuch von der Staatsanwaltschaft Razzia bei VW

Statt nach Washington richtet sich der Blick erneut nach Wolfsburg.

Statt nach Washington richtet sich der Blick erneut nach Wolfsburg.

(Foto: imago/Reiner Zensen)

Während der US-VW-Chef im Abgas-Skandal vor dem Kongress in Washington Abbitte leisten will, überstürzen sich in Wolfsburg die Ereignisse: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig startet Durchsuchungen in der Konzernzentrale.

Volkswagen kriegt Besuch: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat Durchsuchungen in Wolfsburg und anderen Orten durchgeführt. Ziel sei die Sicherstellung von Unterlagen und Datenträgern gewesen, die mit Blick auf "in Betracht kommende Straftatbestände" Auskunft über die genaue Vorgehensweise der an der Manipulation der Abgaswerte von Dieselfahrzeugen beteiligten Firmenmitarbeiter und deren Identität geben könnten. Die Durchsuchungen seien durch drei Staatsanwälte mit Unterstützung des Landeskriminalamtes ausgeführt worden.

Europas größter Autokonzern hatte vor drei Wochen eingeräumt, mit einem Computerprogramm in den USA die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert zu haben. Seitdem kommen fast täglich neue Details ans Licht. Einem Bericht des Rechercheverbundes aus ARD, WDR und "Süddeutscher Zeitung" zufolge konnte die Software beim Dieselmotor EA 189 nicht nur den amerikanischen Abgastest erkennen, sondern auch den europäischen Prüfzyklus NEFZ.

Ein Unternehmenssprecher in Wolfsburg sagte zu den Berichten, ob und wie weit die Software tatsächlich unerlaubt eingreife, sei derzeit noch Gegenstand von internen und externen Prüfungen. "Auch ist rechtlich noch unklar, ob es sich überhaupt um eine verbotene Abschalteinrichtung im Sinne der europäischen Normen handelt." VW werde bei der technischen Lösung des Problems "keine Zeit" verlieren. Bisher hatte VW mitgeteilt, bei der Mehrheit der betroffenen elf Millionen Fahrzeuge weltweit sei die Software zwar installiert, aber nicht eingeschaltet gewesen.

US-Chef leistet Abbitte

Mit dem Bericht erreicht der Skandal eine neue Dimension. Eigentlich sollte der Höhepunkt heute mit dem Auftritt des US-VW-Topmanagers Michael Horn vor dem Kongress in Washington erreicht werden. Horn wolle sich für die Manipulationen entschuldigen, heißt es in einer vorab veröffentlichten Stellungnahmen. Der Manager erklärte, ihm sei im Frühling 2014 auch mitgeteilt worden, dass die US-Umweltbehörde EPA Strafen verhängen könnte.

Unklar ist allerdings, wen in der Wolfsburger VW-Zentrale Horn daraufhin informiert hat und was dann unternommen wurde. Horn informiert den Kongress zudem, dass VW in den USA den Zulassungsantrag für die Fahrzeuge des Modelljahres 2016 zurückgezogen habe.

Gabriel fordert Transparenz

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel forderte derweil mehr Transparenz bei der Aufklärung. "Klar ist, dass das Unternehmen aufklären muss. Je offensiver es das tut, desto besser wird es werden. Je defensiver, desto schwieriger", sagte Gabriel nach einem Treffen mit VW-Betriebsräten in Wolfsburg.

Gabriel warnte aber davor, übers Ziel hinauszuschießen. "Es hängen über 70.000 Arbeitsplätze an der modernen Dieseltechnologie", sagte er. "Ich kann nur dazu raten, jetzt nicht eine allgemeine Debatte über die Autoindustrie in Deutschland zu führen." Beim aktuellen Skandal gehe es "um ein strafwürdiges Verhalten von einem Unternehmen. Das ist schlimm genug, aber man muss aufpassen, nicht die ganze Industrie in Deutschland oder gar Europa zu schädigen."

Quelle: ntv.de, sla/dpa

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