Wirtschaft

Rampl sucht neuen Unicredit-Chef Profumo tritt zurück

Der unter massiven Druck geratene Vorstandschef der italienischen Großbank Unicredit, Profumo, tritt von seinem Posten zurück. Aufsichtsratschef Rampl übernimmt in den nächsten Wochen die Suche nach einem Nachfolger. Bis zur Ernennung des neuen Chefs führt Rampl die Unicredit interimsmäßig.

Profumo taucht ab.

Profumo taucht ab.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der wegen des Streits um den Großaktionär Libyen unter Druck geratene Chef der italienischen Großbank UniCredit, Alessandro Profumo, ist zurückgetreten. Der Aufsichtsrat von UniCredit und Profumo seien sich einig, dass die Zeit für einen Wechsel an der Spitze der Bank gekommen sei, erklärte Unicredit am frühen Morgen in Mailand. Übergangschef wird demnach der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Dieter Rampl.

Auf der Grundlage dieser Vereinbarung sei Profumo zurückgetreten, erklärte der Mutterkonzern der HypoVereinsbank. "Der Aufsichtsrat akzeptiert diese Entscheidung und dankt ihm für die exzellenten Ergebnisse der vergangenen Jahre." Kurz zuvor hatte Profumos Frau Sabina Ratti italienischen Medien gesagt, dass es eine entsprechende "Forderung seitens des Aufsichtsrates" gegeben habe und ihr Mann daraufhin zurückgetreten sei.

Rampl sucht Nachfolger

Wie Unicredit weiter mitteilte, soll Rampl Profumos Posten kommissarisch übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Ein neuer Chef werde "in den kommenden Wochen" bestimmt, erklärte die Bank. Rampl war bis zur Übernahme der Hypovereinsbank durch die Italiener im Jahr 2005 der Chef des Münchner Instituts. Profumo war seit 1997 Vorstandsvorsitzender der Großbank.

Profumo stand seit längerem unter Druck. Grund dafür ist die Aktienbeteiligung Libyens an der italienischen Großbank. Der nordafrikanische Staat ist mit fast 7,6 Prozent größter Einzelaktionär von Unicredit. Libyen wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 jahrelang zu den sogenannten Schurkenstaaten gezählt, denen auch Verbindungen zum internationalen Terrorismus nachgesagt werden.

Rampl (r.) übernimmt die Chefsuche.

Rampl (r.) übernimmt die Chefsuche.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die libysche Zentralbank hält knapp 5 Prozent der Unicredit-Aktien, die staatliche libysche Investmentgesellschaft knapp 2,6 Prozent. Kürzlich hatte Libyen seine Beteiligung noch leicht aufgestockt. Bankchef Profumo geriet in dem Zusammenhang deswegen in die Kritik, weil er Bankenverbände, andere Aktionäre und Behörden nicht über den Vorgang informiert haben soll.

Streit wegen Libyen-Beteiligung

Medienberichten zufolge soll Profumo selbst Libyen gebeten haben, seine Beteiligung an Unicredit zu erhöhen. Profumo bestritt dies jedoch vehement. Ärger gibt es im Zusammenhang mit der libyschen Unicredit-Beteiligung auch von Seiten der italienischen Finanzaufsicht. Regelungen sehen vor, dass ein Einzelaktionär maximal fünf Prozent an der Großbank halten darf. Die Finanzwächter zweifeln an, dass die beiden libyschen Geldquellen unabhängig voneinander sind.

Unicredit wuchs unter Profumo zur größten italienischen Bank und zum fünftgrößten Konzern der Eurozone. Der Börsenwert der Bank beträgt 37,3 Mrd Euro. Unicredit ist in 22 Ländern vertreten und beschäftigt weltweit rund 162.000 Menschen. 

Quelle: ntv.de, AFP

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