Wirtschaft

Von "Markenwelten" bis IPO Plant VW größeren Konzernumbau?

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(Foto: picture alliance / Uli Deck/dpa)

Für Kritiker ist die derzeitige Konzernstruktur von Volkswagen mit ihren zwölf Marken zu sperrig. Ein Umbau wird deshalb offenbar diskutiert. Der Truck-Bereich könnte beispielsweise an die Börse gehen. Aber auch eine andere Idee macht die Runde.

Volkswagen denkt über einen größeren Konzernumbau nach. "Dass wir uns auch mit Fragen, wie die Governance und die langfristige Zukunft unserer Gesellschafterstruktur und die Struktur unseres Unternehmens betreffend befassen, das ist klar", sagte Konzernchef Matthias Müller vor Beginn des Genfer Autosalons. Gefragt, ob sich die Wolfsburger an Plänen von Daimler oder Continental orientieren, antwortete Müller: "Wir haben unsere eigenen Vorstellungen." Man wolle sich Zeit lassen, um die Pläne zu entwickeln.

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Ein Insider erläuterte, die Vorbereitungen für einen Börsengang des Nutzfahrzeug-Geschäfts seien Teil von Überlegungen für einen größeren Umbau. Sie Lkw-Sparte könne leichter abgespalten werden, weil es kaum Berührungspunkte mit dem Pkw-Geschäft gebe. Das Management spreche bereits mit den Stakeholdern, also den Eignerfamilien und dem Betriebsrat. Es komme darauf an, alle Kräfte im Konzern für die Pläne zu gewinnen, sagte die Person mit Kenntnis der Beratungen. Wenn alles glatt gehe, könnten die Gespräche schon Ende des Monats beendet werden. Sicher sei dies jedoch keinesfalls.

Bei den Plänen für einen Umbau könnte auch die Idee der so genannten Markenwelten wieder aufleben, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist. Der Konzern mit seinen zwölf Marken gilt schon seit längerem als sperrig. Bei der Bündelung müsse darauf geachtet werden, dass keine Synergien verloren gingen, betonte der Insider. Unklar ist noch, wie die neue Struktur aussehen könnte.

Schon der frühere Konzernchef Martin Winterkorn hatte mit einem solchen Modell experimentiert, das einst von seinem Vorgänger Bernd Pischetsrieder entwickelt wurde. Anfangs sollte eine Premiumgruppe mit Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini und eine Gruppe mit den Volumenmarken VW, Skoda und Seat zusammengefasst werden. Später wurde überlegt, bestimmte Marken nach dem jeweiligen Baukastenprinzip zusammenzufassen, das sie verwenden.

Truck-IPO schon länger ein Thema

Müller sagte Reuters TV auf die Frage nach einem Börsengang des Nutzfahrzeug-Geschäfts: "Das ist eine Überlegung, mit der wir uns permanent zu beschäftigen haben. Da geht es nicht nur um Truck & Bus, sondern um die Schlagkraft des VW-Konzerns insgesamt." Das sei ein Dauerthema für den Vorstand. Es gebe aber noch keine Entscheidung.

Eine mit den Plänen vertraute Person sagte, das Management von Volkswagen Truck & Bus habe in der vergangenen Woche unter Führung von Spartenchef Andreas Renschler über Wege an den Kapitalmarkt diskutiert. Eine der Möglichkeiten sei ein Börsengang, sagte der Insider. Um kapitalmarktfähig zu sein, solle die bisher als GmbH geführte Sparte in eine Aktiengesellschaft - eine deutsche AG oder eine Europa-AG (SE) - umgewandelt werden.

Das "Handelsblatt" berichtete, der VW-Konzernvorstand habe den Weg an die Börse in der vergangenen Woche mit einem Beschluss schon frei gemacht, auch wenn Beratungen mit den Betriebsräten und eine Entscheidung des Aufsichtsrats der VW-Tochtergesellschaft noch ausstünden. Laut "Handelsblatt" gibt es einen konkreten Zeitplan: Der Aufsichtsrat der VW-Tochter soll Ende März grünes Licht geben, der Börsengang wäre etwa ein Jahr später angepeilt. Müller betonte indes, es gebe keine Entscheidungen.

Über eine Verselbstständigung und einen Börsengang des VW Nutzfahrzeug-Geschäfts wird schon lange spekuliert. Unter Renschler, der vor drei Jahren von Daimler zu VW gekommen war, ist die Verzahnung der beiden selbstbewussten Lkw-Töchter MAN und Scania vorangekommen. Sie bilden zusammen mit dem Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien und der Digitalmarke RIO Volkswagen Truck & Bus. Aufspaltungen mit der Option zu einem Börsengang sind ein neuer Trend. So bereiten auch Continental und Daimler einen solchen Konzernumbau vor.

Quelle: ntv.de, Jan Schwartz und Andreas Cremer, rts

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